Eleganz und Erschwinglichkeit
Charlottenburg-Wilmersdorf. Quo vadis Kurfürstendamm? Auf Einladung der Interessengemeinschaft um Peter-Michael Riedel lieferte Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) ein Lagebild. Vom Pomp am Boulevard spannte sich der Bogen zum Wohnungsbau im einfachen Stil.
Vom Aufschwung der City West zu sprechen, das braucht schon lange keinen Wagemut. Und wer dieser Tage den neu erblühten Kurfürstendamm durch die Scheiben von Autos und Bussen erkundet, genießt die Tour erstmals seit Jahren wieder schlaglochfrei.
Der zügige Abschluss der Fahrbahnsanierung – nur eine der Errungenschaften die Peter-Michael Riedel im Gespräch mit Bezirksbürgermeister hervorheben konnte. Im Namen der IG Kurfürstendamm lieferte der Vorsitzende zugleich Vorschläge, welche optischen Verbesserungsmaßnahmen sich der Bezirk von anderen Metropolen dieser Welt noch abschauen darf. „Als Ergänzung zu den neuen Hochbeeten auf dem Mittelstreifen könnte man doch Blumenkübel an die Laternen hängen“, brachte Riedel eine Idee zur Sprache. „So wie in London.“
Und Naumann? Er lenkte den Blick in City West-Bereiche, die in der Öffentlichkeit aus seiner Sicht einen höheren Stellenwert verdienen. Der Campus Charlottenburg etwa, der durch eine stärkere Einflechtung ins Stadtgeschehen gedeihen soll. Mitten in der City, aber doch ein wenig verweist: der sanierte Lehniner Platz. In seiner betonierten Schlichtheit erregt er nach wie vor die Gemüter, wobei Naumann auch von Befürwortern diese „Klarheit und Leere“ gehört haben will. „Es gibt hier eben eine große Bandbreite von Geschmacksempfindungen“, äußerte er sich zur Kritik.
Nicht nur Geschmackssache, sondern ein handfester Konflikt: die Debatte um den neuen Wohnriegel an der Seesener Straße, geführt von Anwohnern, die sich gegen die Nachverdichtung ihres Quartiers wehren.
„Einwendungen zu äußern, ist natürlich ihr gutes Recht“, suchte der Bürgermeister nach verständnisvollen Worten. „Aber die Diffamierung durch Vergleich mit Nazi-Bauten sind unterste Schublade“, stellte er klar. Generell wertet er die Abwehrhaltung von Ortsansässigen gegen Bauvorhaben als „Konflikt der Wohnungshabenden und der Suchenden.“ Ein Streit, der den Bezirk zum Abwägung von Interessen zwingt.
Was bezahlbares Wohnen anbelangt, dazu zeichnet Naumann ein Bild von der Leichtigkeit des Seins, beruhend auf einer Rückbesinnung auf das Wesentliche. „Das Weniger als Mehrwert begreifen“ – so hieß das Stichwort. Bezahlbares Wohnen, meint Naumann, darf durchaus schlicht sein. Eine Besinnung auf kostengünstigere Bauweisen sieht er als Schlüssel zur Wahrung eines Einklangs, der am Kurfürstendamm besser gelingt als an den übrigen namhaften Boulevards der Welt. Arbeiten, Leben und Wohnen – drei Erfordernisse in Eins gefasst. Das Selbstverständnis der City West.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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