Die historische Ladenstraße mit U-Bahnanschluss hat sich zum Kieztreffpunkt entwickelt
Zehlendorf. Was wäre Berlin ohne lebendige Einkaufsstraßen und attraktive Geschäfte? Doch der Wandel im Handel hinterlässt Spuren. Damit der lokale Einzelhandel eine Zukunft hat, engagieren sich zahlreiche Geschäftsleute. Was sie tun, stellt die Berliner Woche im Rahmen der Aktion „Das geht uns alle an!“ an einem Beispiel vor.
Supermärkte, Schuhgeschäft, Modeladen, Juwelier, Kaffeerösterei, Apotheke, Reformhaus und mehr. Die Ladenstraße im U-Bahnhof Onkel Toms Hütte lässt so gut wie keine Wünsche offen. Zudem ist sie durch ihre Lage etwas ganz Besonderes und das seit 1932: Ein Nahversorgungszentrum für die in den 1920er-Jahren von Bruno Taut errichtete Waldsiedlung.
Karina und Andreas Schmiedling sind im März mit ihrem Schuhgeschäft in die Ladenstraße eingezogen. „Diese historische Zeile ist eine einzigartige Location“, sagt Karina, „Wir haben schon ein Stammpublikum, nicht nur aus der nahen Umgebung.“
Die Blaudruckerei Krüger hat sich vor drei Jahren eingemietet. Eva-Maria Krüger ist stolz darauf, alte deutsche Handwerkskunst präsentieren zu können. „Es gibt gerade mal noch vier weitere Blaudruckereien in Deutschland“, erzählt Eva-Maria Krüger. Wobei die Bezeichnung „Blaudruck“ das Sortiment nicht umfassend beschreibt, denn es gibt auch rote, grüne und mehrfarbige Stoffe, alles mit Naturmaterialien gefärbt. Auch Krüger setzt auf ihr Stammpublikum.
Demnächst zieht ein Weinladen in die Ladenstraße. Sowieso ist ständig Neues zu vermelden. Kürzlich bezogen der Kiezladen und die Bruno-Taut-Galerie gemeinsam neue Räume, der Blumenladen verleiht jetzt Gartengeräte, und das Reformhaus Demski hat auf dem Vorplatz ein „grünes Café“ eröffnet. Im zurückliegenden Jahr wurde der Vorplatz am südlichen Ausgang umgestaltet, in den Eingangsbereichen der U-Bahn verlegte die BVG neue, originalgetreue Fliesen, in der Ladenzeile wurden neue Leuchtreklamen installiert.
Seit Juni 2015 gibt es vor der Ladenstraße donnerstags einen Wochenmarkt mit Blumen, Obst und Gemüse, Spezialitäten und kleinen Leckereien. Jeweils ab 17 Uhr wird ein roter Teppich ausgerollt, dann haben Bands und Solisten ihren Auftritt. Eine gute Sache, findet Marie Mechin. Die Nordfranzösin verkauft Saucisson sec, getrocknete Salami in 25 Sorten. Zur Musik bietet sie dann gemeinsam mit dem benachbarten Stand „Loch an Loch“ Teller mit Wurst und Käse an. Mit dem Verkauf ist sie zufrieden, „wir haben Kunden, die auf Qualität setzen“.
Carsten Tille von der Firma Paupitz verkauft Obst und Gemüse. „Es läuft gut“, sagt er. Rainer Paßeckel bietet Blumen an, auch eher mal ungewöhnliche Sorten. „Wir haben eben ein etwas anderes Angebot.“
An einem weiteren Stand sitzen Bärbel Partsch und Petra Sommer, Ehrenamtliche aus dem Mittelhof. Sie informieren Besucher über das Angebot in der Ladenstraße. Der Mittelhof wird demnächst auch einen Raum in der Einkaufszeile anmieten.
Heide Wohlers ist Managerin und Projektleiterin der Ladenstraße. Über Leerstand kann sie nicht klagen. Im Gegenteil, es gibt zahlreiche Anfragen, es wird eng. Den Wochenmarkt bezeichnet sie als Bereicherung, der zum Kieztreffpunkt geworden ist: „Er hat den Standort belebt und mit dem Markt haben wir neue Zielgruppen erreicht, zum Beispiele junge Familien, die auch in die Ladenstraße gehen.“
Damit aber nicht genug, jetzt soll ein Tourismuskonzept erstellt werden. „Wir wollen auf die vielen Denkmale und die Museen in der Umgebung aufmerksam machen“. Dazu werde der Laden „Velostil“ eingebunden: er soll Räder vermieten.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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