Wie die Polizeidirektion 2 Einbrechern das Handwerk legt
Brecheisen in durchsichtigen Tüten - es ist der Anblick, den Martina Labenski am liebsten hat. Wurde das Tatwerkzeug erst einmal eingeschweißt, kommt der Täter mit großer Sicherheit hinter Gitter. Aber bis das Beweisstück verpackt auf dem Schreibtisch liegt? Der Weg zu diesem Moment führt über eine anspruchsvolle Arbeit, welche die Kriminalhauptkommissarin mit einem Team von 30 Kollegen versieht, hier im Gebäude der Polizeidirektion 2 an der Charlottenburger Chaussee.
Was als Akte auf dem Schreibtisch landet, meldet das Opfer eines Einbruchs in der Regel über den Notruf 110. "Unsere Kollegen von der Sofortbearbeitung sind 24 Stunden rund um die Uhr einsatzbereit", erklärt Labenski, "Sie nehmen die Strafanzeige entgegen, stellen fest, was entwendet wurde und sichern Spuren."
Sind Anzeige und Tatortbefundbericht angefertigt, kommt die Chefin selbst ins Spiel. Auf ihre Weisung tritt die Kriminaltechnik in Aktion, untersucht die Spuren. Man vernimmt Geschädigte und Zeugen - und setzt die Befunde zu einem möglichst exakten Bild zusammen. Alles läuft auf die Frage zu: Wer war der Täter?
Hilfreich bei der Beantwortung: der heiße Draht zu anderen Dienststellen. Telefonrückfragen und Computerrecherche gehören zum modernen Polizeialltag genauso dazu wie zuschnappende Handschellen. "Unsere Kommissariat gibt es ja in Berlin sechsmal", erklärt Labenski. "Und die Täter halten sich in der Regel nicht an Bezirks- und Stadtgrenzen. Sie sind manchmal andernorts schon bekannt."
12.000 Einbrüche in Wohnungen und Einfamilienhäuser pro Jahr zählte die Polizei zuletzt berlinweit. Davon 2000 im Direktionsgebiet 2, zuständig für Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf. Hinzu kommt die gleiche Zahl von Fällen in Büros, Geschäften oder Arzt- und Anwaltspraxen. Dementsprechend großen Einsatzeifer braucht es, um der Lage Herr zu werden. Und das nötige Feingefühl. Das Hineindenken in die Köpfe der Kriminellen. An welchen Orten sie am liebsten zuschlagen, ist im Grunde nur logisch: Dort, wo der Mietspiegel rote Flecke zeigt und mit großer Wahrscheinlichkeit wertvolle Besitztümer in den Wohnungen lagern.
"Die Brennpunktbereiche überschneiden sich ziemlich genau mit solchen Wohnlagen", weiß Inspektionsleiter Karsten Gillert, der als zentraler Ansprechpartner in Berlin beim Thema Einbruch alle Fäden zusammenführt. Die gefährlichsten Pflaster im Direktionsgebiet sind aus seiner Sicht gediegene Viertel in Grunewald, Schmargendorf, Kladow und Gatow. Was den gewerblichen Einbruch anbelangt, spielen der Kudamm mit seinen Seitenstraßen, der Campus Charlottenburg, Gewerbegebiete am Salzufer und die Spandauer Altstadt eine Hauptrolle.
"Unser Hauptaugenmerk", sagt Labenski, "liegt aber immer auf dem Wohnraumeinbruch, weil er das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärker beeinträchtigt." Gleichzeitig könnten die Berliner ihr Eigentum besser Schützen - wenn sie sich denn der Gefahr bewusst wären. Und wie leicht man sie abwehrt. Ein angekipptes oder gar offenes Fenster an einem lauen Sommerabend zieht Langfinger magisch an, mahnt Gillert.
Schon das vernünftige Abschließen der Wohnungstüren unterlassen manche aus Bequemlichkeit. Und klassische Doppelflügeltüren, die altersbedingt Spiel haben, ließen sich leicht sichern, indem man die mittleren Riegel mit Schrauben fixiert. Muss man beim Umzug aber doch beide Flügel öffnen, dreht man die Schraube eben wieder heraus. "Wir haben gerade einen Einbrecher verhaftet, der sich jahrelang auf das Knacken solcher alten Flügeltüren spezialisiert hatte", freut sich die Ermittlerin. Mit Schrauben im Wert von einigen Cent hätten sich die Betroffenen viel Kummer erspart. Und Labenskis Team viel Arbeit.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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