Noch ein Wohnriegel an der Seesener Straße?
Halensee. Kaum ist der Ärger über die Errichtung eines mehr als 200 Meter langen Wohnblocks der Sanus AG verklungen, verdichten sich die Anzeichen, dass am S-Bahnhof Halensee ein weiteres Großprojekt verwirklicht wird. Verhandelt wird noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit – doch die will mitreden.
Mit jedem Stein, der den Siebengeschosser der Sanus AG der Vollendung näher bringt, wird es ein Stück deutlicher: Hier an der Seesener Straße 40–47 entsteht ein formatfüllendes Wohngebäude. 220 neue Mietwohnungen auf einen Schlag. Das mag man begrüßen oder wegen der Klotzigkeit ablehnen. Fakt ist: Auch auf dem zweiten Grundstück, dem nördlichen Bereich der Straße unmittelbar am Kurfürstendamm, plant ein anderer Investor eine Wohnbebauung im großen Stil.
Und da diese Fläche mit rund 10 000 Quadratmetern etwa doppelt so groß ist wie diejenige von Sanus, befürchten die Bezirksverordneten ein kritisches Maß an Verdichtung. Noch während die Verhandlungen des Bezirksamts mit dem Investor im vertraulichen Rahmen laufen, fordern sie nun die Einberufung einer Bürgerversammlung und Vorbereitungen für einen städtebaulichen Vertrag.
„Wir wollen das Desaster des südlichen Bauabschnitts nicht noch einmal erleben“, begründet Arne Herz von der CDU diesen Schritt. Und bezieht sich dabei auf die so genannte Befreiung für das Sanus-Projekt. Sie hatte dafür gesorgt, dass der Bau ohne Debatte in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) den Segen des Bezirks erhielt. Die Befreiung gilt als Instrument, um Bauprojekte insbesondere in Zeiten des Wohnungsmangels schneller in Gang zu bringen. Doch zumal die örtliche Bürgerinitiative Henriettenplatz massive Kritik übte, will Bausstadtrat Marc Schulte (SPD) beim zweiten Projekt an der Seesener Straße davon Abstand nehmen.
Aus seiner Sicht muss jetzt geklärt werden, wie der Henriettenplatz ausgestaltet wird, wie man den Eingang zum S-Bahnhof Halensee einbezieht, ob man den ersten Wohnriegel fortsetzt oder Lücken bleiben sollen. „Der Eigentümer weiß, dass er den Schritt in die Öffentlichkeit machen muss“, nimmt Schulte den Bauherren in die Pflicht. „Vor der Entscheidung gibt es auf jeden Fall eine Versammlung. Und keine Carte blanche.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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