Umstrittene Deutschpflicht: Neue Diskussion über verbindliche Regeln auf Schulhöfen
Berlin. In der Herbert-Hoover-Schule in Wedding gilt seit zehn Jahren Deutschpflicht auf dem Schulhof. Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) fordert jetzt ihre Abschaffung.
Die Schule beschloss im Jahr 2006, dass in den Pausen auf dem Schulhof nur deutsch gesprochen werden soll. Als das bekannt wurde, entbrannte schon damals eine Diskussion darüber, ob dies gut für die Schüler ist.
Nun geht die Debatte in die nächste Runde. Die Deutschpflicht gibt es noch immer und der TBB übt starke Kritik daran. Vorstandsmitglied Safter Çinar sagte der „Welt“, dass es eine Respektlosigkeit gegenüber ausländischen Kindern sei, wenn sie in der Freizeit nicht die eigene Sprache sprechen dürfen. Außerdem gebe es keine Rechtsgrundlage dafür. In der Tat entscheiden die Berliner Schulen in dieser Sache eigenständig.
„Wenn Lehrer, Eltern und Schüler den Beschluss fassen, eine solche Deutschpflicht einzuführen, ist das eine demokratische Entscheidung, die von allen mitgetragen werden sollte“, erklärt Norman Heise vom Landeselternausschuss. Ob er selbst für oder gegen eine solche Pflicht ist, lässt er jedoch offen.
Eine Deutschpflicht in den Pausen kann nur unter bestimmten Bedingungen funktionieren, erklärt Manfred Krifka, Direktor am Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft. So dürfe sie nicht von einer Behörde verordnet und unter Strafandrohung durchgesetzt werden. Allen Beteiligten müsse auch klar sein, dass die Entscheidung wieder rückgängig gemacht werden kann.
Krifka hat allerdings grundsätzliche Bedenken: „Die Herkunftssprache in der Schule zu verbieten, sendet ein schlechtes Signal.“ Es wirke so, als sei die Sprache in der Öffentlichkeit unerwünscht. Studien hätten zudem ergeben, so Krifka, dass sich Schüler gegenseitig am besten in ihrer Muttersprache helfen. jtw
Autor:Jana Tashina Wörrle aus Charlottenburg |
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