Fotoausstellung im Rathaus zeigt, wo Extremisten zuschlugen

Fotograf Jörg Müller, "Reachout"-Mitarbeiterin Sabine Seyb und Bürgermeister Reinhard Naumann auf den Spuren der Gewalt. | Foto: Schubert
  • Fotograf Jörg Müller, "Reachout"-Mitarbeiterin Sabine Seyb und Bürgermeister Reinhard Naumann auf den Spuren der Gewalt.
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Charlottenburg. Ein Fausthieb aus heiterem Himmel, Attacken ohne jeden Grund: Unter dem Titel "Berliner Tatorte - Dokumente rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt" bemüht sich eine Schau der Opferberatung "Reachout" gegen das Vergessen.

Der Vorplatz des Olympiastadions, ein Bürgersteig an der Otto-Suhr-Allee, der Eingang des Bahnhof Zoo. Menschen, die sorglos ihrer Wege gehen. Momentaufnahmen in Schwarz-Weiß, frei von Aufruhr und Hektik. Szenen, wie sie sich heute oder morgen ereignen können. Aber dass hier etwas passiert ist, wonach ein Leben nicht mehr weitergehen kann wie zuvor, diese Information wäre im Alltagstrott wohl rasch vergessen. Und deshalb die Ausstellung "Berliner Tatorte".

Denn Übergriffe gegen Juden, Homosexuelle und Menschen mit Wurzeln in anderen Ländern - "so etwas findet nicht in Nischen der Gesellschaft statt", betont Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD), "sondern mitten auf der Straße." In der Charlottenburger Rathausgalerie gibt er der Opferberatung "Reachout" Raum für eine Präsentation, die Fotografien von Schauplätzen der Gewalt mit kurzen Texten zum Tathergang verbindet. Beispiele finden sich in allen Bezirken, wobei auch die City West trotz einer aufgeklärten, bürgerlich geprägten Bewohnerschaft nicht immun ist gegen Aussetzer der Vernunft.

Ob die Gewalt von rechts oder links kommt, das darf aus Sicht von Kulturstadträtin Dagmar König (CDU) nicht unterschiedlich gewichtet werden: "Bei Gewalt nach Quellen zu unterscheiden, das wäre ein Schritt zur Akzeptanz. Diese Ausstellung ist ein Zeichen gegen jede Form von Gewalt."

Immer neue Zeitungsmeldungen und Polizeiberichte sorgen dafür, dass die Fotoserie von "Reachout" jedes Jahr um 30 Exemplare wächst. Über 1500 Delikte hat die Organisation laut Mitarbeiterin Sabine Seyb binnen 13 Jahren registriert. Der Extremismus, das wird deutlich, kommt nicht zur Ruhe.

Ruhig sind nur die Eindrücke des Alltags, der am Tatort das Unbehagen überspült. "Es geht nicht darum, dass meine Fotos die Fälle noch dramatisieren", erklärt Fotograf Jörg Müller seine Entscheidung für eine möglichst schlichte Darstellung. Aber vielleicht ist ja dies das tatsächlich Beklemmende: Orte, an denen Extremisten zuschlugen, in ihrer ganzen Banalität.

Eine Besichtigung der Ausstellung "Berliner Tatorte" in der Rathausgalerie, Otto-Suhr-Allee 100, wochentags von 8 bis 20 Uhr, empfiehlt sich vor allem für Schulklassen und Jugendgruppen. Enden wird die Präsentation am Donnerstag, 26. Februar. Weitere Infos unter www.reachoutberlin.de.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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