Erst die Vokabeln, dann die Chemie: TU Berlin startet Deutschkurs für talentierte Flüchtlinge
Charlottenburg. In elf Monaten zur Fachsprache: TU Berlin-Präsident Jan Thomsen und Bildungssentatorin Sandra Scheeres (SPD) begrüßten nun Flüchtlinge, die sich an einer akademischen Laufbahn versuchen werden. Vor den Naturwissenschaften: Lektionen in Deutsch.
Yussifs Weg in die Welt der Kohlenwasserstoffe begann an einem Ort, an dem das Bleiben unmöglich war. Drei Jahre lang vertiefte er sich im Chemiestudium – „dann ging es nicht mehr, dann musste ich weg.“
Seine syrische Heimat liegt hinter ihm. Jetzt steht Yussif vor TU-Präsident Christian Thomsen, dem Mann, der in ihm nicht den Geflüchteten sieht, sondern ein junges Talent. „Danke, Deutschland!“, entfährt es dem angehenden Studenten. „Ich weiß nicht, was ich anderes sagen soll.“ Damit Yussifs noch brüchiges Deutsch sich verfestigt, damit er und rund 50 weitere Geflüchtete sich verständlich machen können im akademischen Betrieb, pauken sie die nächsten elf Monaten in den Seminarräumen der Uni deutsche Vokabeln.
100 000 Euro steuert Bildungssenatorin Sandra Scheeres bei – und hofft auf weitere Unterstützer aus der Wirtschaft. „Denn Bildung ist der Schlüssel zur Integration“, betont sie die Wichtigkeit, Geflüchtete entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fördern. So früh wie möglich.
„Deutsch zu sprechen öffnet Türen“, betont Almut Schön von der Zentraleinrichtung Moderne Sprachen an der TU die Bedeutung eines solchen Schritts. Und räumt ein, dass es kein leichtes Unterfangen sein wird angesichts dieser kurzen Zeit. „Deutsch ist eine schwere Sprache“, sagt sie. „Aber es ist auch die Sprache der Ingenieure.“
Am Anfang überwiegen auf Seiten der Neulinge, die nach Eignungsprüfungen in verschiedenen Berliner Flüchtlingsheimen ausgewählt wurden, freilich noch Sorgen. Ob ein Studium trotz des fraglichen Asylstatus' gelingen kann? Ob Behörden bei der Terminvergabe dafür Verständnis haben werden, dass das Seminar an der Uni ruft? Senatorin Scheeres will diese Hindernisse aus dem Weg schaffen und macht den jungen Männern Mut: „Dies ist ein Sonderprojekt – extra für Sie.“ tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.