Wie geht's weiter für die Goerzbahn?
Senat prüft Nutzung für Wirtschafts- und Personenverkehr
Der Senat prüft gerade, wie der Weiterbetrieb der Goerzbahn entsprechend Planfeststellung auf der vorhandenen Strecke realisiert werden kann. Das geht aus einer Antwort von Staatssekretärin Dr. Claudia Elif Stutz aus der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt auf eine Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Franziska Brychcy und Kristian Ronneburg (beide Linke) vom Februar dieses Jahres hervor. Wir berichteten bereits mehrfach dazu, doch wie ist die Situation auf der Goerzbahn heute?
Die Zehlendorfer Eisenbahn und Hafen AG – später GmbH – , kurz ZEUHAG oder im Volksmund Goerzbahn genannt, wurde 1904 gegründet, zunächst noch als (Pferde-)Bahngesellschaft, die den Betrieb auf ihrer zuletzt sechs Kilometer langen Strecke im Bereich Dahlemer Weg zwischen Lichterfelde West und Schönow jedoch nach rund einem Jahrzehnt Pferdebahndasein auf Dampflokbetrieb umgestellt hatte. Diente sie anfänglich der Versorgung des wachsenden Schönower Industriegebiets mit Baustoffen, war es später der Transport von Rohstoffen und den in Schönow fertig gestellten Produkten. Als Tochtergesellschaft der Optischen Anstalt C. P. Goerz, zu der sie nach dem ersten Weltkrieg geworden war, wurde sie wie das Mutterunternehmen 1926 Teil von Zeiss-Ikon. Schon 1919 war ein Personenverkehr auf der Strecke eingerichtet worden, allerdings nur für Werksangehörige und nur bis 1945. Und von 1989 bis zur endgültigen Stilllegung der Strecke Mitte 2018 rollten auf den Gleisen Auto-Kunststoffteile vor allem in das Kölner Ford-Werk, während die Nutzung des überflüssig gewordenen Lokschuppens als Eisenbahnmuseum schließlich auf die AG Märkische Kleinbahn überging.
Nach einem langjährigen Zwischenspiel von Deutscher Reichsbahn als Betriebsführer gehört die Bahninfrastruktur, also vor allem die Gleise, heute der RHB Logistics GmbH, einer Tochter der DB Cargo AG, mit Ausnahme von Grundstücken an der Goerzallee im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Schönow, die dort inklusive der Infrastruktur von der Berliner Immobilienmanagement GmbH BIM erworben wurden. Fläche und Infrastruktur für das Grundstück Goerzallee 313 und 315 befinden sich damit im Eigentum des Landes Berlin. Dies hätte die Möglichkeit einer Nutzung der Eisenbahninfrastruktur durch den Verein Zeuhag, einem „Ableger der AG Märkische Kleinbahn“ (mkb-berlin.de), durch einen Museumsbahnbetrieb eröffnet, zumindest aber vereinfacht. Doch eine Bearbeitung der mit Schreiben vom 16. November 2018 beantragten Inbetriebnahme der Eisenbahninfrastruktur ruhe derzeit wegen fehlender Antragsunterlagen, heißt es dazu in der Antwort der Senatsverwaltung weiter.
Wie aber sieht es mit einer Aufnahme eines regulären Wirtschafts- beziehungsweise Personenverkehrs aus? Ob Wirtschaftsverkehr aufgrund des erklärten Vorrangs der Schiene wieder auf die Goerzbahn rückverlagert werden kann, wird, wie eingangs erwähnt, derzeit gerade geprüft. Das gilt auch für eine Nutzung der Goerzbahn für die Personenbeförderung. Stutz führt dazu aus: „Für eine qualifizierte Beurteilung der Nutzungsmöglichkeiten für den Personenverkehr strengt der Senat eine entsprechende Untersuchung und konzeptionelle Überlegungen an. Besondere Herausforderungen auf der Strecke, etwa aufgrund der Lage, Zufahrten und Bahnübergängen fließen dabei ein. Aussagen zum Aufwand für den Umbau der Anlagen der Goerzbahn sind derzeit nicht möglich, da zum gegenwärtigen Stand die Überlegungen zur konkreten Ausgestaltung der Reaktivierung der Goerzbahn noch nicht abgeschlossen sind und damit die nötigen Grundlagen zur Abschätzung des Aufwands nicht vorliegen.“
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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