Explosion im Berufsverkehr: Bombe tötet 43-jährigen VW-Fahrer
Charlottenburg. Blutlachen auf der Bismarckstraße: Bei einem Bombenanschlag am 15. März kam der Fahrer eines VW Passat ums Leben. Nach ersten Ermittlungen führen die Spuren der Polizei ins Drogenmilieu – einen Terroranschlag schließt man aus.
Mitten im morgendlichen Verkehr ereignete sich eine Szene wie aus einem Mafiafilm. Gegen 8 Uhr flog ein silberfarbene Kombi, der sich mit vielen anderen Autos stadteinwärts bewegt hatte, buchstäblich in die Luft. Ein Sprengsatz unter dem Wagen sorgte dafür, dass der 43-Jährige Fahrer sein Ziel nie erreichte und noch am Unglücksort verstarb.
Nachdem die Wiederbelebungsbesuche der Retter scheiterten, begann eine Mordkommission der Polizei mit der Spurensicherung im Trümmerfeld. Und bis zum Abend sorgte die Vollsperrung der Bismarckstraße in Höhe des U-Bahnhofs Deutsche Oper für lange Staus.
"Erhebliche Dimension"
So viel steht bislang fest: Der VW Passat kam durch die Explosion nach rechts von der Fahrbahn ab, prallte 80 Meter weiter gegen einen am Straßenrand geparkten Porsche, rutschte auch über den Bürgersteig und kam dann auf der Fahrbahn zum Stehen. Am Steuer saß Mesut Ter, der offenbar noch selbst aus dem halb zerstörten Auto klettern konnte, dann aber seinen schweren Verletzungen erlag.
"Das, was hier passiert ist, hat eine erhebliche Dimension“, äußerte sich Innensenator Frank Henkel (CDU) zu der Tat. „Die Polizei ermittelt jetzt mit Hochdruck in alle Richtungen. Das umfasst explizit die Möglichkeit, dass es sich um eine Auseinandersetzung im Umfeld der organisierten Kriminalität handelt. Wer immer auch dahinter steckt, muss zur Rechenschaft gezogen werden. Die Ermittlungsbehörden werden alles daran setzen und auf alle Ressourcen zurückgreifen, die dafür nötig sind."
Während Spezialisten am Unglücksfahrzeug und den abgesprengten Wrackteilen Spuren sicherten, scharten sich an den Absperrungen Schaulustige. Und trafen dort auf Zeugen, die am Unglücksort verblieben waren. So schilderte eine Frau, die in der Nähe wohnt, eine enorme Detonation. „Ich stand auf dem Balkon und rauchte, als es passiert ist. Es klang so, als sei ein Gebäude eingestürzt. Danach war es totenstill.“
Aus ganz anderem Blickwinkel bezeugte der 18-jährige Yunus Ötzkan den gleichen Moment. Er hatte unterwegs zur Schule mit seinem Auto an einer Ampel gestanden, als ganz in der Nähe der Sprengsatz unter dem silberfarbenen VW detonierte – offenbar in voller Fahrt. „Mein erster Gedanke war: Was ist hier los? Könnten noch weitere Autos explodieren?“ Yunus fuhr nicht weiter und wartete auf das Eintreffen von Polizei und Feuerwehr.
Polizei sucht Zeugen
Noch eine dritte Perspektive beschrieb ein Fahrgast der BVG. „Ich bin gegen 8.20 Uhr am Bahnhof Deutsche Oper aus der U-Bahn gestiegen und dachte erst einmal an einen schweren Autounfall“, erzählt Emre Ötzil. „Überall kreisten Hubschrauber. Und die Polizei schickte uns sofort wider hinunter in die U-Bahn, weil es hieß, dass eine Bombe explodiert sein soll.“ Aber die U-Bahn durfte auch nicht mehr weiterfahren – „und schließlich hat man uns zu Fuß aus dem Gefahrenbereich gebracht.“ Unter den U-Bahn-Passagieren habe das Gerücht kursiert, dass noch eine zweite Bombe detonieren könnte – dies bestätigte sich jedoch nicht. Als er begriff, was hier geschehen war, dachte Ötzil unweigerliche an die Terrorakte von Paris und Ankara. „Ich hoffe sehr, dass dies nicht der Tag ist, an dem der Terror nach Berlin kam“, kommentierte er das Unglück. Eben das schließen die Behörden komplett aus. Alle bisherigen Befunde legen nahe, dass es sich um die Eskalation eines Streits im kriminellen Milieu handelt. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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