Ärger um den Adenauerplatz
Bauprojekt verworfen / SPD wirft dem Bezirksamt Untätigkeit vor
Die Wohnungsbaugesellschaft Berlinhaus Verwaltung hat ihre Pläne für ihr Bauprojekt am Adenauerplatz verworfen – zu viel Bürokratie. Das wurde in der jüngsten Bauaussschusssitzung bekannt. Die SPD-Fraktion zeigte sich davon überrascht und kritisiert nun die Untätigkeit des Bezirksamtes.
Es gibt einen Beschluss des Bauausschusses zur Neugestaltung des Adenauerplatzes, der optisch und wohl auch funktionell derzeit seiner städtebaulichen Bedeutung nicht gerecht wird. Das Bezirksamt sollte ein Gutachterverfahren mit dem Ziel einer ganzheitlichen Planung für den hoch frequentierten Platz am Ku’damm einleiten, inklusive der beiden Großprojekte an der Wilmersdorfer Straße 82/83 und dem ursprünglich geplanten Abriss und Neuaufbau des Hotels Panorama an der Lewishamstraße, mit dem auch der Neubau eines Hochhauses mit Mietflächen für Büros, Studentenwohnungen, Wohnungen, Praxen und Gewerbe einhergegangen wäre.
Das mit dem Projekt an der Lewishamstraße hat sich nun erledigt. Offenbar hat der Senat der Berlinhaus Verwaltung hinter den Bezirkskulissen das Warten auf die Fertigstellung des Hochhausentwicklungsplans und das Vorstellen des Projekts im Baukollegium aufgebrummt. „Addiert man die üblichen zwei Jahre für das Bebauungsplanverfahren dazu, könnte er vermutlich erst in fünf Jahren anfangen zu bauen“, kommentierte Wolfgang Tillinger, Sprecher für Stadtentwicklung bei der SPD-Fraktion, den Rückzug. „Der wird sich gesagt haben: Dann eben nicht!“ Berlinhaus beschränke seinen Umbau nun auf die Ausmaße der bestehenden Baumasse. Das geplante Haus rechts neben dem Hotel werde deutlich niedriger, bewege sich nur noch um die Traufhöhe der Umgebung herum. Es werde weniger Wohnraum geben als ursprünglich geplant.
„Was uns wirklich stört, ist, dass sich Baustadtrat Oliver Schruoffeneger nicht für den Investor stark gemacht und dem Senat die Wichtigkeit des Adenauerplatzes für die City West verdeutlicht hat. Er ist dafür verantwortlich, scheut aber Entscheidungen“, sagte Tillinger. Nun gebe es kein Gutachterverfahren. Damit werde die Chance vertan, mit Fachleuten und der Stadtgesellschaft gemeinsam die beste Lösung für den Platz zu finden. Berlinhaus fahre nun mit der klassischen Blockrandbebauung fort. „Das hat mit Stadtentwicklung nichts zu tun, das ist lediglich Stadtreparatur.“ Tillinger befürchtet zudem jetzt, dass der Platz eines Tages im Schatten des Projektes an der Wilmersdorfer Straße 82/83 stehen könnte. Kürzlich hatte die russische Investorengruppe ihren Entwurf präsentiert. „Ein Komplex, der in seiner Wucht überhaupt nicht zum Adenauerplatz passt.“
Schruoffeneger (Bündnis 90/Die Grünen) reagierte mit Unverständnis auf die Kritik Tillingers. „Er müsste mittlerweile wissen, dass wenn die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen etwas blockieren möchte, ein böser Brief herzlich wenig bringt.“ Zudem sei es die Staatssekretärin und Senatsbaudirektorin seiner Partei, Regula Lüscher, aus deren Vorgaben das Prozedere für die Investoren resultiere. Schruoffeneger räumte ein, dass eine ganzheitliche Planung des Adenauerplatzes erst einmal vom Tisch sei. „Das Gutachterverfahren hätte ja Berlinhaus finanziell getragen." Jetzt müsse eben zugesehen werden, einzelne Maßnahmen so zu steuern, dass sie ein gutes Gesamtbild ergeben. Die Angst vor der Prägung des Platzes durch ein unverhältnismäßig großes Gebäude an der Wilmersdorfer Straße konnte Schruoffeneger Tillinger nehmen: „Der Ausschuss hat beschlossen, die Investoren mit diesem Entwurf nicht einmal zu dessen Vorstellung einzuladen. Woher soll denn dann die Mehrheit für ein Bebauungsplanverfahren kommen?“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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