Von der Sandpiste zur Steinbahn:
Die erste befestigte Chaussee in Preußen entstand ab 1788
Im 18. Jahrhundert waren die Sachsen und Schlesier den Preußen weit voraus. Dort gab es bereits befestigte Chausseen, während die Kutschen auf dem Weg zwischen den Residenzstädten Berlin und Potsdam im märkischen Sand stecken blieben.
Diese Pisten zählten zu den schlechtesten Verkehrswegen in ganz Europa. Gebrochene Wagenachsen und zerborstene Räder konnten die Reisen erheblich verzögern. Auch der von Friedrich I. 1730 ausgebaute Königsweg zwischen Zehlendorf und Kohlhasenbrück war nur eine in den Wald geschlagene sandige Schneise und erleichterte das Vorankommen nicht.
Eine andere Route führte über Stolpe, das heutige Wannsee, nach Potsdam, war aber ebenso beschwerlich. Durch den Bau der ersten, hölzernen Brücke in Glienicke 1660 gab es immerhin den Havelübergang nach Potsdam.
Für Friedrich den Großen waren gut befahrbare Straßen eher ein Nachteil, da sie den Einmarsch feindlicher Truppen erleichtern konnten. Er setzte mehr auf den Ausbau der Wasserwege für den Gütertransport.
Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. hatte die Vorteile der befestigten Straßen in Sachsen und Schlesien kennen gelernt. Von 1788 bis 1795 ließ er von Carl Gotthard Langhans, dem Architekten des Brandenburger Tors, die erste befestigte Chaussee in Preußen bauen, die so genannte Steinbahn, bauen. Sie führte vom Leipziger Platz in Berlin über Schöneberg, Steglitz und Zehlendorf bis nach Potsdam. Diese Steinbahn wählte das Bezirksamt zum Denkmal des Monats Oktober.
In grader Linie zur Glienicker Brücke
Die Chaussee führte ab Zehlendorf geradlinig nach Westen zur Glienicker Brücke. Schlecht für die Wirte, deren Krüge auf der alten Route lagen, ebenso für den Betreiber von „Albrechts Theerofen“, der dafür sorgte, dass die Räder der liegen gebliebenen Kutschen für die Weiterreise gut geschmiert wurden. Der Wirt vom Krug in Stolpe allerdings hatte Glück, er konnte direkt an der neu errichteten Brücke zwischen dem Kleinen und Großen Wannsee eine Gaststätte eröffnen.
Der Aufbau der Chaussee war innovativ. Steine unterschiedlicher Größe wurden mit Kies und Sand eingeschlämmt, darüber kamen flache, nach unten zugespitzt behauene Steine. Den Abschluss bildete eine Deckschicht aus Kies, Schotter und Lehm, die für Festigkeit und Trockenheit sorgen sollte.
An den Seiten der Steinbahn wurden Säulenpappeln angepflanzt. Später wurden sie durch Eichen ersetzt, die den Reisenden mehr Schatten spendeten als die schmalen Pappeln.
Meilensteine entlang der Chaussee zeigten die Entfernung zum Leipziger Tor in Berlin an. Zwei Repliken aus den 1930er Jahren stehen gegenüber dem Zehlendorfer Gemeindewäldchen an der Potsdamer Straße und auf der Höhe des ehemaligen Rathauses Wannsee an der Königstraße. „II Meilen von Berlin“ und „III Meilen von Berlin“ ist darauf zu lesen. Eine dritte mit dem HInweis "I Meile von Berlin" steht in der Hauptstraße in Schöneberg nahe des Innsbrucker Platzes. Eine preußische Meile war damals 7,532 Kilometer lang.
Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde die Steinbahn verbreitert. Es entstanden neue Fahrbahnen links und rechts der eigentlichen Bahn in der Mitte der Allee, die stillgelegt wurde. Die Chaussee wurde Bestandteil der „Reichsstrasse Nr. 1“ von Aachen nach Königsberg, heute ist die Teil der Bundesstraße 1.
Der Großteil der Eichen ging allerdings im Lauf der Zeit verloren. Erhaltene Alleeabschnitte gibt es in der Potsdamer Chaussee, der Berliner Straße und Unter den Eichen. Die Bäume sind zum Teil schon über 150 Jahre alt.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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