Der Bezirk besitzt Mittel zur Steuerung des Mietmarkts

Abkühlung bei den Spitzenmieten: In Charlottenburg-Wilmersdorf bezieht man die beliebtesten Kieze nicht mehr um jeden Preis. | Foto: Schubert
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Charlottenburg-Wilmersdorf. Gipfel überschritten: Am Savignyplatz waren die Forderungen der Wohnungseigentümer zuletzt so hoch, dass sich keine Mieter fanden - und der Preis wieder sank. Solche Erkenntnisse einer aktuellen Untersuchung machen Umzugswilligen Mut. Zu Recht?

Wer auf Charlottenburg-Wilmersdorf blickt, sieht meist rot - zumindest, wenn man Mietkosten mit Farben belegt. Insofern hat sich 2014 wenig geändert. Doch beim Wohnmarktreport der beiden Immobiliendienstleister CBRE und Berlin Hyp lohnt es sich genauer hinzuschauen. Denn nicht überall fährt die Kostenspirale bei Mietunterkünften weiter aufwärts.

Mit einem Rückgang von 11,66 auf gut 11 Euro pro Quadratmeter nettokalt kühlte sich die angespannte Situation etwa am Savignyplatz merklich ab. "Hier scheint die Zahlungsbereitschaft von Mietern an ihre Grenzen zu stoßen", erklärt CBRE-Geschäftsführer Henrik Baumunk. Offenbar legen sich ortskundige Interessenten nicht mehr so stark auf bestimmte Gegenden fest und weichen in zentrumsfernere Nachbarkieze aus. Dies gilt allerdings nicht für Zuzügler. Gerade ihnen ist die Lage teilweise derart wichtig, dass sie auch vergleichsweise teure Verträge unterschreiben. "Sie sind oft bereit, dafür eine kleine Wohnungsgröße in Kauf zu nehmen", stellt Baumunk fest. Wohl auch deshalb bleibt der Durchschnittspreis von 9,45 Euro pro Quadratmeter im Bezirk konstant hoch.

Als Refugien für preiswertes Wohnen erweisen sich einmal mehr Charlottenburg-Nord (hier sanken Mieten um 2 Prozent) und ein Bereich entlang der Otto-Suhr-Allee (minus 14 Prozent) - jeweils einkommensschwächere Kieze, geprägt durch Nachkriegsbauten. Was das Verhältnis von Wohnkosten zu Kaufkraft anbelangt, steht allerdings eine andere Gegend am besten da: Im Gebiet am Eichkamp verdienen Anwohner überdurchschnittlich gut und zahlen dennoch moderate 7,80 Euro pro Quadratmeter.

Eine noch günstigere Relation ergibt sich wegen des Spitzeneinkommens in den Villensiedlungen von Grunewald und Schmargendorf, aber auch in zentraleren Lagen an der Güntzelstraße und am Rüdesheimer Platz. Hier stellt sich die Lage entspannter dar als bei stark belasteten Mietern am Kurfürstendamm.

Auf eine Selbstregelung des Wohnungsmarkts will sich der Bezirk nicht verlassen, schon deshalb, weil Zuzugswillige City West-Lagen ganz oben auf der Wunschliste stehen haben. Schon jetzt fließen 33,5 Prozent des Einkommens auf das Konto des Vermieters - ein Spitzenwert. Zwar werden die meisten Weichen zur Eindämmung der Mietsteigerung auf Landes- und Bundesebene gestellt. Aber auch Marc Schulte (SPD) hat als Stadtentwicklungsstadtrat des Bezirks Hebel in der Hand.

"Eine Möglichkeit besteht darin, einen höheren Anteil an Wohnungen zu schaffen, die in öffentlicher Hand sind, also von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften verwaltet werden. Dieser Anteil beträgt bei uns aber nur knapp 7 Prozent", nennt er einen Ansatz. Raum für Bauprojekte der Gesellschaften sieht Schulte am Halemweg, wo die Poelchau-Oberschule im Laufe des Jahres 2015 fortzieht, und eine Lücke hinterlässt.

Auch die Ausweisung von Milieuschutzgebieten ist derzeit in Prüfung. Untersucht wird ein Gebiet vom Mierendorffplatz bis zum Savignyplatz und von der Königin-Elisabeth-Straße bis zum Opernviertel, sowie ein Bereich in Wilmersdorf von der Schlangenbader bis zur Babelsberger Straße. Der Hauptvorteil: Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen würden in solchen Gebieten erschwert.

Dauerhafte Entspannung auf dem Wohnungsmarkt gibt es aber nur durch eine Vergrößerung des Angebots, meint Heike Schmitt-Schmelz, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. "Aus unserer Sicht müssen neue Wohnungen gebaut werden, um ein gesundes Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu schaffen." Platz hierfür sieht Schmitt-Schmelz vor allem auf Industriebrachen. Grün- und Erholungsflächen gilt es dafür zu schonen.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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