Ein Spaziergang durch das blühende Berlin
Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen, einer Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Reiner Maria Rilke
Der Frühling in der Stadt beeindruckt mit einer Vielfalt ungewöhnlich früh blühender Blumen und einer Farbenpracht an Sträuchern und Bäumen. Anfang März treiben auf Wiesen, Parks und Gärten, die ersten Schneeglöckchen und Winterlinge aus. Es folgen die bunten Krokusse, Blausterne, Tulpen, leuchtend gelbe Narzissen, Maiglöckchen und viele mehr. In der Stadt reihen sich unzählige blühende Bäume und Sträucher aneinander. Die Natur erschuf in der Stadt ein grünes Band, das von Frühjahr bis Spätherbst blüht. Selbst im Winter erstaunen den aufmerksamen Besucher die zarten Blüten der Schneerose - im Volksmund Christrose genannt.
Als einer der ersten blüht im Frühling der Mandelstrauch. Die Zweige sind mit zartrosa Blüten übersät und verströmen einen dezenten Frühlingsduft. Zeitgleich blüht die Forsythie, benannt zu Ehren des schottischen Gärtnermeisters W. A. Forsyth, der den Strauch im 18. Jahrhundert aus China nach Europa brachte. Ihre leuchtend gelben Blüten öffnen sich lange bevor die umstehenden Bäume Grün tragen. Der Blattaustrieb erfolgt nach der Blüte. Die Forsythie wird von den Berlinern sehr geschätzt, deshalb kann man den prachtvoll blühenden Strauch in vielen Gärten, Vorgärten und Lauben-Kolonien sehen.
(Foto 1: Blühende Magnolien)
Ebenso treibt die majestätische Magnolie ihre Knospen aus. Sie blühen in glockenförmigen Blüten in weißen, rosa und roten Knospen, die Tulpen ähneln, und dem Baum hierzulande ihren umgangssprachlichen Namen „Tulpenbaum“ verleihen. In Berlin sind die Magnolienbäume eher klein. Ihre stark verästelten Zweige bilden üppige Blüten aus. Zum Leidwesen vieler Stadtgärtner fallen nach kurzer Zeit die Blüten ab und bedecken den Boden mit einem dichten Blütenteppich.
Weite Verbreitung fand in Berlin die Zierkirsche, die auch sehr prachtvoll im Frühjahr blüht. Man staunt über die Größe und den dicken Stamm der Bäume. Im Berliner Stadtteil Zehlendorf erfreuen durch ein zauberhaftes Blütenmeer drei Straßenzüge. Entlang der Nienkemperstraße entfaltet eine gemischte Bepflanzung aus heimischer und japanischer Zierkirsche ihre ganze Pracht in zartem weiß-rosa. Viele Berliner kommen zur Blütezeit hierher, um das Frühlingserwachen der Kirschbäume zu bestaunen.
(Foto 2: Eine Straße mit blühenden europäischen Kirschbäumen)
Die Fülle an Kirschbäumen in der deutschen Hauptstadt ist keineswegs zufällig. Kurz nach dem Fall der Berliner Mauer rief ein japanischer Fernsehsender seine Zuschauer zu Spenden auf, um die Wiedervereinigung der geteilten Stadt zu feiern. Über eine Millionen Euro kamen zusammen. Von dem Geld wurden 10.000 Sakura Bäumchen angeschafft und entlang des ehemaligen Grenzstreifens gepflanzt. Heute erstreckt sich zwischen dem südlichen Stadtteil Berlin-Lichterfelde und der brandenburgischen Stadt Teltow eine „Kirschallee“, auch „Japanische Allee“ genannt. Ableger jener Bäumchen sind mittlerweile in vielen Straßen und Parks in Berlin und Brandenburg heimisch. Um die 1000 Bäume stehen hier überwiegend in zwei aber auch in vier Baumreihen. Jedes Jahr im April findet inmitten der bezaubernden Allee das Kirschblütenfest Hanami (japanisch für „Blüten betrachten“) statt. In diesen Tagen kommen viele Berliner und Teltower zum Fest, um zwischen den Souvenirständen zu flanieren oder Veranstaltungen rund um die Sakurablüte zu besuchen.
(Foto 3: Die Kirschbäume an der Nienkemperstraße)
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Berliner Architekten ihrer Zeit im Zuge einer Generalstadtplanung beschlossen haben, jeder Hauptstraße eine bestimmte Baumart zuzuordnen. So heißt Berlins bedeutendste Straße „Unter den Linden“, ganz nach der vorgesehenen Bepflanzung. Eine andere berühmte Straße im Westen Berlins, der „Kurfürstendamm“, ist ausschließlich mit Platanen bepflanzt. Interessant ist, dass im Süden Russlands, die Bäume Tschynaren oder auch die „Schamlosen“ genannt werden. Das hängt mit ihrer Eigenschaft zusammen, dass sie im Spätsommer und Herbst ihre Borke jährlich in dünnen Platten abblättern. Mächtige Platanen findet man im Osten Berlins auf der Puschkin Allee.
In Zehlendorf folgt auf die Berliner Straße die Straße Unter den Eichen, in der hauptsächlich Eichen wachsen. An der Ecke Clayallee und Potsdamer Straße steht Berlins berühmteste Eiche, die Friedenseiche oder auch Zehlendorfer Eiche genannt wird. Ihre majestätische Baumkrone zeugt von ihrem stolzen Alter von nun fast 150 Jahren. Die Gedenktafel verrät, dass sie am 2. September 1871 zu Ehren des Friedens nach dem Deutsch-Französischen Krieg gepflanzt wurde. Friedrich der Große pflegte auf seinem Weg nach Potsdam hier Station zu machen und die Pferde zu wechseln. Als im Jahr 2012 der mächtige Stamm in etwa einem Meter Höhe gemessen wurde, war sein Umfang 4,12 m.
(Foto 4: Die Zehlendorfer Eiche. Naturdenkmal)
Es gibt einige Berliner Straßen, die ausschließlich mit Kastanienbäumen bepflanzt sind. Darunter die Seehofstraße auf beiden Seiten Kastanienreihen mit bezaubernden rosa Blüten. Dort, wo die Straße enger wird, vereinen sich die Baumkronen zu einem einzigen zartrosa Blütentunnel.
Während deutsche Volkslieder oft die Linde besingen, preisen russische Lieder die Schönheit der Kastanienbäume.
Und wieder Blühen die Kastanien,
Ich höre das Plätschern des Dnjepr.
Unsere Jugend -
Zeit des Glücks…
Dieser prachtvolle Baum bildet mit seinen fünffingrigen Blättern eine dichte kuppelförmige Krone. In Berlin sind nicht wenige über 30 Meter hoch. Aber die eigentliche Schönheit entfalten Kastanien mit ihren zylindrischen Blüten. Bis zu 20 cm hoch recken sich die weißen, leicht rosa farbigen Kerzen der Sonne entgegen, ein wunderschöner Kontrast am grünen Blättermeer.
(Foto 5: Straße mit rosa blühenden Kastanienbäumen)
(Foto 6: Kastanien am Rathaus Spandau)
In Zehlendorf am Werner-Sylten-Weg erstreckt sich ein imposanter Kastanienhain, der in der Blütezeit von Familien mit Kindern bevölkert wird. Außerdem sind Kastanienbäume nicht selten wichtiger Teil von Parkbepflanzungen. Ein gutes Beispiel ist der Park gegenüber dem Bahnhof Berlin-Spandau. Hier wachsen zehn Kastanienbäume mit ihren prachtvollen rosafarbenen Blüten. Zu Beginn der Blütezeit kann man bei naher Betrachtung der weißen Blüte gelbe Tüpfel sehen, die später rot werden - daher die hell rosa Schattierung der Blüte.
(Foto 7: Kastanienhain am Werner-Sylten-Weg)
(Foto 8: Kastanienbäume an der Attilastraße)
Während einer Fahrt mit dem Doppeldeckerbus entlang der breiten Attilastraße entsteht vor den Augen des Betrachtenden ein zauberhaftes Bild der schöpferischen Kraft der Natur - die majestätischen Kastanienbäume stehen in voller Blüte.
Das Gesamtbild wird durch die imposanten Rotbuchen vervollständigt. Die Farbe ihrer Blätter ist am ehesten als ein variantenreicher Purpur einzuordnen. Am Teltower Damm, gleich neben dem Standesamt Zehlendorf, steht in einem privaten Vorgarten ein prachtvolles Exemplar, das man ohne Übertreibung als einen roten Riesen bezeichnen kann. In der nahe gelegenen Hohenzollernstraße, im Garten einer Villa, steht eine ähnlich alte Buche kolossalen Ausmaßes. Zweifellos sind diese Buchen ein Naturdenkmal für sich, wenn sie nicht bereits als solche klassifiziert wurden. In ähnlicher Blätterfarbe findet man den kanadischen Ahorn.
(Foto 9: Ein Straßeneck am Mexikoplatz)
Besonders gelungen ist die Rotbuchenbepflanzung auf dem Mexikoplatz (einer der schönsten Plätze in Berlin): in einer Komposition mit zwei Springbrunnen, umrahmt von bunten Blumenbeeten und anderen alten Bäumen, bieten die Rotbuchen eine besonders prachtvolle Kulisse vor Wohn- und Gewerbegebäuden, die eine einzigartige Architektur haben. Auf diesem einladenden Platz kann man stundenlang auf den Bänken vor den Springbrunnen verbringen und der Kreativität der Natur und des Menschen zusehen.
Besonderen Charme verleiht der Stadt das bunte, immergrüne Rhododendron, das hier sehr verbreitet ist. Während der Blütezeit wartet es mit einem selten zauberhaften Farbenspiel auf, das seines Gleichen sucht. Rhododendron blüht nur eine kurze Zeit im Juni. Der Strauch bildet große Knospen mit einzigartigen Farbentönen aus. So mancher Garten wird von großen Rhododendronsträuchern umrahmt, die als dichte Wand aus Blattgrün wirken.
(Foto 10: Ein Straßeneck am Mexikoplatz)
Überall in Berlin wächst Flieder. Den gibt es nicht nur in Vorgärten und Grünanlagen, er wächst insbesondere in breiten Streifen entlang des städtischen Bahnnetzes. Dieser hübsche Strauch blüht in unterschiedlichen lila Schattierungen, zuweilen auch in Weiß.
Ganz anders sind die Blüten der Jasmin Sträucher, sie ziehen die Aufmerksamkeit durch ihren raffinierten Duft auf sich. Ihr dichter, weißer Blütenstand ziert viele Stadtbepflanzungen und verleiht erhöhten Landstrichen den Anschein weiß gekalkter Wälle. Welcher zauberhafte Anblick!
Nicht selten trifft man in der Stadt auf einen Baum mit dem interessanten Namen „Goldregen“. Diesen Namen hat er seinem üppigen gelben Blütenstand zu verdanken, der in langen gelben Blütentrauben wie Regentropfen nach unten fällt. Leider ist alles an dem Baum, unter anderem auch die Blüten, hoch giftig. In der Stadt gedeiht auch ein dem Namen nach ähnliches, jedoch in lila Schattierungen blühendes Rankgewächs: der Blauregen oder Glyzine. Es windet während der Blütezeit seine Äste, Lianen ähnlich um Pflanzgestelle oder andere Bäume und umrankt diese bis zu sieben Meter hoch mit dichten blauen Blütentrauben.
(Foto 11: Glyzine im Rosengarten)
Die Gewöhnliche Traubenkirsche kommt eher selten vor. Es gibt sie nicht nur als Strauch, sie wächst auch zu stattlichen Bäumen heran und ist bei Stadtvögeln wegen ihrer Kirschbeeren sehr beliebt.
Die weißen Blütentrauben der Akazie verbreiten ihren aromatischen Duft im Umkreis von mehreren Dutzend Metern bis hinauf in unsere Wohnung und erinnern unwillkürlich an einen alten russischen Schlager:
Weiße Akazien in duftenden Trauben
So voller Aromen seid ihr…
Weiße Akazien zarter Duft
Niemals vergesse ich es, niemals!
Weiße Akazien gibt es in Berlin viele. Sie wachsen zu hohen Bäumen heran, nur noch übertroffen durch Pyramidenpappeln oder Kiefern. Ihr Stamm ist mit den Armen eines Erwachsenen nicht zu umfassen.
Im Juni erinnert ein unvergleichlich würziger Duft an den Beginn der Lindenblüte. Die Blüten selbst sind eher unauffällig und zunächst in den hellgrünen Knospen verborgen. Wenn eine Linde gegenüber einem Balkon wächst, dann bleibt ihr Duft lange Zeit in der Wohnung und bezaubert die Menschen jedes Jahr aufs Neue. Da an mehreren Straßen in Zehlendorf hauptsächlich Linden wachsen, manche älter als hundert Jahre, nennen wir sie in unserer Familie: „Land der Linden“.
Hier befinden sich auch geschichtsträchtige Straßen, wie die König- und die Hohenzollernstraße. Über diese Straßen fuhr im 19. Jahrhundert die Königsfamilie in ihren Kutschen auf noch bis heute erhaltenem Kopfsteinpflaster hinaus aus Berlin, zur Sommerfrische nach Potsdam. Die alteingesessenen Berliner meinen, dass die Linden an Zahl alle anderen Bäume überwiegen. Ein Spaziergang unter den blühenden Linden ist für die Leute ein wahrhaft unvergessliches Erlebnis.
In Berlin sind weit verbreitet die entzückenden Hortensiensträucher. Nur wenige Ziersträucher beeindrucken mit derart reich besetzten Dolden wie die Hortensie. Ihre schneeballförmigen Blüten gibt es in beinahe allen Farbvarianten. Zur Freude der Städter blühen die Hortensien von Frühling bis spät in den Herbst hinein.
Bei aller Vielfalt von blühenden Sträuchern und Bäumen erfreut sich die Königin der Blumen – die Rose - bei den Berlinern nach wie vor größter Beliebtheit. Die Blütezeit der unterschiedlichen Rosenarten dauert von Mai bis Anfang November. Rosensträucher gibt es fast in allen Gärten, Stadtparks und Innenhöfen. Es gibt Gärten, in denen mehr als 40 Rosenarten wachsen. Die Form der Sträucher kann sehr unterschiedlich ausfallen: von weitverzweigten Bodendeckern bis zu pyramidenförmigen Ziersträuchern. Entsprechend variiert deren Höhe von 40 cm bis zu zwei Metern. Bestimmte Arten wie die Kletterrose können durch ihre besonderen Wuchseigenschaften in unterschiedlichen Formen ranken.
Manche umranken imposante Bogenstrukturen, andere sieht man an den Wänden von Hochhäusern bis in den zweiten Stock klettern. In Berlin findet man eine reiche Vielfalt an Rosensorten. Die Blüten können einfach oder auch gefüllt sein, mit 20 Blütenblätter und mehr. Rosen faszinieren durch die schier unglaubliche Farbpalette, die sich zwischen den Hauptfarben rot, orange, weiß und gelb bewegt. So vielfältig wie die Farben sind die Duftvarianten der Rosen, während die einen ihren lieblichen Duft verströmen, duften andere überhaupt nicht.
Eine besondere Erwähnung verdient der wunderschöne Rosengarten im Humboldthain im Stadtteil Gesundbrunnen. Dieser Garten hat eine Dauerausstellung von zahlreichen Rosensorten zum Thema gemacht. Sie präsentiert eine erlesene Auswahl an internationalen Rosenzüchtungen, die durch sorgsam getrimmte Buchshecken voneinander abgegrenzt werden. Der geneigte Rosenliebhaber kann hier stundenlang wandeln und die Rosensorten in all ihren Farben und Formen bewundern. Bemerkenswert sind hier auch Schaustücke der Gartenarchitektur, die Rosen aufs Beste mit anderen Pflanzungen vereinen.
Für jeden Pflanzenliebhaber ist natürlich der Botanische Garten Berlins beeindruckend. Er ist einer der größten und ältesten der Welt und vereint auf einem großzügigen Areal inmitten der Stadt mehr als 20 Tausend Pflanzenarten, die von deutschen Botanikern von allen Kontinenten zusammengetragen wurden. In den weitläufigen Gewächshäusern kann man Tage verbringen, um etwa die umfangreiche Kakteensammlung oder die mehr als tausend Arten zählende Orchideensammlung zu besuchen. In der Winterzeit kommt man, um die Winterkönigin der Blüten, die Kamelie, blühen zu sehen. Im Sommer lassen die großen Beete im Freien mit ihren ausgeklügelten Blumenkompositionen den Besucher staunen. Man kann sich vorstellen, dass der Botanische Garten durch sein langjähriges Bestehen bis heute eine große Wirkung auf die Stadtbepflanzung Berlins hat.
(Foto 12: Im Rosengarten)
In Zehlendorf findet man Straßenbepflanzungen, wie die der Argentinischen Allee oder der Sachtlebenstraße, in denen auf beiden Seiten ausschließlich Weißbirken wachsen. Ebenso ist die Stubenrauchstraße mit zwei Reihen weißborkiger Birken bepflanzt.
Soweit es mich betrifft, so habe ich von den Ländern Europas, die ich besucht habe, die größten Blumenliebhabern in Deutschland gefunden. Das bestätigen die zahlreichen Blumenbeete an öffentlichen Plätzen und privaten Vorgärten. Auch die Zahl der Blumengeschäfte ist in Berlin, im Vergleich mit anderen europäischen Hauptstädten, sehr hoch.
Blumen werden in Berlin allerorts angeboten: Vom Supermarkt über den kleinen Kiosk an den Bahnstationen bis zu den großen Gärtnereien, die ihre Pflanzen direkt aus den Gewächshäusern, in denen sie kultiviert werden, verkaufen. In spezialisierten Baumschulen kann man außerdem zahlreiche Setzlinge, Jungbäume, Sträucher und Bäume erwerben. Wer es pflegeleicht mag, kann auf Kunststoffblumen zurückgreifen. Manche sind so hochwertig hergestellt, dass man nicht gleich den Unterschied sieht. Inmitten der Pflanzen in den großen Gartencentern fühlt man sich zuweilen wie im Paradies, ein Blumengeschäft in unserem Stadtviertel heißt sogar entsprechend „Blumenparadies“.
Fast überall in der Stadt bepflanzen derer Bewohner ihre Balkone. Manchmal bleibt man vor kunstvoll bepflanzten Balkonkästen erstaunt stehen und erfreut sich. Sehr viele Blumen und Pflanzen werden zudem aus anderen Ländern nach Deutschland importiert, allein Millionen von Tulpen aus den Niederlanden. Die Blumengeschäfte in Deutschland sind entsprechend gut besucht.
Eine Zierde Berlins sind die vielen gepflegten Rasenflächen. Ein großer oder kleiner Streifen Rasen am richtigen Platz - das ist auch eine Form von Gartenkunst. In Berlin, wie in ganz Deutschland, bieten spezialisierte Unternehmen Rasen auf Bestellung an. Und ob es nun ein großes Firmengelände oder einen privaten Garten zu begrünen gilt, der Rasen wird dem Kunden in großen Rollen angeliefert und auf entsprechend vorbereiteten Untergrund schlicht ausgerollt. Nach reichlich Gießen und Nachverdichten entsteht so in zwei bis drei Wochen ein grüner Teppich. Die häufigsten Grassorten im Stadtrasen sind Süßgräser wie: Schwingel, Kammgras, Schmiele, Rispe, Weidelgras. Naturbedingt wird älterer Rasen mit der Zeit von Moos besiedelt, dem man nur schwer entgegenwirken kann, deshalb muss man nach einigen Jahren den Rasen zwangsläufig grunderneuern.
Dem Gärtner ist es bekannt, dass der Rasen einmal in zwei Wochen gemäht werden muss, bei günstigem Wetter sogar bereits nach zehn Tagen. So bleibt die Rasenfläche ein dichter grüner Teppich. Das Rasenmähen funktioniert gleich gut mit motorisierten wie mechanischen Rasenmähern. Die Häufigkeit des Gießens ist natürlich von den Tagestemperaturen abhängig. An heißen Tagen müssen sowohl Rasen als auch Blumen täglich gegossen werden, da unter der dünnen Bodenschicht meist bereits die Sandschicht beginnt. Berliner Gärtner sparen nicht an Wasser.
Im Nordosten Berlins befinden sich die „Gärten der Welt“, auch Erholungspark Marzahn genannt. Vor dem Haupteingang und im ganzen Park gibt es einige schöne Beete mit unterschiedlichen Arten von bezaubernden Blumen. Es begann 1987 mit der Berliner Gartenschau (BEGA). Die Attraktion des Parks sind seine „Themengärten“. Man kann hier einen Chinesischen, Japanischen, Italienischen, Koreanischen, Balinesischen und andere Gärten besichtigen. Jeder von ihnen wurde von Fachleuten aus dem jeweiligen Land entsprechend der Landestradition und den traditionellen Techniken konzipiert. Zu diesem Zweck wurden aus allen Ländern Setzlinge, Sträucher, Bäume und Blumensamen hierhergebracht. Handwerker aus den entsprechenden Ländern bauten etwa die chinesischen Pagoden, die japanischen Hügel und vieles mehr. Für die Pflanzen aus Bali wurde extra ein großes Gewächshaus erbaut, um ein tropisches Mikroklima zu erzeugen. In der ganzen Parkanlage blühten zu dieser Zeit zahlreiche Sträucher und Pflanzen, jedoch beeindruckte am meisten die Vielfalt der blühenden Rhododendronsträucher. Im Park bilden die Sträucher ein regelrechtes Dickicht.
(Foto 13: Im Schlosspark Charlottenburg)
Von all den zahlreichen blühenden Berliner Plätzen und Parks sind die Blumenkompositionen im Park des Schlosses Charlottenburg der größte Publikumsmagnet. Auf der Fläche von drei Fußballfeldern wird dem Besucher mannigfaltige Gartenarchitektur gezeigt. Die Zahl der Pflanzenarten lässt sich bestenfalls schätzen, aber darum geht es auch nicht, sondern um die Kunst der Gartenkomposition. Die Gartengestalter schufen hier im Wechsel aus grünem Rasen, Springbrunnen und Teichen ein wundervolles Biotop für Schwäne und Enten. Den Jahreszeiten entsprechend sorgen Fachleute dafür, dass die Pflanzenarrangements sich stets ändern. Der größte Ziergarten Berlins ist einer der Größten, die ich bei meinen Reisen in Europa gesehen habe.
Man kann sich vorstellen, dass nicht minder prachtvolle Blumenbeete im Britzer Garten zu finden sind, in dem jeden Frühling eine bedeutende Tulpenausstellung stattfindet. Den ganzen Sommer kann man hier bezaubernd blühende Rosensträucher sehen. Im Herbst folgt auch schon die nächste Veranstaltung, in der Astern und Dahlien gezeigt werden.
Im Park Babelsberg und im Park Sanssouci werden ähnlich prachtvolle Blumenbeete arrangiert, aber da sind wir schon im Land Brandenburg.
Übersetzung von Anna und Katharina Weimann
Autor:Süsin Wassili aus Zehlendorf |
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