"Freie Öffnung bis zum Himmel"
Siegerentwurf für Alten Turm der Gedächtniskirche gekürt

Imposant: Für die erste Turmebene planen die Architekten ein Wasserbecken.  | Foto:  heneghan peng architects
7Bilder
  • Imposant: Für die erste Turmebene planen die Architekten ein Wasserbecken.
  • Foto: heneghan peng architects
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Der Alte Turm der Gedächtniskirche ist für Besucher tabu. Das wird sich mit dem geplanten Ausbau ändern. Der Siegerentwurf schlägt eine Treppe bis ganz nach oben vor. Weitere Besuchermagnete sind ein Wasserbecken und eine Klanginstallation.

„Hohler Zahn“ nennt ihn der Volksmund. Den Alten Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Doch seine „hohlen“ Tage sind gezählt. Die löchrige Ruine wird gefüllt. Von innen, nicht von außen, aber dennoch nicht zu übersehen. Denn was die Architekten mit dem Turmstumpf vorhaben, ist imposant. Sein Innenraum wird sich komplett verwandeln, hin zu einer offenen Mitte „mit atmosphärischer Kraft“ – bis hoch in den Himmel.

Die anspruchsvolle Aufgabe übernimmt das Büro heneghan peng architects aus Dublin (Irland) zusammen mit Ralph Appelbaum Associates aus Berlin. Beide Architekturbüros haben den von der Kirchenstiftung ausgelobten mehrstufigen Wettbewerb gewonnen. Ziel des Wettbewerbs war es, die aktuelle Ausstellung unten in der Gedenkhalle des Alten Turms bis ganz nach oben auf dann 500 Quadratmeter zu erweitern und das markante Denk- und Mahnmal „touristisch zu qualifizieren“.

Erstmals öffnen sich dann auch die oberen Ebenen des Alten Turms für die Berliner und Touristen. Treppenstufen führen hinauf, oben wird man dann auf 68 Metern Höhe mit einem spektakulären Blick auf die City West belohnt. Das nach dem Zweiten Weltkrieg erneuerte Dach an der Spitze des gebrochenen Kirchturms wollen die Architekten abnehmen, „um durch die freie Öffnung zum Himmel die Authentizität der mahnenden Ruine zu stärken“. Das ist aber noch nicht alles. Auf dem Weg nach oben passieren die Besucher zwei Ausstellungsemporen, die auch über einen Lift erreichbar sein sollen. Auf der ersten Ebene des Turms erwartet sie ein Wasserbecken, darüber schwebt auf der zweiten Ebene ein breiter Ring über dem zentralen Hohlraum. Ein neues Lichtkonzept und Glockensound runden das Ganze ab.

Franziska Giffey (l.) mit Pfarrerin, Erst- und Zweitplatzierten.   | Foto:  Ulrike Kiefert
  • Franziska Giffey (l.) mit Pfarrerin, Erst- und Zweitplatzierten.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Das Preisgericht lobte den Entwurf als „fein abgewogene Inszenierung“ von Bauwerk, Licht, Wasser, Wind und Klang. Der Gedächtniskirche als ikonischer Nachkriegsarchitektur werde „eine neue Zeitschicht“ hinzugefügt, sagte Christoph Rauhut bei der Präsentation des Siegerentwurfs. Berlins oberster Denkmalschützer gehörte dem Preisgericht ebenso an wie Architekt Matthias Sauerbruch, der den Vorsitz übernommen hatte.

Ganz billig sind die ehrgeizigen Pläne, die die Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und Ex-Pfarrer Martin Germer schon vor über zehn Jahren für den Alten Turm hatten, nicht. Zehn Millionen Euro fließen nun aber als GRW-Mittel vom Land Berlin, etwa 1,1 Millionen Euro steuert die evangelische Landeskirche bei. Die Investition werde sich aber lohnen, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) mit Blick auf steigende Besucherzahlen.

Das Lichtkonzept der Sieger spielt mit Hell und Dunkel.  | Foto: heneghan peng architects
  • Das Lichtkonzept der Sieger spielt mit Hell und Dunkel.
  • Foto: heneghan peng architects
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Wann der Umbau beginnt und wie lange er dauert, ist noch nicht voraussagbar. Klar ist aber, der Auftrag soll noch dieses Jahr an das Siegerteam vergeben werden. „Ich denke, in drei Jahren wird man hier schon etwas sehen“, so Pfarrerin Sarah-Magdalena Kingreen. Während die neue Kirche für Andachten, Gottesdienste und Co. offen bleibt, werden die Attraktionen im Alten Turm Eintritt kosten. Die Kirche finanziert damit die Unterhaltungskosten gegen. „Hier werden aber keine riesigen Kassenanlagen entstehen“, sagte Benjamin Hossbach von „phase eins“. Das Architekturbüro war mit der Durchführung des Wettbewerbs beauftragt. Tickets sollen künftig im Voraus über eine App buchbar sein.

Die Gedächtniskirche besuchen laut Stiftung jährlich rund 1,3 Millionen Menschen aus aller Welt. Anziehungspunkte sind vor allem das Design des Architekten Egon Eiermanns, der das neue Kirchengebäude entwarf, und das blaue Licht der Fenster aus Chartes, gestaltet von Gabriel Loire im Inneren des Kirchenraums. Zum Denkmalensemble gehören heute insgesamt vier Neubauten rund um den Alten Turm. Saniert werden sollen noch die Fassade des sechseckigen Glockenturms und das Foyer im Alten Turm. Seit dem Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt vor der Gedächtniskirche im Dezember 2016 ist das Berliner Wahrzeichen auch Gedenkort für die Opfer von Gewalt und Terror.

Die Wettbewerbsarbeiten sind noch bis zum 26. Oktober im ansonsten leeren Foyergebäude der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz ausgestellt und zwar täglich von 10 bis 18 Uhr und sonntags ab 11.30 Uhr.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 672× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.340× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.441× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.344× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.