Terror an einem Ort des Friedens

Trauer um die Opfern: Berliner und Touristen hielten gemeinsam inne. | Foto: Thomas Schubert
7Bilder
  • Trauer um die Opfern: Berliner und Touristen hielten gemeinsam inne.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Ein entführter Lkw raste am Abend des 19. Dezember durch eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Zwölf Menschen starben, 49 wurden schwer verletzt. Die ganze Welt macht den Berlinern seitdem Mut – und zitiert Kennedy.

Als der Mann wegtrat von der Wand, las die Menge der Trauernden, was auf dem Zettel stand, den er eben am Tatort an eine Wand geklebt hatte: „Ich bin ein Berliner.“ Der Kennedy-Satz war einst als Aufruf zur Solidarität mit der geteilten Stadt zu verstehen. Am Abend nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz sagten diesen Satz wieder Menschen aus der ganzen Welt.

Fünf Tage vor Heiligabend hatte ein Täter einen entführten Sattelschlepper über die Kantstraße gesteuert und war mit voller Wucht in die Budenlandschaft vor der Gedächtniskirche gerast. Ein Massaker war die Folge, das Politiker und Würdenträger scharf verurteilten. Zwölf Tote und 49 Verletzte waren eine vorläufige Bilanz, die auf dem ganzen Globus für Wut und Trauer sorgten.

„Wir sind fassungslos“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). „Es ist eine zutiefst bedrückende und verstörende Situation. Ein Anschlag auf unser aller Freiheit.“ Parallelen zu einer vergleichbaren Tat zog Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD), der die Tat beklagte, aber auch zur Besonnenheit mahnte. „Wir alle haben die Bilder aus Nizza vor Augen“, verwies Naumann auf eine ähnliche Amokfahrt in Frankreich. „Jetzt sind zum Ursprung und Verlauf dieses schrecklichen Ereignisses Fakten gefragt und keine Spekulationen. Erst recht ist jeder Form der Instrumentalisierung entschieden zu widersprechen.“

Bei der Arbeitsgemeinschaft City, der Veranstalterin des Weihnachtsmarks auf dem Breitscheidplatz, herrschte Fassungslosigkeit. „Die Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz ist das Symbol und ein Ort des Friedens. Daher sind wir als Veranstalter des Weihnachtsmarktes über dieses furchtbare Ereignis zutiefst betroffen“, erklärte Vorstand Klaus-Jürgen Meier. „Unsere freiheitlichen Werte und unsere Art, Traditionen zu leben, sollten wir dadurch nicht erschüttern lassen.“

Nahezu alle Kirchen in Charlottenburg-Wilmersdorf veranstalteten am Tag nach der Tat Gedenkandachten und Friedensgebete. Zur zentralen Trauerfeier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche erschien auch Bundespräsident Joachim Gauck. Die Trauer ging bei den meisten Gästen mit Beharren auf die freiheitlichen Werte einher. „Ein solches Ereignis darf uns nicht vom Leben abhalten. Ich glaube nicht, dass wir Sicherheit erreichen, wenn wir uns verbarrikadieren“, formulierte es Martin Germer, Pfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Welche Konsequenzen sich für die traditionelle Silvesterfeier auf dem Breitscheidplatz und zukünftige Marktveranstaltungen an diesem Ort ergeben, ist noch unklar. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 361× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 665× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 638× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.052× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.