Klimafreundlich in die Zukunft
Die Papageiensiedlung soll bis 2030 CO2-neutral werden
Wie würden die Architekten Taut, Häring und Salvisberg die Siedlung heute für die nächsten 100 Jahre umbauen? Um diese Frage geht es in einem Projekt, das Anwohner der Papageiensiedlung jetzt gestartet haben.
In einer ersten Versammlung wurden die Ergebnisse einer Umfrage ausgewertet und die wichtigsten Ziele formuliert. Ganz oben steht die Klimafreundlichkeit. „Damit ist neben dem natürlichen Klima auch das soziale in der Nachbarschaft gemeint“, erklärt Ute Scheub vom Verein Papageiensiedlung. Die Wald- oder Bruno-Taut-Siedlung, wegen der bunt gestalteten Häuserfassaden auch Papageiensiedlung genannt, entstand zwischen 1926 und 1931. „Wenn die Nachbarschaft es bis 2030 schaffen würde, CO2-neutral zu werden, dann könnte das auch andere Siedlungen anstecken“, sagt Scheub.
Die Einsparungen an CO2-Emissionen sollen mit dem Bau von Solar- und Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern gefördert werden. Die Siedlung steht zwar unter Denkmalschutz, die Anlagen seien damit aber vereinbar – „solange sie von der Straße aus nicht sichtbar sind“. Die Baugleichheit vieler Häuser mache Gemeinschaftslösungen bei Solaranlagen möglich. Weitere Vorschläge: Umbau der Gaslaternen zur LED-Beleuchtung oder ein Regenwasser-Speicherkonzept.
Im Fragebogen ging es unter anderem auch um Mobilität. Eine zentrale Frage, da es immer mehr Autos und damit mehr Lärm in der Siedlung gibt. Car-Sharing könnte eine Lösung sein, ein dichterer Takt der Buslinie 118 oder die Verlängerung der U-Bahnlinie 3 bis zum Mexikoplatz.
Bisher nicht gelöst ist das Müllproblem. Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) hatten einigen Anwohnern den teureren Komforttarif aus Gründen der Arbeitssicherheit gekündigt. Die Mülltonnen werden jetzt nicht mehr aus den Wirtschaftswegen abgeholt, die Anwohner müssen sie an die Straße schieben – für Ältere schwierig. Wie es weitergeht, ist noch unklar.
Durchweg positiv beurteilt wurde die Nachbarschaft, das soziale Miteinander. „Der Nachbarschaftsgeist und das Öko-Bewusstsein sind sehr ausgeprägt“, sagt Ute Scheub. Dazu passt, dass sich nach der Versammlung 75 Personen gemeldet haben, die das Vorhaben mit besonderen Fähigkeiten voranbringen wollen, sich zum Beispiel mit Energie-Effizienz-Projekten auskennen.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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