Keine Baumernten im Grunewald
Umfangreiche Abholzungen dienen ausschließlich der Pflege des Waldes
Die Zehlendorferin Ilona Nickel ist regelmäßig und gern im Grunewald unterwegs. In letzter Zeit jedoch macht sie der Anblick an vielen Stellen betroffen. Besonders dort, wo man von der Clayallee in der Nähe des Kunsthauses Dahlem in den Wald kommt, werden in „riesigem Umfang“ Bäume abgeholzt, schildert sie und fragt sich, warum das geschieht.
„Momentan sieht es sehr bedrückend aus, zumal riesige Fahrzeuge sich scheinbar rücksichtslos ihre Wege bahnen, ihre Spuren hinterlassen und die gesamte Waldsituation belastend beeinflussen“, sagt sie. Die Nachfrage der Berliner Woche bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenUVKM) ergab, dass es sich bei der Maßnahme in erster Linie um routinemäßige Pflegearbeiten handelt. „Was derzeit im Grunewald passiert, sind normale Pflegemaßnahmen“, stellt Stadtnaturexperte und Wildtierreferent Derk Ehlert klar. Der Berliner Wald sei in erster Linie ein Erholungswald, in dem die erforderlichen Pflegehiebe in ausgewogenem Verhältnis mit der nachhaltigen Gesamtstruktur des Waldes stehen, erklärt Derk Ehlert.
Die Maßnahmen im Grunewald gehören zum Projekt Waldumbau, mit dem die Berliner Forsten bereits vor 30 Jahren begonnen haben. Dabei geht es darum, den Grunewald im Rahmen einer nachhaltigen Waldpflege auf den Klimawandel vorzubereiten und große Kiefernbestände durch Mischwald zu ersetzten. Dieser Umbau folge in erster Linie dem Prinzip der natürlichen Verjüngung, bei dem hauptsächlich auf die Selbstaussaat der Laubbäume gesetzt werde.
Warum zu diesen Maßnahmen schwere Holzerntemaschinen – sogenannte Harvester – eingesetzt werden, die tiefe Spuren im Waldboden hinterlassen, erklärt Michael Herden von der Pressestelle der SenMVKU damit, dass diese Maschinen wesentlich schneller als Menschen arbeiten, so das die Einschränkungen für Waldbesucher auf einen möglichst kleinen Zeitraum begrenzt werden. Darüber hinaus sei das Befahren der Waldflächen für diese Maschinen streng limitiert. „Die Fahrzeuge haben aufgrund ihrer acht sehr großen und breiten Reifen, in denen ein sehr niedriger Druck herrscht, einen sehr geringen Bodendruck. Sie bewegen sich ausschließlich auf Maschinenarbeitswegen, sogenannten Rückegassen, die nur alle 40 Meter in den Wald führen“, sagt er. Damit minimierten die Berliner Forsten die Befahrung des Waldes auf maximal zehn Prozent.
Begrenzte Schäden
Begrenzt seien auch die Schäden, die von den Harvestern verursacht werden. Da die Maschinen ausschließlich die Rückegassen befahren, bleiben rund 90 Prozent des Waldbodens verschont. Durch die fünf bis zehnjährigen Ruhephasen zwischen den einzelnen Waldpflegemaßnahmen regeneriere sich der Boden schnell, zusätzliche Arbeiten zur Wiederherstellung der Rückegassen seien nicht notwendig. Anders sei das bei den Waldwegen. „Sie werden durch die Waldwegebau-Experten der Berliner Forsten wiederaufbereitet, in Stand gesetzt und für Spaziergänger wieder freigegeben“, sagt Herder. Zuletzt sei das am 23. Februar geschehen und auch jetzt, nach Abschluss der Arbeiten, werde das wiederholt.
Der Einsatz von Pferdefuhrwerken sei übrigens nur bedingt eine Alternative. Die Berliner Forsten haben zwar sechs Arbeitspferde, die Tiere werden jedoch nur bei Arbeiten in besonders sensiblen Bereichen eingesetzt. Das sind zum Beispiel Naturschutzgebiete oder sehr nasse Standorte. Doch auch dabei werden Spuren verursacht und zwar überall, denn die Pferde schleifen das Holz aus dem Wald, während Maschinen es tragen. „Nicht zuletzt schaffen zwei Pferde an einem Arbeitstag ungefähr das, was eine Maschine in zwei Stunden schafft“, erklärt der Pressesprecher. Die Einschränkungen für die Erholungsuchenden würden demnach Monate dauern und nicht nur wenige Wochen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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