Mikro-Wohnen und Joggen auf dem Dach
Bauvorhaben an der Otto-Suhr-Allee bringt auch mehr Platz fürs Rathaus
Auf der Rückseite des alten Postgebäudes an der Otto-Suhr-Allee wird Ende des Jahres damit begonnen, Mikro-Apartments, Büro- und Gewerbeflächen sowie Co-Working-Space zu schaffen. Eine Vereinbarung mit dem Investor birgt einen echten Mehrwert für das benachbarte Bezirksamt.
Enno Schneider Architekten stellten das Bauvorhaben bei der jüngsten Bauausschusssitzung vor. Längst besteht Baurecht, die Präsentation hatte also nur informellen Charakter. Dennoch gab es unter den Fraktionen Diskussionen.
Ansgar Gusy von den Bündnisgrünen bemängelte etwa, dass als Wohnraum nur Apartments zwischen 17 und 30 Quadratmeter Fläche, also für Studenten und Singles, nicht aber für Familien vorgesehen sind. Für FDP-Ausschussmitglied Johannes Heyne ein Umstand, der der rot-rot-grünen Wohnungsbaupolitik zuzuschreiben sei. Enno Schneider beschwichtigte: Gegebenenfalls könnten sicher einige der mehr als 300 Mikro-Wohnungen zusammengelegt werden.
Der gesamte, 1930 erbaute Komplex ist ein Baudenkmal. Anhängig verläuft entlang der Warburgzeile eine ebenfalls denkmalgeschützte Garage, darauf pfropfen die Planer nach einer optisch abtrennenden Glasfuge vier Geschosse, die dann L-förmig und weit in den Hof hineinreichen, über die jetzige, rückwärtigen Zufahrt zur Post und zum Supermarkt Rewe hinweg. Der Innenhof wird entsiegelt und begrünt, ein Spielplatz wird angelegt. Die hohe Mauer, die die Sicht zum Standesamt nimmt, wird abgerissen, Grünzüge sollen miteinander verbunden werden, Sichtachsen entstehen. Im Bestand bringt der Bauherr ungenutzte Gebäudeteile, wie etwa eine alte Turnhalle und ein leerstehendes Geschoss, auf Vordermann und stattet sie so aus, dass sie als Co-Working-Space angeboten werden können. Ebenfalls auf der Rückseite sollen ebenerdig zwei Gewerbeflächen für Gastronomiebetriebe entstehen, der Lieferverkehr von Rewe wird nach Abschluss des Baus von der Otto-Suhr-Allee aus erfolgen. Eine kleine Tiefgarage ist auch geplant.
Das Bezirksamt plant schon länger einen Erweiterungsbau in Richtung Postgebäude. Es hat im Zuge des Schneider’schen Entwurfs nun mit dem Investor vereinbart, auf Abstandsflächen an der Grundstücksgrenze zu verzichten. Die Gebäude werden also aneinander wachsen, und das hat nicht nur den Vorteil, dass die geplante und von Grün umgebene Jogging-Bahn über den Dächern des Neu- und Umbaus länger wird, sondern vor allem, dass der Erweiterungsbau des Rathauses deutlich mehr Platz bieten wird. „7400 anstatt 3000 Quadratmeter“, sagte Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne) bei der Sitzung. Dadurch sei es möglich, die Büros am Goslarer Ufer komplett freizuziehen und die Belegschaft zurück ins Rathaus zu holen. „Im besten Fall 2027 oder 2028. Dann läuft der Mietvertrag dort aus. Ist aber ein sehr ehrgeiziges Ziel, der Erweiterungsbau muss ja dann auch stehen.“ Doch Eile würde sich lohnen, Schruoffeneger verspricht sich von der Zusammenlegung der Verwaltung eine jährliche Mietersparnis in Höhe von wenigstens einer Million Euro.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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