100 Jahre Groß-Berlin
Krankenhaus Waldfriede setzte schon 1920 auf die ganzheitliche Behandlung von Patienten

Aus dem Waldsanatorium Zehlendorf-West wurde 1920 das Krankenhaus Waldfriede. | Foto: Heimatverein Zehlendorf
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Kranke Menschen in frischer Luft und in Ruhe behandeln und genesen zu lassen – aus diesem Gedanken heraus entstand der Name „Waldfriede“. Das Krankenhaus an der Argentinischen Allee 40 feiert im April 2020 sein 100-jähriges Bestehen.

Wie das Jahrbuch 2020 für Zehlendorf informiert, stammen die ersten Ideen zur Gründung aus dem 19. Jahrhundert. Die evangelische Freikirche der Adventisten in Deutschland wollte ein eigenes Krankenhaus errichten.

Ideengeber war der Adventist und Arzt Dr. John Harvey Kellogg, der Erfinder der Cornflakes. Er hatte 1838 in Battle Creek im US-Bundesstaat Michigan ein Krankenhaus aufgebaut, nach dessen Vorbild „Waldfriede“ errichtet werden sollte. Neben der Heilung von Krankheiten sollte auch die Prävention und die ganzheitliche Behandlung der Patienten eine Rolle spielen. Der Arzt Louis Eugen Conradi kaufte 1919 im Auftrag der Kirchenleitung das Waldsanatorium Zehlendorf-West, das seit 1910 von Dr. Dr. Simon Peter Ziegelroth und seiner Ehefrau Valerie als „Moderne Kuranstalt für diätetisch-physikalische Heilweise“ betrieben wurde.

Diese Kuranstalt war allerdings nicht fürs einfache Volk gedacht. Menschen, die in dunklen, feuchten Wohnungen lebten und oft an Tuberkulose oder Diphterie erkrankten, wurden als Patienten abgelehnt, ebenso Geisteskranke, Epileptiker und Alkoholsüchtige. Hinzu kam, dass sich die einfache Bevölkerung nicht einmal einen Arztbesuch leisten konnte, schon gar nicht die Kurkosten.

Nach dem Erwerb des Waldsanatoriums benannte Conradi die Einrichtung in Sanatorium und Klinik Waldfriede um. Am 15. April 1920 ging die Klinik mit 39 Betten in 27 Krankenzimmern in Betrieb.

Bereits 1922 erhielt „Waldfriede“ die staatliche Anerkennung und die Erlaubnis, eine Krankenpflegeschule zu eröffnen, in der die Mitarbeiter direkt ausgebildet wurden. Die Zahl der Patienten stieg stetig. Im Zweiten Weltkrieg blieb die Einrichtung von Bombenangriffen verschont.

Heute ist Waldfriede ein modernes Krankenhaus, erweitert um zahlreiche Bereiche. Weltweit einzigartig ist das „Desert Flower Center Waldfriede“, in dem genital verstümmelte Frauen behandelt werden.

Mit dem 100-jährigen Bestehen des Krankenhauses Waldfriede befassen sich gleich zwei Titelgeschichten des "Zehlendorf Jahrbuch 2020". Es kostet 3,50 Euro und ist im Zehlendorfer Heimatmuseum und -archiv, Clayallee 355 sowie in den Zehlendorfer Buchhandlungen erhältlich.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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