Königlicher Ausklang
Mit dem Theaterbau endet die letzte Bauphase am Schloss Charlottenburg
Nach über zehn Jahren ist die letzte Bauphase am Schloss Charlottenburg abgeschlossen. Damit sind die Fassaden und Dächer des barocken Denkmalbaus komplett saniert. Draußen in den Gärten geht es indes weiter. Baustart für das neue Besucherzentrum soll jetzt 2025 sein.
Für Christoph Martin Vogtherr war es ein „lange erwarteter Moment“. Nach einem Jahrzehnt konnte der Generaldirektor der Stiftung preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg endlich das Ende des Mammutprojekts energetische Hüllensanierung des Schlosses Charlottenburg verkünden – und die millionenschwere „Rettung preußischen Erbes“.
Mit dem Abschluss der Bauarbeiten sind jetzt Fassaden, Dächer, ein Großteil der Dachgeschosse und die technischen Anlagen des riesigen denkmalgeschützten Schlossensembles komplett saniert. Die letzte Bauphase lief am Theaterbau westlich des Schlosses. Der Langhans-Bau beherbergt auch nach der Sanierung das Käthe-Kollwitz-Museum, die Kulturstiftung der Länder sowie das Depot des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte als Mieter. Nur im Haus selbst gibt es einige Änderungen. Das Kollwitz-Museum zieht ins erste Obergeschoss und macht das Erdgeschoss wieder als Veranstaltungsbereich frei. Und dem Depot gehört jetzt das ausgebaute Dachgeschoss. Der Theaterbau hat nun auch einen Fahrstuhl und ist somit „nach über 200 Jahren barrierefrei“, sagt Dirk Dorsemagen, der bei der Stiftung das Referat Hochbau leitet. Neu sind auch Brandwände, Brandmelder und der Blitzschutz. Der ließ im Theaterbau zu wünschen übrig. „Brandabschnitte gab es hier nicht“, informierte Dorsemagen. „Bei einem Feuer hätte das ganze Schloss in Brand gestanden.“
Von der ersten Planung am Reißbrett bis zum letzten Dachziegel hat das Sanierungsprojekt 15 Jahre gedauert. Los ging es Ende 2013 mit dem Neuen Flügel und dem Alten Schloss (2017), gefolgt von der Großen Orangerie und dem Theaterbau. Saniert wurde denkmalgerecht und bei laufendem Betrieb, was Zeit kostete und ein hartes Stück Arbeit war. Immerhin ist das Schloss von Ost nach West 500 Meter lang und hat einen Gesamtumfang von 1,3 Kilometer. Dirk Dorsemagen hatte noch weitere Zahlen parat. 800 Fenster wurden im Schloss überarbeitet und 6300 Glasscheiben ausgetauscht, 4000 Meter Heizungsrohre im Kellergeschoss isoliert, 700 Quadratmeter Dämmmaterial verbaut und tausende Meter Fassaden energetisch erneuert. Moderner sind jetzt auch die Belüftungstechnik, die Heizungsanlage und der Brandschutz. Die Stiftung will im Schloss jährlich bis zu 90 000 Euro Energiekosten sparen. Während der Bauzeit wurden ganze 800 Verträge und Einzelverträge für die einzelnen Gewerke ausgelöst. Alles gemanagt von einem relativ kleinen Team mit nur einem Projektleiter namens Detlef Presberger.
Die energetische Schlosssanierung kostete in der Summe 23,5 Millionen Euro, finanziert über ein Sonderinvestitionsprogramm des Bundes für die Stiftung. Weitere rund zehn Millionen Euro fließen in die Sanierung der historischen Gartenanlagen des Schlosses. Die läuft bereits und soll spätestens 2027 beendet sein. Neue Wege und Rasenflächen werden angelegt, die historischen Zäune restauriert und sämtliche Wasserleitungen modernisiert mit dem Ziel, das Regenwasser vom Schmutzwasser zu trennen. Der versickernde Regen soll das Grundwasser anreichern. Das ist auch beim Gendarmenmarkt in Mitte geplant. Außerdem lässt die Stiftung veraltete Trinkwasserleitungen austauschen und nicht mehr benötigte Leitungen stilllegen. Für diese Arbeiten ist zum Beispiel gerade die Schlossterrasse raus zum großen Gartenparterre gesperrt.
Zu den Flächen, die aufgehübscht werden, gehören der Platz vor dem Theaterbau, der Orangengarten zwischen Großer und Kleiner Orangerie, der Ehrenhof und der Fürstingarten vor dem Neuen Flügel, die nördliche Schlossterrasse sowie der Schlossplatz und der Luisenplatz am Spandauer Damm. Ab 2025 soll der Bau des neuen Besucherzentrums neben dem Orangengarten beginnen. Damit sollte es wie berichtet eigentlich schon in diesem Jahr losgehen. Der Neubau soll die Ströme der jährlich rund 400 000 Besucher deutlich besser aufnehmen. Lange Schlangen am Eingang wären dann passé. Im neuen Empfangsgebäude kommen der Ticketverkauf und der Museumsshop, eine Lounge, eine Ruhezone und Räume für die Schlossmitarbeiter unter. Auch ein Bistro soll es geben. Der Entwurf für das rund 700 Quadratmeter große Gebäude stammt vom Architekturbüro "bez+kock architekten".
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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