Buch, Kampagne, Verein
Unternehmer Hamid Djadda sagt teuren Mieten den Kampf an

Der Berliner Unternehmer Hamid Djadda glaubt an bezahlbaren Wohnraum für alle. Lösungen dafür stellt er in einem Buch vor. Voraussetzung: Die Politik muss sich bewegen.  | Foto: Matthias Vogel
  • Der Berliner Unternehmer Hamid Djadda glaubt an bezahlbaren Wohnraum für alle. Lösungen dafür stellt er in einem Buch vor. Voraussetzung: Die Politik muss sich bewegen.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Der Berliner Unternehmer Hamid Djadda hat Luxussanierung, überhöhten Mieten, Wohnungsleerstand und Gentrifizierung den Kampf angesagt. Er hat ein Buch geschrieben, den Verein "Erste Sahne" gegründet und will über Stiftungen "Erste Hilfe" leisten.

Hamid rettete einst die Blechschild-Manufaktur vor dem Aus, machte dann in Marzipan und zuletzt mit dem Kauf der Avus-Tribüne von sich Reden, die er sanieren und zu einem Business-Center umbauen möchte. Jetzt hat er sich mit seinem Buch „Teure Mieten abschaffen!“ einem neuen Feld gewidmet. Warum, das erklärte er kürzlich bei der Präsentation seines Werks. „Ich habe eine Freundin, die hatte eine kleine Bäckerei in Kreuzberg. Ihre Familie kam mit dem Geschäft gut über die Runden. Dann kam ein US-Investor und hat die Miete verdoppelt. Die Familie verlor ihre Existenzgrundlage. Das hat mich wütend gemacht.“ Djadda bezeichnet sich selbst als Immobilien-Fachmann. „Ich habe das meiste Geld mit Immobilien verdient, habe mir das nötige Fachwissen angeeignet. Man muss etwas davon verstehen, um kreative Lösungen zu finden.“

Die gegenwärtige Gesetzeslage fördere die Spekulation mit Bauland, das habe er beispielsweise im Zuge seiner Recherchen festgestellt. „Tausende Grundstücke in Berlin wurden aufgekauft und die Investoren könnten morgen anfangen, auf ihnen bauen. Machen sie aber nicht, weil sie in aller Seelenruhe auf die Wertsteigerung warten. Die Lösung kostet null Euro: einfach brachliegendes Bauland besteuern.“ Auch gebe es Gesetze, mit denen der Leerstand unterbunden werden könne. Sie würden aber nicht ausgeübt. Mietpreisbremse, Verschärfung des Milieuschutzes, Reduzierung der Modernisierungsumlage – alles gut gemeinte Maßnahmen für den Geschäftsmann. „Die Mieten steigen aber trotzdem immer weiter.“

Von der Idee, die großen Wohnungsbaugesellschaften wie Deutsche Wohnen zu enteignen, hält Djadda nichts: „Keine einzige neue Wohnung entsteht dadurch, man würde nur einen Bruchteil aller Berliner Wohnungen zurückgewinnen und schließlich kostet das eine Menge Geld. Im Falle der Deutsche Wohnen schätzungsweise 38 Milliarden Euro. Geld, das besser in den Neubau bezahlbaren Wohnraums gesteckt werden sollte.“

Bei allen Lösungen, die er in dem Buch detailliert, aber in einfachen Worten vorstellt, weiß Djadda, dass nur die Politik etwas an den Rahmenbedingungen ändern kann. Um sie dazu zu bringen, hat er den Verein "Erste Sahne" gegründet. Die Mitgliedschaft sei kostenlos, sagte er. Über den Verkauf des Buchs und von Merchandising-Produkten soll das Konto des Vereins gefüllt werden. Private gemeinnützige Stiftungen sollen mit dem Geld dann punktuell von Verdrängung bedrohten Mietern helfen. Das sei auch bereits exemplarisch durchexerziert worden. „Wir haben die Gewerbeeinheit des Traditionsglasers Hans-Jürgen Arnsmann in Friedenau gekauft. Jetzt kann er auf Lebzeiten zur gleichen Miete seine Firma weiterführen“, so Djadda. Berlin sei wegen seines Kleingewerbes und seiner Bevölkerungsstruktur charmant und witzig. Niemand könne wollen, dass Zustände wie in London oder Paris einkehren, wo nur die Reichen in der Stadt leben und selbst der Mittelstand raus müsse. „Dann wäre der Witz weg. Der Kampf lohnt sich also.“

Informationen zum Buch, zum Verein "Erste Sahne" und der Kampagne finden sich im Internet unter erste-sahne.berlin.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 833× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.189× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.