Buch, Kampagne, Verein
Unternehmer Hamid Djadda sagt teuren Mieten den Kampf an
Der Berliner Unternehmer Hamid Djadda hat Luxussanierung, überhöhten Mieten, Wohnungsleerstand und Gentrifizierung den Kampf angesagt. Er hat ein Buch geschrieben, den Verein "Erste Sahne" gegründet und will über Stiftungen "Erste Hilfe" leisten.
Hamid rettete einst die Blechschild-Manufaktur vor dem Aus, machte dann in Marzipan und zuletzt mit dem Kauf der Avus-Tribüne von sich Reden, die er sanieren und zu einem Business-Center umbauen möchte. Jetzt hat er sich mit seinem Buch „Teure Mieten abschaffen!“ einem neuen Feld gewidmet. Warum, das erklärte er kürzlich bei der Präsentation seines Werks. „Ich habe eine Freundin, die hatte eine kleine Bäckerei in Kreuzberg. Ihre Familie kam mit dem Geschäft gut über die Runden. Dann kam ein US-Investor und hat die Miete verdoppelt. Die Familie verlor ihre Existenzgrundlage. Das hat mich wütend gemacht.“ Djadda bezeichnet sich selbst als Immobilien-Fachmann. „Ich habe das meiste Geld mit Immobilien verdient, habe mir das nötige Fachwissen angeeignet. Man muss etwas davon verstehen, um kreative Lösungen zu finden.“
Die gegenwärtige Gesetzeslage fördere die Spekulation mit Bauland, das habe er beispielsweise im Zuge seiner Recherchen festgestellt. „Tausende Grundstücke in Berlin wurden aufgekauft und die Investoren könnten morgen anfangen, auf ihnen bauen. Machen sie aber nicht, weil sie in aller Seelenruhe auf die Wertsteigerung warten. Die Lösung kostet null Euro: einfach brachliegendes Bauland besteuern.“ Auch gebe es Gesetze, mit denen der Leerstand unterbunden werden könne. Sie würden aber nicht ausgeübt. Mietpreisbremse, Verschärfung des Milieuschutzes, Reduzierung der Modernisierungsumlage – alles gut gemeinte Maßnahmen für den Geschäftsmann. „Die Mieten steigen aber trotzdem immer weiter.“
Von der Idee, die großen Wohnungsbaugesellschaften wie Deutsche Wohnen zu enteignen, hält Djadda nichts: „Keine einzige neue Wohnung entsteht dadurch, man würde nur einen Bruchteil aller Berliner Wohnungen zurückgewinnen und schließlich kostet das eine Menge Geld. Im Falle der Deutsche Wohnen schätzungsweise 38 Milliarden Euro. Geld, das besser in den Neubau bezahlbaren Wohnraums gesteckt werden sollte.“
Bei allen Lösungen, die er in dem Buch detailliert, aber in einfachen Worten vorstellt, weiß Djadda, dass nur die Politik etwas an den Rahmenbedingungen ändern kann. Um sie dazu zu bringen, hat er den Verein "Erste Sahne" gegründet. Die Mitgliedschaft sei kostenlos, sagte er. Über den Verkauf des Buchs und von Merchandising-Produkten soll das Konto des Vereins gefüllt werden. Private gemeinnützige Stiftungen sollen mit dem Geld dann punktuell von Verdrängung bedrohten Mietern helfen. Das sei auch bereits exemplarisch durchexerziert worden. „Wir haben die Gewerbeeinheit des Traditionsglasers Hans-Jürgen Arnsmann in Friedenau gekauft. Jetzt kann er auf Lebzeiten zur gleichen Miete seine Firma weiterführen“, so Djadda. Berlin sei wegen seines Kleingewerbes und seiner Bevölkerungsstruktur charmant und witzig. Niemand könne wollen, dass Zustände wie in London oder Paris einkehren, wo nur die Reichen in der Stadt leben und selbst der Mittelstand raus müsse. „Dann wäre der Witz weg. Der Kampf lohnt sich also.“
Informationen zum Buch, zum Verein "Erste Sahne" und der Kampagne finden sich im Internet unter erste-sahne.berlin.
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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