Studenten skizzieren ihre Sicht auf die Drehscheibe

Wenn sich die Kunst im Kreis dreht: 60 Studenten malten immer das, was sie vor sich sehen, um dann an die Staffelei ihres Vorgängers zu wechseln. | Foto: Schubert
4Bilder
  • Wenn sich die Kunst im Kreis dreht: 60 Studenten malten immer das, was sie vor sich sehen, um dann an die Staffelei ihres Vorgängers zu wechseln.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Zirkeltraining für junge Künstler: Unter dem Titel "Roundabout" erschufen 60 Maler der Technischen Universität Berlin ein ganz besonderes Panorama des Ernst-Reuter-Platzes. Dabei malte jeder an jedem Bild - dank einem fliegenden Wechsel im 60-Sekunden-Takt.

"Daumen hoch, wenn ihr mich hört!" Kays Elbeyli steht in der Mitte des Platzes, wehrt sich mit dem Megaphon an den Lippen gegen das Rauschen des Verkehrs. Eigentlich kennt man Kays als Tutor im Fachgebiet Bildende Kunst. Heute ist er der Kommandeur. "Wechsel!" wird er jetzt eine Stunde lang brüllen. Jede Minute aufs Neue bedeutet sein Ruf: nachrücken gegen den Uhrzeigersinn. Nachrücken und aufs Neue nur das malen, was man vor sich sieht.

Jede Minute hechten Iliana, Constanze und ihre Kommilitonen also eine Staffelei weiter, um hier wiederum Kreide und Pinsel anzusetzen, das Werk ihrer Vorgänger ein Stückchen mehr zu vollenden.

Klar, dass bei so einem Gemeinschaftswerk Ansichten auch mal kollidieren können. "Die Perspektive stimmt nicht ganz", heißt es zur Entschuldigung bei der Übergabe. Andererseits erkennt Iliana gerade in der Unvollkommenheit einen besonderen Charme. "Es muss nicht zu 100 Prozent richtig sein. Und es macht schon Spaß, sich ständig neu zu orientieren."

Eine Viertelstunde ist seit dem Beginn von "Roundabout" vergangen, da gewinnen die Motive deutlich an Form. Die Bismarckstraße: eine vielfach überpinselte Schneise. Das Telefunken-Hochhaus: der grau schraffierte Fixpunkt des riesigen Rondells. Bisweilen ist es auch nur ein Baum mit rauschendem Laub, der das Papier beherrscht. Und wer eben noch nach Westen blickte, wird eine halbe Stunde später am Fernsehturm und der Goldelse seiner Vormaler die letzten Striche gezogen haben.

In welchem Rahmen das Ergebnis zu sehen sein wird, das wollen die TU-Studenten noch beraten. Vor einigen Jahren entschied man sich zur Ausstellung der Gemälde. Denkbar wäre diesmal auch die Aufarbeitung in einem Film. Was könnte nun aber der tiefere Sinn sein? Vielleicht ist es der, dass die Erde rund sein mag. Aber der Ernst-Reuter-Platz ist eine Scheibe.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.