Fußball verrückt in Zehlendorf
„Kleine Hertha“ unterliegt Malchow 3:5 / Trainer Arsovic beurlaubt
„Auf Regen folgt Sonnenschein“ war am Sonntag im Zehlendorfer Stadionheft zu lesen. Nun, auf das Wetter traf dies in jedem Fall zu: Regnete es vor Wochenfrist bei der 0:3 Niederlage in Schwerin bei neun Grad in Strömen, zeigte sich der Wettergott gestern von seiner besten Seite – die Sonne strahlte bei sommerlichen Temperaturen. Weniger strahlten die Spieler der „kleinen Hertha“ als sie nach 94 Minuten das Feld verließen: Sie kassierten gegen den Malchower SV eine herbe 3:5 Heimniederlage, von der hinterher keiner so richtig wusste, wie sie zustande gekommen war.
Vor dem Spiel war weniger die anstehende Partie das Gesprächsthema als vielmehr die Trennung von Trainer Alexander Arsovic und seinem Co. Miroslav Savic. Unterschiedliche Auffassungen in der Kaderplanung waren der Grund für die Trennung. Die Spieler Darius Niroumand (von außen) und Kapitän Robert Schröder (auf dem Feld) übernahmen diese schwierige Aufgabe. Und sie machten ihre Sache gut, gäbe es da nur nicht dieses Endergebnis.
Den Zuschauern im Ernst-Reuter-Stadion wurde vom Anpfiff an ein attraktives Offensivspektakel geboten. Die Zehlendorfer gerieten dabei aber erst einmal ins Hintertreffen: N‘ Diaye brachte die Gäste überraschend in Führung (17.). Doch binnen drei Minuten wendeten die Berliner das Blatt und alles schien den erwarteten Verlauf zu nehmen: Ein schönes Zuspiel von Timur Gayret verwertete Niclas Warwel zum schnellen Ausgleich (21.), wenig später war Sebastian Huke zur Stelle, der von Warwel bedient wurde (24.) – 2:1.
Was sich nach dem Wechsel abspielen sollte, konnte keiner vorausahnen. Zuerst bot sich Huke per Kopf die Gelegenheit, für die Vorentscheidung zu sorgen, doch strich der Ball über die Latte. Auf der Gegenseite glichen die Gäste wie aus dem Nichts aus. Ein Freistoß segelte in den Zehlendorfer Strafraum, Mustapha hatte wenig Mühe mit dem Kopf zum 2:2 zu vollenden (57.). Nun wurde es ganz verrückt: In der 61. Minute legte Warwel auf Vassiliadis quer, der aus Nahdistanz zur erneuten Führung für die „kleine Hertha“ traf: 3:2.
Spätestens jetzt wähnten sich die Berliner auf der Siegerstraße, wurden jedoch schnell aus allen Träumen gerissen: 3:3 durch Grotkopp (64.), 3:4 durch Malchows Torjäger Täge (sein 11. Treffer) in der 78. Minute, den Schlusspunkt setzte erneut N‘ Diaye in der Nachspielzeit (90. +3) zum 3:5. „Das Ergebnis spiegelt nicht den wahren Spielverlauf wieder“, sagte Zehlendorfs Carl Hopprich nach der Partie, „denn wir waren klar die bessere Mannschaft.“ Mit dieser Meinung stand er übrigens nicht allein, denn die Gäste machten aus 6 Chancen 5 Tore, während die Berliner fahrlässig mit ihren Möglichkeiten umgingen.
Wer nur auf das nackte Resultat schaut, wird nüchtern feststellen, dass acht Gegentore in zwei Partien gegen zwei Abstiegskandidaten für ein Spitzenteam deutlich zu viel sind. In der Tat, gibt es hier sicherlich Redebedarf. Wer jedoch gerade in der ersten Halbzeit die Spielfreude der Zehlendorfer verfolgte, kann erahnen, welch Potenzial in der Mannschaft steckt, denn da machten sie dem Publikum Freude. „Wir haben Charakter gezeigt, auch wenn wir uns mit dem Ergebnis nicht belohnt haben“, sagte Kapitän Schröder. Zu berücksichtigen ist auch, dass Spieler wie Jian Schleiff, Carl Hopprich und Mike Ryberg lange Zeit verletzt ausfielen und erst frisch in die Startelf zurückkehrten – ein Faktor, der banal und wie eine Ausrede klingen mag, aber dennoch zu beachten ist. Die Unruhe, die durch den Trainerwechsel zwangsläufig aufkam, „hat das Team gut weggesteckt und die spielerischen Vorgaben auch gut umgesetzt“, wie Hopprich sagte.
Es wird interessant, wie es in Zehlendorf die nächsten Tage weitergeht. Die Kaderplanung muss vorangerieben werden, ein neuer Trainer wird gesucht. Kein leichtes Unterfangen – und trotzdem haben sie in Zehlendorf beste Voraussetzungen, jetzt schon die Basis für eine erfolgreiche kommende Spielzeit zu legen. Doch zunächst gilt es, sich am nächsten Sonntag in Seelow für eine ansprechende Leistung auch zu belohnen.
Autor:Oliver Kellner aus Zehlendorf |
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