31 Kleingärten müssen weichen
Deges informiert zur Rudolf-Wissell-Brücke

Der Siegerentwurf im Wettbewerb: zweiteiliger Brückenneubau.  | Foto:  Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und  Partner
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  • Der Siegerentwurf im Wettbewerb: zweiteiliger Brückenneubau.
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An den Plänen für die neue Rudolf-Wissell-Brücke ändert sich nicht viel. Gebaut werden zwei getrennte Brücken mit drei Fahrstreifen pro Richtung. Der geforderte Radschnellweg neben der Autobahn kommt nicht, dafür Lärmschutzwände und Flüsterasphalt. Und es steht fest: 31 Kleingärten müssen weichen.

Die Pläne zum Ersatzneubau der Rudolf-Wissell-Brücke auf der Stadtautobahn A100 stehen kurz vor dem Abschluss. In Kürze will die Planungsgesellschaft Deges das Planfeststellungsverfahren einleiten. Das ist nötig, um den Neubau zu genehmigen. Herrin des Verfahrens ist das Fernstraßen-Bundesamt in Leipzig. Kurz zuvor lud die Deges noch einmal zur digitalen Inforunde, um den finalen Stand der Planung zur präsentieren. Und der bringt zusammengefasst keine großen Neuigkeiten.

Wie geplant, wird die neue Brücke zwei Bauwerke haben. Damit der Verkehr flüssig bleibt. Das „Bauwerk Ost“ führt in Fahrtrichtung Nord (Hamburg) bis zum Autobahndreieck Charlottenburg, und das „Bauwerk West“ Richtung Süden liegt danach an gleicher Stelle wie die alte Brücke. Beide Brücken haben drei Autospuren und einen sogenannten Verflechtungsstreifen zum Einfädeln. Laut den Planern sollen alle jetzigen Autobahnanschlüsse erhalten bleiben, auch der vom Heckerdamm. Die Auffahrt vom Siemensdamm hoch zur Autobahn soll „deutlich länger“ werden. Das Tempo auf der A100 wird nicht reduziert, bleibt ergo bei 80 Kilometern pro Stunde. „Wir wollen eine leistungsstarke Autobahn“, sagte Urs Reichert von der Deges. Bei 60 km/h sei der Verkehr hingegen „nicht zügig aufnehmbar“. Verbaut wird Flüsterasphalt, und die Lärmschutzwände auf der neuen Brücke werden mindestens sechseinhalb Meter hoch. „Davon profitieren in direkter Nachbarschaft etwa 1500 Anwohner“, so Reichert. Will heißen, sie werden „spürbar entlastet“. Die alte Brücke hat keinen Lärmschutz.

Finanzielle Entschädigung
für Kleingärtner

Worauf viele der 180 Zuhörer aber ungeduldig gewartet haben dürften, waren neue Informationen zu den Kleingärten. Und da wurde es durchaus konkret. Da die Flächen für die Baufelder begrenzt sind, müssen wie berichtet etwa 1,6 Hektar Schrebergärten unter der Rudolf-Wissell-Brücke weichen. Betroffen sind fünf Anlagen. Das „Schlackeloch“ hat jetzt 53 Parzellen. Davon gehen acht verloren, dauerhaft bleiben nur 45 Parzellen. „Bleibtreu II“ verliert vier von 18 Parzellen, und im „Tiefer Grund II“ müssen alle drei Kleingärten weichen. Dem „Schleusenland“ bleiben am Ende drei von 14 Parzellen, und in der Kolonie „Ablaufberg“ verschwinden alle fünf. Der Ärger darüber sei der Deges durchaus bewusst, sagte James Kanyi, stellvertretender Projektleiter. „Aber wir nehmen Flächen hier nicht nach Lust und Laune weg.“ Urs Reichert bot den Kleingärtern an, „nochmal in die Kolonien zu kommen und sich jede einzelne Parzelle anzuschauen und zu überprüfen“. Ersatzgrundstücke könne die Deges jedoch nicht zur Verfügung stellen. Reichert stellte aber finanzielle Entschädigungen in Aussicht. In welcher Höhe wird allerdings erst nach dem Planfeststellungsverfahren entschieden und das wird mehrere Monate dauern. So müssen die Träger öffentlicher Belange ihre Stellungnahmen abgeben, danach werden die Planungsunterlagen für einen Monat in den betroffenen Bezirken öffentlich ausgelegt.

Eine erneute Absage erteilten die Planer einem Radweg auf der Autobahnbrücke. Das Land Berlin habe sich dagegen entschieden, so Urs Reichert. Stattdessen soll es einen Fernradweg über den Tegeler Weg und am nördlichen Spreeufer entlang geben. Der Spreeuferweg durch die Schrebergärten und der Radweg Richtung Rohrdammbrücke sollen während der Brückenbauzeit weitgehend offen bleiben.

"Verkehrsplanung von vorvorgestern“

Kritik an den Plänen äußert die Linksfraktion, die eine Überarbeitung der Planungen fordert. Der Fraktion kommt der Fuß- und Radverkehr zu kurz. „Die Deges macht Verkehrsplanung von vorvorgestern“, sagte Ko-Fraktionschefin Frederike-Sophie Gronde-Brunner kurz nach der Infoveranstaltung. So werde die Rudolf-Wissell-Brücke noch immer als reine Autobahnbrücke geplant. „Obwohl ADFC, zahlreiche Verbände und die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf bereits mehrfach das Mitdenken von Rad- und Fußverkehr gefordert hätten. „So wie bisher geplant, wird die Brücke ein stadtplanerisches Monster.“

Frühestens 2025 will die Deges mit dem Brückeneubau beginnen. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, wird sich zeigen. „Wir haben aktuell massive Probleme, die Materialien zu bekommen“, sagte Urs Reichert. Der Grund: Lieferengpässe wegen der Corona-Krise. So stauen sich im weltweit größten Hafen in Shanghai die Containerschiffe. Die Kosten der neuen Brücke werden auf 270 Millionen Euro geschätzt. Während der Bauzeit soll der Verkehr auf der Stadtautobahn weiterfließen. Damit es nicht zum Verkehrschaos kommt, denn immerhin passieren täglich rund 180 000 Fahrzeuge die Robert-Wissell-Brücke.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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