Ursula Nguyen engagiert sich seit 40 Jahren für Vietnam
Seit vielen Jahren können die Zehlendorfer auf dem Basar vor dem Rathaus schöne und nützliche Dinge kaufen: Vasen, Gläser Besteck, Schmuck, Bücher oder Kleidung. Manche Dinge gingen für wenige Euro über den Tisch. Manche brachten auch viel Geld ein, denn unter den gespendeten Sachen waren Preziosen wie Geschirr von Rosenthal oder KPM. "Viele Leute haben uns unterstützt, auch etliche Geschäftsleute aus der Nachbarschaft", sagt Nguyen.
Von dem Geld, das beim Flohmarkt und bei anderen Veranstaltungen eingenommen wird, kauft der Verein medizinische Hilfsgüter, die dann per Container-Schiff auf die Reise nach Südostasien gehen. Ganze Krankenhäuser konnten bereits ausgestattet werden, darunter eine hochmoderne Klinik für Psychiatrie. Unterstützung bekommen auch Waisenhäuser. Ziel ist es, dass die Kinder mit einer Berufs- oder Schulausbildung in ein selbstständiges Leben starten können.
Wie hat alles begonnen? "Ich bin mit dem Vietnamkrieg aufgewachsen, mit diesen furchtbaren Bildern", erzählt die 65-Jährige. Das Thema ließ sie nicht los: Sie studierte Medizinsoziologie und schrieb ihre Diplomarbeit über "Agent Orange", jenem Entlaubungsmittel, das amerikanische Flugzeuge über dem vietnamesischen Dschungel versprühten. Eine hoch giftige Chemikalie. "Noch heute, in dritter Generation, kommen schwerstbehinderte Kinder zur Welt", sagt Nguyen.
Nachdem der Krieg 1975 beendet war, reiste sie zum ersten Mal nach Vietnam. "Das Land war am Boden. Reis und sauberes Wasser fehlten, Tuberkulose und Pest grassierten, es gab keinen Strom", erinnert sich Nguyen. Für sie war klar, dass sie helfen musste. Zurück in der Heimat, gründete sie sofort den Verein.
Getan hat sich viel. Besonders in den ersten Jahren kamen Kinder zur medizinischen Behandlung nach Deutschland. Vietnamesen ließen und lassen sich hier in medizinischen Berufen aus- oder weiterbilden. Zehlendorfer Ärzte gingen nach Südostasien und bauten Krankenhausstationen auf.
Ursula Nguyen selbst lebt die Hälfte des Jahres in Vietnam und leitet Kurse für Hygiene und Prophylaxe. Dort hat sie ein eigenes Haus, zusammen mit ihrem Mann, einem Chemiker. Er war in Deutschland ihr erster Vietnamesischlehrer.
Vietnam zählt auch heute noch eines zu einem der ärmsten Länder. "Aber kein Vergleich mit früher. Langsam macht sich bescheidener Wohlstand breit", berichtet Nguyen. Hilfe sei aber nach wie vor bitter nötig.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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