Was die Polizei zwitschert: So schreiben Beamte bei Twitter über ihre Arbeit
Charlottenburg-Wilmersdorf. Ein Lagebericht mit 140 Zeichen? Das kann humorvoll enden und neue Sympathien wecken. Im Sozialnetzwerk Twitter sucht die Polizei neue Wege der Kommunikation – und schildert Ernstes mit einem Augenzwinkern.
Wo blinkt Blaulicht? Wo bilden sich Staus? Ja, selbst Geheimwissen übermitteln ist keine Tabu, wenn die Polizei bei Twitter in die Tasten haut. „Psst. Nicht weitersagen. Hier stehen morgen unsere Blitzer“, hieß es während einer siebentägigen Sonderaktion. Postings in Echtzeit, knackig kurze Botschaften, dazu angehängte Bilder – sei es die Position der nächsten Geschwindigkeitskontrolle am Kaiserdamm, der Zeitpunkt einer Sperrung der Westfälischen Straße oder die Dokumentation eines Blechschadens. Das sorgte auch jenseits Berlins für Aufsehen.
"Katze entfernte sich selbstständig"
Und dann die Skurrilitäten: „Katze entfernte sich vor dem Zugriff der Berliner Feuerwehr selbständig, Befragung zur Ursache der vermeintlichen Verletzungen nicht mehr möglich.“ Solche Perlen, formuliert im Behörden-Slang, zeugen von der Fähigkeit zur Selbstironie. Und wechselten sich ab mit Hinweisen, wie regelkonformes Verhalten den Geldbeutel schont: „Noch schnell bei rot fahren – 90 Euro. Eine Nacht im Doppelzimmer mit Frühstück – 85 Euro.“ Solche Gegenüberstellungen fruchten gerade bei jüngeren Berlinern. Eine Zielgruppe, die über tierisch ernste Belehrungen milde lächeln würde.
Selbst ein Dankeschön dafür, dass man 110 wählt, war bei Twitter zu lesen. „Mann sprang in #charlottenburg auf die Straße & verletzte sich mit Messer selbst“, lautete eine besonders drastische Einsatzmeldung, verbunden mit der Lobpreisung des Notrufs.
Nach dem Twitter-Marathon der letzten Tage zwitschert die Polizei jetzt zwar nur noch unregelmäßig. Doch ein gelegentlicher Blick in den Account dürfte erkennen lassen, wo sich Gasgeben wegen einer Geschwindigkeitskontrolle auf keinen Fall lohnt. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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