"Das ist eine Dreiecksfläche, aber kein Stadtplatz
Bezirksamt setzt Poller / Der Initiative vor Ort geht das nicht weit genug
Nach einem Testlauf hat das Bezirksamt für den geplanten Stadtplatz im Klausenerplatz-Kiez Poller setzen lassen, damit dort keine Autos mehr parken. Der Stadtplatz-Initiative geht das noch nicht weit genug.
Ordentlich aufgereiht stehen rund um die Dreiecksinsel an Horstweg und Wundtstraße Poller. Schön anzusehen sind sie nicht, aber effektiv. Kein Auto parkt mehr dort und eine abkürzende Durchfahrt ist komplett zu. Das Bezirksamt hat die Absperrpfosten vor einigen Wochen postiert und damit das Experiment „Temporärer Stadtplatz“ beendet. Aus Pop up wird dauerhaft. Oder doch nicht?
Der „Stadtplatz-Initiative Horstweg/Wundtstraße“ jedenfalls geht dieser Schritt nicht weit genug. "Das ist nur eine Dreiecksfläche, aber kein Stadtplatz“, sagt Christian Bade. Nicht nur das gepflasterte Dreieck, auch die angrenzenden Straßen sollen zum autofreien Kiezzentrum werden, das Nachbarn zum Verweilen und Kinder zum Spielen einlädt, grün ist und einen Springbrunnen hat. Für das „Wohnzimmer für alle“ müssten die Kreuzung umgebaut, die Wundtstraße und der Horstweg unterbrochen werden. Die Poller könnten nach dem Umbau verschwinden und durch graue Steinquadern oder Pflanzenkübeln ersetzt werden, schlägt Bade vor. Die Idee eines dauerhaften Stadtplatzes ist nicht neu und auch das Bezirksamt will ihn. Aus Sicht der Initiative allerdings „zu halbherzig“ und „zu zögerlich“. Denn schon vor 16 Jahren gab es die Forderung – damals noch von der AG Verkehr des Vereins Kiezbündnis Klausenerplatz –, die verkehrsberuhigte Zone von der Knobelsdorffstraße bis zum Kaiserdamm auszudehnen. Mit dem Wunsch, aus der Kreuzung einen Stadtplatz zu machen. 2015 wurden die Vorschläge der AG und des vom Bezirksamt beauftragten Planungsbüros Topos vorgestellt und diskutiert. Dann kamen die Wahlen und das Projekt verschwand in den Schubladen des Bezirksamts.
Seit 2018 treibt die neue Stadtplatz-Initiative das Projekt wieder voran. Ihr Vorbild ist der Leon-Jessel-Platz in Wilmersdorf. Die Bezirksverordneten unterstützten den Stadtplatz und das Bezirksamt stellte das nötige Geld in seine Investitionsplanung ein. Doch das wurde wie berichtet wieder gestrichen. Die Sanierung des Preußenparks hatte Priorität. Der Senat sprang ein und stellte eine Million Euro aus seinem Plätze-Programm in Aussicht. Ende September 2020 startete das Realexperiment und der Kiez bekam zwei Monate lang einen temporären Stadtplatz – wissenschaftlich begleitet vom Institut für Verkehrsforschung. Weil der Testlauf offenbar gut ankam, sperrte der Bezirk Mitte August 2021 probeweise den Horstweg, um die Platzfläche zu vergrößern. Nun kamen die Poller.
Damit der Stadtplatz zum Treffpunkt und zur Ruhezone werden kann, arbeitet die Initiative mit dem „Prinzessinnengarten-Kollektiv“ zusammen. Das soll den Anwohnern bei Planung und Bau von Bänken und Hochbeeten helfen. Im Februar will die Initiative die ersten Holzelemente aufstellen. „Wir warten aber noch auf die Genehmigung vom Ordnungsamt“, informiert Christian Bade. Doch nicht alle Bewohner stimmen dem Stadtplatz zu. Das weiß auch die Initiative. Viele ärgert es, dass Parkplätze wegfallen. Die sind im Klausenerplatz-Kiez ohnehin rar. Andere befürchten Lärm und steigende Mieten, weil der Stadtplatz den Kiez aufwertet. „Wir bieten den Dialog an und wollen alle mitnehmen“, sagt Carsten Zehner, der in der Wundtstraße wohnt. Für den Kontakt hat die Initiative eine Infotafel auf der Dreiecksinsel aufgehängt. „Wir wollen doch etwas Schönes für alle, die hier wohnen“, ergänzt Bettina Henn.
Für den Klausenerplatz-Kiez hat das Bezirksamt ein Konzept erarbeitet, um den Durchgangsverkehr rauszuhalten. Mehrere Varianten sind im Gespräch. So gut wie fest steht: Das Wohnviertel soll in diesem Jahr zum Kiezblock werden. Wie der Karl-August-Kiez. Jedes Jahr sollen zwei weitere Kiezblöcke im Bezirk folgen. So hat es die grün-rote Zählgemeinschaft vereinbart.
Für die Stadtplatz-Initiative ist der Kiezblock mit Blick auf den Umbau am Autobahndreieck Funkturm unbedingt erforderlich. „Um unseren Kiez vor dem Durchgangs- und Schleichverkehr zu schützen“, so Bade. Denn wenn sämtliche Auf- und Ausfahrten innerhalb des Autobahndreiecks geschlossen werden, würde die Anschlussstelle „Kaiserdamm“ an der Knobelsdorffbrücke für viele Jahre deutlich stärker belastet. Und das habe Folgen für die angrenzenden Kieze. Auch deshalb sollte der Stadtplatz möglichst vor dem Umbau des Autobahndreiecks kommen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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