"Es droht ein steriler Allerweltsweg"
Umweltschützer und Kleingärtner kritisieren Spreepfad-Ausbau

Umweltschützer und Kleingärtner wollen den Spreepfad retten. Er soll nach Plänen des Senats zum Rad- und Wanderweg ausgebaut werden.  | Foto:  privat
  • Umweltschützer und Kleingärtner wollen den Spreepfad retten. Er soll nach Plänen des Senats zum Rad- und Wanderweg ausgebaut werden.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Umweltschützer und Kleingärtner haben sich gegen den Ausbau des Spreepfades zum Rad- und Wanderweg ausgesprochen. Zu viel Grün müsste dafür weichen, kritisieren sie.

Vom Schlosspark Charlottenburg bis Ruhleben will der Senat den Uferweg zum "Rad- und Wanderweg Spreeufer" ausbauen. Doch viele sehen damit ein Idyll mit einzigartigem Charme bedroht. Denn der Spreepfad im Norden Charlottenburgs ist von dichtem, lauschigen Grün geprägt, der entspannt und entschleunigt. Wird er wie geplant auf bis zu drei Metern Breite befestigt, müsste die Natur weichen und der Boden verhärtet werden. "Statt urwüchsiger Atmosphäre mit abwechselnd Sand, Holzbohlen und Wiese droht ein steriler Allerweltsweg, der von einem städtischen Radweg nicht zu unterscheiden ist", kritisieren die Naturfreunde Berlin, der Fuß e.V., das Berliner Netzwerk für Grünzüge und der Bezirksverband der Charlottenburger Kleingärtner. Zudem würde auf einem solchen Weg schnell gefahren und eher marschiert als spaziert. "Das Nachsehen hätten alle, die hier verträumt gehen, laufen oder radeln, also Kinder, Ältere, Menschen mit Behinderungen sowie alle Erholungsuchenden."

Der Ausbau des Spreepfades zu einem Fahrradschnellweg sei nicht akzeptabel und abzulehnen, erklärt Uwe Hiksch von den Naturfreunden Berlin. "Die bisherigen Planungen für den Rad- und Wanderweg Spreeufer setzen einseitig auf die Herstellung eines Weges, der auf Schnelligkeit getrimmt wird. Mit seinem Ausbauplan zerstört der Berliner Senat einer der letzten naturnahen Wege in der Innenstadt Berlins." Sobald die Planungsunterlagen vorliegen, behalten sich die Naturfreunde laut Hiksch mögliche rechtliche Schritte vor.

Roland Stimpel vom Fuß e.V. stößt ins gleiche Horn. "Der Spreepfad ist ein Weg für ganz besondere Geh-Erlebnisse. Er ist kein komfortabler, glatter Stadtweg, sondern oft schmal, manchmal etwas holprig und in dichtes Grün gebettet. Aber dieser Kontrast zur Stadt macht gerade seine Qualität aus und muss bewahrt werden." Antje Henning vom Berliner Netzwerk für Grünzüge fragt sich, wozu hier überhaupt ein Planungsbüro beauftragt werden muss. "Ein Weg entlang der Spree besteht bereits. Ein erholsamer, idyllischer Weg mit eigenem Charakter, einzigartig als solcher und ein Geheimtipp."

"Naturbelassener Rückzugs-
und Erholungsort geht verloren"

Gegen den geplanten Ausbau sind auch die Kleingärtner. "Wieder soll der Berliner Innenstadt-Bereich einen historischen, naturbelassenen Rückzugs- und Erholungsort verlieren", ärgert sich Verbandschef Edgar Thomas. Schon vor über 100 Jahren sei der Spreeweg im Berliner Urstromtal als Trailer und Wanderweg genutzt worden. "Nun soll der Spazierweg als Fernwanderweg E11, besonders für die Radfahrer, in einen modernen und zeitgemäßen Rad- und Wanderweg umgebaut werden." Zugleich sei geplant, den Fahrradweg auf dem nahe gelegen Spandauer Damm zum Radschnellweg zu machen. "Bei der Ertüchtigung ist kein Tempolimit und kein Vorrang für Fußgänger vorgesehen. Sobald der Weg aber als Verkehrsweg für Radfahrer genutzt wird und Fußgänger auszuweichen haben, wird es keinen Wanderweg geben, sondern mittelfristig nur noch einen von Radfahrern dominierten Weg", befürchtet Thomas. Damit sei der Erholungs- und Entspannungsgedanke zwischen grünen Kleingärten und der Spree Vergangenheit. "Das ist für uns nicht akzeptabel."

Die neue Rad- und Wanderwegverbindung entlang der Spree wird schon seit einigen Jahren geplant. Zwischen Charlottenburg und Spandau sollen auf rund sieben Kilometern bestehende Uferwege ausgebaut sowie bislang unzugängliche Uferabschnitte erschlossen werden. Auch eine Spreebrücke wird gebaut. Radfahrer und Fußgänger müssen sich den Platz künftig teilen. 2023 soll es mit dem Projekt losgehen und 2027 abgeschlossen sein. Die Planung hat Infravelo im Auftrag des Senats übernommen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.730× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.407× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.030× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.402× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.299× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.