Die Tricks der Ganoven: Polizeidirektion 2 warnt Senioren vor Trickbetrügern

Vorsorge im Akkord: Polizeihauptkommissar Stefan Bonikowski bittet Wilmersdorfer Rentner um ein gesundes Maß an Skepsis. | Foto: Thomas Schubert
  • Vorsorge im Akkord: Polizeihauptkommissar Stefan Bonikowski bittet Wilmersdorfer Rentner um ein gesundes Maß an Skepsis.
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Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie prellen alte Leute um ihr Vermögen, strafen Gutgläubigkeit durch immer neue Spielarten der Gerissenheit. Und damit die Maschen von räuberischen Betrügern nutzlos werden, setzt der Polizeiabschnitt 26 auf einen Mann, der sich Zeit nimmt, mit Rentnern darüber zu reden. Immer wieder aufs Neue.

Es sind kurze, eindringliche Botschaften. Oft gehörte Empfehlungen in Endlosschleife. Alles, was Stefan Bonikowski zu sagen hat, passt auf kleine Flugblätter oder an der Türklinke platzierte Sticker. Damit die Warnungen aber in den Köpfen von alten Menschen haften bleiben, muss sie Bonikowski selbst aussprechen. Und wenn er einmal fertig ist, fängt er wieder von vorne an. Dann unterrichtet er wieder andere Senioren über immer neue Maschen von Betrügern.

Gutgläubigkeit steht gegen Arglist. Und wo Senioren Skepsis gegenüber Fremden vermissen verlassen, verschwindet schlimmstenfalls das Ersparte. „Berlinweit entstand 2014 durch Trickbetrug ein Schaden von 1,2 Millionen Euro“, mahnt der Polizeihauptkommissar. Damit sich die Auswirkungen in seinem Beritt, dem Polizeiabschnitt 26 in Wilmersdorf, verringern, dafür steht er als Präventionsbeauftragter gerade.

Trick Nummer 1: Vortäuschen einer Notlage. Hier gehen die Betrüger derart vor, dass sie einen überzeugenden Vorwand nennen, um in die Wohnung des Rentners zu gelangen. Einem kleinen Kind die Windel wechseln. Blumen für Nachbarn in eine Vase stellen. Einen Hund, der plötzlich hineinflitzt wieder aus der Stube holen – es gibt viele Varianten, die dazu führen, dass Banditen zu zweit in die Wohnung gelangen. Einer beschäftigt das Opfer mit einem dringenden Wunsch, der andere stiehlt derweil alles, was Wert hat. „Die Verbrecher haben eine blühende Fantasie“, erklärt Bonikowski. Was dagegen hilft? Skeptisch bleiben und Hilfe anbieten, ohne die Fremden einzulassen. Die typischen Taktiken kennen.

Trick Nummer 2: Der falsche Handwerker. Er kommt völlig überraschend, zum Beispiel wegen eines vermeintlichen Heizungsschadens. Und während er die Alten mit kleinen Aufgaben beschäftigt, angelt sich der Betrüger Schmuck, Geldbörsen und teure Elektronik. Im Zweifelsfall ruft man lieber die Hausverwaltung an und fragt nach, ob ein Monteur tatsächlich bestellt ist. „Ein echter Handwerker würde so lange warten.“

Trick Nummer 3: Die falsche Amtsperson. Sei es ein Polizist oder eine andere Autorität – wenn jemand in Uniform vor der Tür steht, sollte man sich eine Dienstmarke zeigen lassen und ansonsten den Einlass verweigern. „Oft werden die Opfer vorher ausgespäht und gezielt verfolgt“, berichtet der Experte aus Erfahrung. Dies gilt auch für den Betrugsklassiker schlechthin:

Trick Nummer 4: der Enkeltrick. Hier läuft es immer aufs Gleiche hinaus: Ein Mittelsmann gibt vor, im Namen eines Enkels, der dringend Geld braucht, die Scheine abzuholen. Dabei wählen Betrüger erst gezielt typische Seniorennamen im Telefonbuch aus und sorgen im Gespräch dafür, dass die alte Dame den Namen des Enkels, für den man angeblich spricht, selbst nennt. Besonders oft schenken Senioren den Kriminellen glauben, wenn sie vereinsamt sind und sich nach Kontakt mit der Familie sehnen. Sobald dann noch eine finanzielle Notlage aufzutreten scheint, eilen sie ohne zu zögern zur Bank, heben bis zu 30 000 Euro ab – und übergeben sie kurz darauf dem falschen Mittelsmann.

Inzwischen sind Bankangestellte zwar so klug, bei großen Abhebungen vorsichtig nachzufragen. Doch Gutgläubigkeit und der Helferinstinkt führen dennoch oft genug zum Schaden. Also heißt es grundsätzlich: skeptisch nachfragen, mit Hinterhältigkeiten rechnen, vorsichtig sein gegenüber Fremden. „Durch ein gesundes Maß an Misstrauen würde vieles verhindert werden“, glaubt Bonikowski. „Und im Zweifel rufen Sie uns. Die Polizei.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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