"Geschäfte und Arztpraxen mitdenken"
Großer Zulauf bei Insel-Konferenz / Kritik an einigen geplanten Bauprojekten
Die Mierendorff-Insel wächst. Schon heute eine Kleinstadt mit rund 15 000 Bewohnern werden es in den nächsten Jahren deutlich mehr. Grund sind mehrere Großbauprojekte. Auf der Insel-Konferenz Ende September stellten Stadträte und Investoren die wichtigsten vor.
Das Interesse war riesig. Grob geschätzte Hundert Insel-Bewohner folgten der Einladung von Stadtentwicklungsstadtrat Fabian Schmitz-Grethlein (SPD) und der „DorfwerkStadt“ als Organisator ins Gottfried-Keller-Gymnasium. Es ging um zehn Bauvorhaben, die die Mierendorff-Insel in den nächsten fünf Jahren teils stark verändern werden. Wie das neue Stadtviertel „Am Spreebord“, die Tram zum Bahnhof Jungfernheide oder die Neubauten an der Treseburger und Quedlingburger Straße. Einige sind schon länger in der Pipeline und warten auf die Baugenehmigung.
Für eine Übersicht waren Grundrisse, Visualisierungen und Planungsdetails auf Schautafeln gepinnt. Bei einem Rundgang informierten Investoren und Stadträte kurz über die Projekte. Danach ging es an Diskussionstischen weiter, wo die Planer Rede und Antwort standen. Wobei die Konferenzteilnehmer vorher schon mit Kritik und Verbesserungsvorschlängen nicht hinterm Berg hielten. So wurde bemängelt, dass viele Projekte bereits beschlossen seien, aber erst jetzt öffentlich vorgestellt würden. „Wir wollen im Vorfeld vernünftig informiert werden und von den Vorhaben nicht erst erfahren, wenn es für eine Beteiligung zu spät ist“, war aus der Runde zu hören. Andere monierten, dass sie zwar gehört wurden, ihre Anliegen jedoch nicht berücksichtigt worden seien, wie bei der Modularen Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) an der Quedlinburger Straße.
Bei einigen Wohnbauprojekten wie auf dem Aldi-Gelände an der Treseburger Straße oder an der Quedlingburger Straße vermissten Anwohner und Initiativen wie das Insel-Zukunftsteam Geschäfte, Supermärkte, Apotheken, Zeitungsläden und Artzpraxen in den Erdgeschossen. Dort, wo noch nicht alles festgezurrt ist, versprachen die Investoren, die Hinweise mitzunehmen. Und auch Fabian Schmitz-Grethlein, dessen Bauamt die Vorhaben genehmigt oder schon genehmigt hat, zeigte sich offen gegenüber der Kritik. „Wir werden nicht jedes Anliegen befriedigen können, aber wir wollen heute transparent informieren und miteinander reden“, so der Stadtrat.
Einige der zehn Bauvorhaben:
Edeka-Gelände Osnabrücker Straße 27: Bauherrin ist die Osnabrückerstraße GmbH/Fiducia Gruppe. Geplant sind 48 Mietwohnungen, Einzelhandel im Erdgeschoss, 96 Fahrradstellplätze, Spielplatz im Innenhof und ein begrüntes Dach. Das Projekt ist im Bau und soll Ende 2023 fertig sein.
Ehemaliger Aldi-Standort Treseburger Straße 2: Bauherrin ist die MIBEG Development GmbH Berlin. 146 Wohnungen, von 49 gefördert, sollen in dem Sechsgeschosser entstehen. Dazu 56 Pkw-Stellplätze und 404 für Fahrräder, Spielplatzflächen und Gartenflächen, zwei Kitas und intensive Dachbegrünung mit Photovoltaik. Der B-Plan wurde Anfang 2022 öffentlich ausgelegt. Baubeginn soll spätestens Anfang 2024 sein.
Am Spreebord: Bauherrin ist die Am Spreebord Projektmanagement GmbH. Geplant ist ein Quartier mit rund 700 Wohnungen, davon etwa 210 gefördert. Büros, Gewerbe, Kita, Stadtteilzentrum, Spielplätze, Grünflächen, Tiefgarage mit 222 Parkplätzen, 44 Carsharing-Plätzen, rund 1600 Fahrradstellplätze, Dachbegrünung und Photovoltaik. In Planung ist das Projekt seit 2015, eine Baugenehmigung hat das Bezirksamt bisher nicht erteilt. In der BVV stehen SPD, FDP und CDU hinter dem Bauvorhaben, die Grünen fordern mehr Grünflächen.
Quedlinburger Straße 10 und 12: Bauherrin ist die Hamburg Team Gesellschaft für Projektentwicklung mbH zusammen mit der Degewo. 338 Wohnungen, mehrheitlich Eigentumswohnungen, sollen in einem kompakten Gebäudeensemble entstehen. Dazu 19 Kitaplätze und eine Gewerbeeinheit im Erdgeschoss, 48 Stellplätze für Autos und 760 für Fahrräder, begrünte Freiflächen, intensive Dachbegrünung und Photovoltaik-Anlage. Sechs von 18 Bäumen, die unter die Baumschutzverordnung fallen, werden gefällt. Baubeginn: 2023.
Straßenbahn bis Bahnhof Jungfernheide: Bauherrin ist die Senatsverwaltung für Umwelt und Mobilität. Die Arbeiten für die neuen M10-Strecke vom Hauptbahnhof bis zur Turmstraße haben bereits begonnen. Ab 2028 sollen Fahrgäste mit der stark frequentierten Straßenbahn bis zum Bahnhof Jungfernheide fahren können. In Charlottenburg verläuft die Trasse mit sechs Haltestellen von der Kaiserin-Augusta-Allee vorbei am Mierendorffplatz über Osnabrücker Straße und Tegeler Weg bis zum Bahnhof Jungfernheide. Zwischen Mierendorffplatz, Tegeler Weg und Max-Dohrn-Straße soll die Tram auf eigener Trasse fahren, getrennt vom Autoverkehr. Geplant ist ein Fünf-Minuten-Takt. Der Bus M27 zwischen Turmstraße und Jungfernheide soll entfallen.
Mierendorff-Grundschule: Bauherr ist der Bezirk. Die Schule bekommt 144 neue Schulplätze mit Ganztagsbetreuung. Bis Mitte 2024 soll der Anbau fertig sein. Dazu will der Bezirk eine neue Schule nebst Kita und Sozialeinrichtungen auf dem Parkplatz an der Sömmeringstraße bauen. Das Projekt ist neu, man sei mit der Planung noch ganz am Anfang, so Schulstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD).
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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