Adelszöpfe aus Papier: So blicken Mädchen auf mächtige Frauen
Charlottenburg. Antanzen vor dem Schloss: Eine Mädchengruppe der Eosander-Schinkel-Schule verarbeitete ihre Sichtweise auf die Ausstellung „Frauchensache“ zur öffentlichen Performance. Und erfand dabei Worte, die im Duden stehen sollten.
Adelmut – so könnte man es nennen, dachte sich Ceyda. Das passt zu Perücken mit Haartollen aus Papier, Gewändern aus wippenden Reifen und der majestätischen Atmosphäre. Und was schadet es, wenn dieser Begriff in keinem Wörterbuch geschrieben steht? Immerhin ging es doch hier darum, auf eigene Weise auszudrücken, was von der Ausstellung über die mächtigsten Frauen Preußens im Bewusstsein blieb.
Also stand das Fantasiewort „Adelmut“ auf einem der großen Schilder, die Mädchen bei einer Kunstperformance vor dem Schloss vorzeigen durften, neben anderen Schlagworten wie „Ehe“, „Liebe“, „Krieg“ und „Etikette“. Da tanzten Ceyda, Maria und ihre Freundinnen, auf dass die selbstgebastelten Gewänder in Wallung gerieten und künstliche Locken flogen.
„Wir wollen zeigen, wie die Frauen lebten und was sie durchstehen mussten. Einerseits tun wir so, als wären wir sie, aber auf verrückte Weise“, beschreibt Ceyda die Idee des Tanzes. „Wir bewegen uns ja nicht wie die Adeligen, sondern wie die Heutigen.“
Lernen durch Spaß
Damit die Fantasie der Mädchen im Alter von sieben bis 14 Jahren in die richtigen Bahnen gelangte, gab es natürlich auch Anleitung durch Erwachsene. „Wir haben den Kindern gezeigt, wie das, was sie vorher in der Ausstellung gesehen haben, mit ihnen zusammenhängt“, beschreibt Choreografin Be van Vark das Vorhaben. Gemeinsam mit Projektleiterin Katharina Stahlhoven arbeitete die Gruppe während der Herbstferien auf die Performance hin.
Die Eosander-Schinkel-Schule, die Jugendkunstschule Charlottenburg-Wilmersdorf, der Projektfonds kulturelle Bildung Berlin und das Stadtmuseum Berlin, die Stiftung Preußische Schlösser – sie alle trugen bei zu einem Lernerfolg, der auf Spaß beruht.
Ob sie gerne in der Zeit der Prinzessinnen gelebt hätten? Wenn es nach den prächtigen Gewändern ginge, vielleicht schon, hieß es. Aber die Mädchen von heute heiraten, wenn sie groß sind, nicht mehr zum Machterhalt, sondern aus Liebe. Und sie sind darüber froh. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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