Mit Huke und Moral

Traumhaft! Sebastian Huke trifft per Fallrückzieher zum 3:2-Siegtreffer für die Zehlendorfer Hertha (70.)  Foto: Kerstin Kellner
5Bilder
  • Traumhaft! Sebastian Huke trifft per Fallrückzieher zum 3:2-Siegtreffer für die Zehlendorfer Hertha (70.) Foto: Kerstin Kellner
  • hochgeladen von Oliver Kellner

Torjäger trifft drei Mal / Erfolg trotz (?) Unterzahl

Die These hat schon etwas für sich: Die Zehlendorfer Hertha gewann am Sonntagnachmittag in Strausberg nicht trotz Unterzahl, sondern weil sie ab der 55. Minute mit einem Mann weniger auf dem Feld auskommen musste. Wie man es schon häufig erlebte, setzte ein Platzverweis beim dezimierten Team Kräfte frei, forderte die Moral der Berliner heraus und war ausschlaggebend dafür, dass sie mit einem 3:2-Erfolgserlebnis nach Berlin zurückkehrten. Fast hätte man es dabei übersehen können: Ihr Torjäger Sebastian Huke hatte auch einen „kleinen“ Anteil daran – er erzielte alle drei Treffer!

Natürlich waren die Zehlendorfer gewarnt, hatten die Strausberger doch alle vier Heimspiele gewonnen. Umso ärgerlicher, dass sie auf drei ihrer Stammkräfte verzichten mussten: „Maxi“ Obst, Niclas Warwel und Marc Zellner konnten nicht ins Geschehen eingreifen, unterstützten ihr Team jedoch von der Tribüne aus. Das Selbstvertrauen der Gastgeber war deutlich zu spüren, selbstbewusst gingen sie die Partie an, und doch fiel wie aus dem Nichts der Führungstreffer: Kaan Bektas nahm sich ein Herz und traf beherzt aus gut 25 Metern in Philip Sprints rechte Ecke. Bis zur Pause blieben Torchancen Mangelware, einzig Hertha 03-Torjäger Huke hatte wenige Minuten vor der Pause das 1:1 auf dem Fuß, doch Strausbergs Schlussmann Jäschke verkürzte geschickt den Winkel und verhinderte den Ausgleich.

Aus der Kabine kamen die Zehlendorfer mit veränderter Einstellung. Trainer Alexander Arsovic schien nicht nur die richtigen Worte gefunden zu haben („Es darf nicht unser Anspruch sein, das Spiel so zu beginnen“), er brachte mit Faton Ademi auch eine zweite Sturmspitze, die sich gleich gut einführte. Ademis Flanke von der linken Seite geriet unfreiwillig von der Strausberger Abwehr zur Vorlage für Huke, der volley vollendete: 1:1 (48.). Wer glaubte, die Zehlendorfer wären dadurch unaufhaltsam auf die Siegerstraße eingebogen, wurde in den Folgeminuten eines besseren belehrt. Beinahe im Gegenzug brachte der Berliner Abwehr-Hüne Lenny Stein den Strausberger Yannick Mastalerz zu Fall. Stein dazu hinterher: „Mein Gegenspieler zieht mich, dadurch falle ich und reiße ihn mit runter. Ich weiß nicht, ob man den Elfmeter geben muss.“ Wael Karim verwandelt zur erneuten Führung der Gastgeber – 2:1 (50.).

„Wenn man zwei Tore zu Hause schießt, sollte man wenigstens einen Punkt behalten können“, sagte Strausbergs Trainer Christof Reimann anschließend auf der Pressekonferenz. Man hätte hinzufügen können: Erst recht, wenn man die letzten 35 Minuten in Überzahl agieren darf. Zehlendorfs Tempomacher Mike Ryberg war übermotiviert in einen Zweikampf mit Strausberg Torhüter Jäschke eingestiegen und wurde von Schiedsrichter Schuster (Bautzen) vom Platz verwiesen. Doch seine Mannschaftskameraden reagierten auf ihre Weise. Arsovic erklärte es so: „Das war eine Art Weckruf für uns.“.

Keine fünf Minuten nach dem Platzverweis, wurde Huke im Strafraum der Gastgeber zu Fall gebracht. „Der Gefoulte sollte niemals selbst schießen“ – diese alte Fußballweisheit scheint nicht auf den Zehlendorfer Torjäger zuzutreffen. Huke verwandelte sicher zum 2:2 (60.), stärkte mit seiner Selbstsicherheit die Moral seiner Mitspieler und erhöhte gleichzeitig die Verunsicherung beim Kontrahenten.

Da überraschte es schon nicht mehr, dass die Berliner nun mehr wollten, als nur den Punkt zu sichern. Nach einem Foul an Ademi, schlug Darius Niroumand einen Freistoß von der Strafraumgrenze auf den hinteren Pfosten. Der mit nach vorn gerückte Innenverteidiger Robert Schröder schraubte sich in die Höhe, legte den Ball per Kopf zurück und Huke (wer sonst?) verwandelte mit einem perfekten Fallrückzieher zum 3:2 (70.). Eine einstudierte Kombination, die schöner nicht hätte abgeschlossen werden können. Huke krönte seine bärenstarke Leistung mit seinem dritten Treffer und sagte nach den aufregenden 90 Minuten, dass „dies zeigt, dass unsere Mannschaft intakt ist und wir ein verschworener Haufen sind.“

In den verbleibenden 20 Minuten hatten die Zehlendorfer noch zwei Möglichkeiten, die man der Kategorie 100% zuschreiben muss. Doch sowohl Ademi, der von der Mittellinie frei aufs Tor loszog und an Jäschke hängenblieb (81.), als auch Rici Bokake-Befonga (90. + 4), scheiterten. Ademi hockte nachher enttäuscht auf der Bank und haderte mit sich. An der fußballerischen Klasse von ihm gibt es keinen Zweifel, doch hat das Selbstvertrauen des Stürmers gelitten. Trainer Arsovic wird den Jungen an seine guten Szenen erinnern, auch das steht fest. Dann wird Ademi wieder ein wichtiger Faktor für das Zehlendorfer Offensivspiel und eine Entlastung für Huke.

Einen Blick auf die Tabelle wollen die Zehlendorfer weiterhin noch nicht werfen. Warum auch? Seit sie sich auf sich selbst konzentrieren, fahren sie die Erfolge ein. Wenn auch die kleine Serie von Spielen ohne Gegentore (Kapitän Schröder: „Das hat mich schon geärgert“) gerissen ist: Sie haben trotz widriger Umstände wieder Lösungen gefunden, die Partie für sich zu entscheiden. Nun stehen wichtige Tage bevor: Am Freitagabend findet die Auslosung der 3. Pokalhauptrunde statt, am Sonntag folgt das Heimspiel gegen den FC Mecklenburg-Schwerin. Es lohnt sich aber auch noch einmal, einen kleinen Blick zurückzuwerfen: 16 Punkte stehen mittlerweile auf dem Zehlendorfer Konto. Die gleiche Anzahl, wie in der Hinrunde 2015/16, die mit der Herbstmeisterschaft endete, und 16 Punkte hatten sie zum gleichen Zeitpunkt auch in der Saison 2013/14 gesammelt, an deren Ende der Aufstieg stand. Das soll keine Träumereien auslösen, nur aufzeigen, was sie bisher geleistet haben – unabhängig von ihrer Platzierung.

Autor:

Oliver Kellner aus Zehlendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 701× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 987× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 963× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.322× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.