Künstler verhelfen Neubauten zu mehr Charakter
Charlottenburg. Kulturelle Werte statt steriler Wände: Die CG Gruppe lässt beim Mietwohnungsbau namhafte Künstler Hand anlegen. Julia Bornefeld komponiert großflächige Mosaike. Und Stefan Szczesny verwirklichte sich bereits im Hotel Adlon.
Wollte man den Inbegriff der Nüchternheit finden - ein moderner Hausflur wäre keine schlechte Wahl. Durchkommen ist alles, was hier zählt. Oder nicht? Dass dieser Bestandteil eines Gebäudes bisweilen mehr können muss als Mieter mit einem sauberen Weiß zu umfangen, beweisen die beiden Charlottenburger Neubauprojekte der CG Gruppe.
Kunst am Bau heißt die Devise im Carreé Raimar an der Bismarckstraße und im Carré Charlotte an der Otto-Suhr-Allee. Im ersten Fall sorgt Julia Bornefeld für Nouveau Art Déco-Mosaike vor den Fahrstuhltüren. Im zweiten prägt Stefan Szczesny ausgewählten Wänden seine typische Zeichensprache auf. Zudem grüßen Skulpturen und gravierte Scheiben jene Bewohner, die nach und nach im Komplex zwischen Fraunhoferstraße und Otto-Suhr-Allee einziehen werden.
Kunst am Mietshaus. Ein Trend im Immobiliengewerbe? Anja Gröner, die Projektverantwortliche von CG-Immobilien, glaubt daran. Noch heute seien Bewohner der alten Jugendstilbauten begeistert von den erhaltenen Details in Treppenhäusern. "Wir möchten nun die Kunst unserer Zeit ganz ähnlich einbringen", zieht Gröner eine Parallele.
Welches Budget der Projektentwickler bereitsteht, ist nicht bekannt. In jedem Fall bleibt den Künstlern ein größerer Spielraum bei der Bestimmung von Materialien und dem Ausmaß der Arbeit. Dabei sind die Kunstwerke nicht nur ein Kostenfaktor, wie Julia Bornefeld betont, sondern ein Pluspunkt für den Werterhalt. "So etwas wohnt sich nicht so schnell ab wie ein weißer Flur." Für die mehrfach preisgekrönte Künstlerin liegt es auf der Hand, dass Bauten etwas über ihre Zeit erzählen müssen. "Diese Häuser werden über 100 Jahre dort stehen", verdeutlicht sie den Wert von architektonischer Kultur.
Als Fachmann in diesem Metier muss sich Stefan Szczesny niemandem mehr erklären. Er bestückte schon das Hotel Adlon samt Küche eines gewissen Tim Raue. Und eilt von einer europäischen Metropole zur nächsten. "Berlin ist eine große Chance. Hier passiert so viel Neues", lobt er das Potenzial der deutschen Hauptstand. "London und Paris sind hingegen schon fertig."
Dass in Charlottenburg neben seiner hoch gehandelten Kunst zukünftig schmutzige Kinderschuhe stehen, wirkt dann wie ein ironischer Wink. Auch im veredelten Flur, könnte man sagen, zieht irgendwann der Alltag ein. Nur ohne die Langeweile.
Thomas Schubert / tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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