Afrikas Problem im Bilderrahmen: Camera Work zeigt Nick Brandts neue Fotoserie

Formatfüllende Misere: Nick Brandt gab seine eigenen Tierfotos dem Verfall preis, um auf die Ausbeutung Afrikas hinzuweisen. | Foto: Thomas Schubert
  • Formatfüllende Misere: Nick Brandt gab seine eigenen Tierfotos dem Verfall preis, um auf die Ausbeutung Afrikas hinzuweisen.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Das Bildnis eines Elefanten, das im Stadtzentrum von Nairobi verfällt. Ein Affe, verloren in den Müllbergen des Menschen. Das Portrait eines Zebras, kurz bevor ein Güterzug es ramponiert – Nick Brands neue Schau „Inherit the Dust“ betrübt und hilft.

Die Wolken. Wenn sie nicht als Saum über der Landschaft liegen, ist es der falsche Moment. Nick Brandt braucht die Perfektion. Jede Komponente des Bilds muss stimmen. Die unwirtliche Umgebung des geschundenen Afrikas. Sein altes Foto mit dem Portrait eines majestätischen Tiers am richtigen Fleck. Achtlose Menschen, die davor umherirren. Und über allem: die Wolken. Am Himmel Kenias eine Rarität, aber für Nick Brandts Bildersprache eine unerlässliche Komponente.

Raubbau an der Natur

Stunden über Stunden wartet der Naturfotograf, der im früheren Leben das Musikvideo zu Michael Jacksons „Earth Song“ produzierte, hinter seiner Kamera, ehe sich vor der Linse das Bild zusammenfügt. Waren es früher Szenen der unberührten Wildnis, Begegnungen mit Elefanten, Löwen und Leoparden, die er im gewaltigen Format fotografisch festhielt, geht es ihm in der neuen Serie „Inherit the Dust“ um den Gesamtzustand Afrikas. Den Raubbau an der Natur, die Zerstörung des Lebensraums einzigartiger Geschöpfe, die Rücksichtslosigkeit, mit der fremde Mächte den einheimischen Menschen und seine Umgebung unterwerfen.

„Ich bin frustriert, wenn Leute nicht verstehen, was in der Welt Schlimmes vor sich geht“, nennt der Brite den Grund, der ihn zum Handeln zwang. „Ich wollte die Bilder der Tiere dorthin bringen, wo sie früher einmal gelebt haben, aber heute nicht mehr.“

Es wäre so leicht, per Computermaus seine preisgekrönten Tierportraits in die Umgebung des Elends einzufügen. Zu leicht, befand Brandt – „dann verschwindet die Magie.“ Um jeden Preis will er Bildmanipulationen vermeiden. Seine Abneigung gegen die digitale Fotobearbeitung bezeichnet er selbst als neurotisch. Also reiste Brandt wieder nach Afrika und rückte die alten Portraits in den Städten persönlich zurecht. Er fotografierte sie erneut als Bild im Bild. Das ist der Geist der neuen Ausstellung, zu sehen in der Galerie „Camera Work“.

Spenden sammeln

„Die Stoßzähne eines getöteten Elefanten bringen im Verkauf vielleicht 20 000 Dollar. Doch ein lebender Elefant beschert der Wirtschaft bis zu seinem natürlichen Tod über eine Million Dollar“, sagt Brandt – und meint die Erträge aus ökologischem Tourismus. Aber solange die Mächtigen in Afrika dergleichen ignorieren, so lange währt die große Plünderung der Natur. Das ist es, was „Inherit the Dust“ illustrieren will. Und jeder, der sich von der Schau erschüttern lässt, hat zugleich die Chance zu helfen: Nick Brandts „Big Life Foundation“ sammelt Spenden, damit der Fotograf andere Bilder ausstellen kann als diese. tsc

Nick Brandts Ausstellung „Inherit the Dust“ in der Galerie „Camera Work“, Kantstraße 149, ist bis 9. Juli kostenlos zu folgenden Zeiten zu sehen: Di-Sa 11-18 Uhr.
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 451× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 738× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 715× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.114× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.