"Wir machen, was geht"
AG City kündigt nun doch Weihnachtsbeleuchtung für Ku'damm an
Nach bangen Wochen steht nun fest: Der Kurfürstendamm bleibt in diesem Jahr nicht komplett dunkel. Die AG City will jetzt mit der Weihnachtsbeleuchtung anfangen und hofft unterwegs auf weitere Spenden.
Jedes Weihnachten steht die Finanzierung der Lichterketten auf dem Kurfürstendamm und Tauentzien auf der Kippe. 2023 hatte es in letzter Minute doch noch geklappt. Für dieses Jahr aber sah es richtig düster aus – zumindest bis vor wenigen Tagen. „Wir haben entschieden, wir machen was geht“, verkündet Ronald Sedlatzek, Geschäftsstellenleiter der AG City, die Neuigkeit. „Es wird auf jeden Fall eine Weihnachtsbeleuchtung geben.“
Die Frage ist nur, wie üppig oder besser gesagt, wie spärlich sie diesmal ausfallen muss. Üblicherweise zieht sich das Lichtermeer auf den beiden Boulevards über ganze 4,5 Kilometer vom Wittenbergplatz bis zum Rathenauplatz. Mit dem Geld, das die AG City bislang zusammen hat, reicht es gerade mal „für den Tauentzien und ein Stückchen Ku'damm“, sagt Sedlatzek. Zugesagt, aber noch nicht auf dem Konto sind demnach erst etwa 150.000 Euro. 240.000 Euro fehlen noch. Wobei selbst das ziemlich knapp gerechnet ist. 2023 hat es für die Beleuchtung der mehr als 500 Bäume auf der Prachtstraße rund 430.000 Euro gebraucht. Mehr kam jedenfalls nicht zusammen. Die komplette Weihnachtsbeleuchtung inklusive großer Weihnachtsfiguren auf dem Mittelstreifen kostet über 600 000 Euro. „Wir hoffen natürlich auf weitere Spenden“, so Ronald Sedlatzek, „fangen aber mit dem Aufbau schon mal an“.
Der Hilferuf der AG City ist auch schon raus. Wie in den Vorjahren sucht der Verein, der mehr als 500 Berliner Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen vertritt, spendierfreudige Retter aus der Wirtschaft. Auch die Berliner können wieder spenden. „Jede Summe zählt“, lässt die AG City in ihrem Aufruf wissen. Der Senat beteiligt sich aus Spargründen in diesem Jahr nicht mehr an der Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung in der City West, auch große Immobilienunternehmen sind demnach abgesprungen, wie der insolvente Signa-Konzern.
Die Weihnachtsbeleuchtung wollte der Vereinsvorstand aber trotzdem nicht ausfallen lassen und hat das in mehreren internen Sitzungen entschieden. „Die Berliner wollen ihren beleuchteten Ku'damm zu Weihnachten“, sagt Ronald Sedlatzek. Und sie kommen dafür aus der ganzen Stadt, aus Schöneberg, Spandau, sogar aus Hellersdorf. „Es ist für uns eine Verpflichtung, alles zu versuchen, was wir können.“ Die Zeiten seien wirtschaftlich schwierig, aber der Senat habe von der festlichen Pracht auch Vorteile, meint der Vereinsvorstand. Sie ziehe Touristen an, und umso mehr von ihnen kommen, desto höher seien die Einnahmen, zum Beispiel aus der Bettensteuer. Eine Studie für Wien würde das bestätigen.
Auf jeden Fall müssen sich die Charlottenburger beeilen, soll die Weihnachtsbeleuchtung bis spätestens Anfang Dezember hängen. Vergangenes Jahr konnte aufgrund fehlender Mittel erst Mitte November verkündet werden, dass der Boulevard beleuchtet wird. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte sich damals persönlich eingeschaltet. Laut Senatskanzlei konnten dann in letzter Minute Unternehmen gefunden werden, die eine große Summe spendierten. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft steuerte 100 000 Euro bei. Allerdings machte die Senatskanzlei vergangenes Jahr klar, die Landeshilfe fließt zum letzten Mal.
Um nicht immer wieder um Geld „betteln“ zu müssen, wäre für die AG City ein neuer „Business Improvement District“ (BID) die Lösung. In einem BID könnten die Geschäftsinhaber entlang der beiden Boulevards als Anrainer verpflichtet werden, für die Weihnachtsbeleuchtung zu bezahlen.
Darauf setzt auch das Bezirksamt. Man sei sich der „großen Bedeutung der traditionellen Weihnachtsbeleuchtung am Kurfürstendamm bewusst“, so Bürgermeisterin Kirstin Bauch (Grüne). Grundsätzlich liege die Verantwortung der Weihnachtsbeleuchtung jedoch bei den ansässigen Gewerbetreibenden. Aber: „Der Bezirk plant mit dem Gesetz zur Neuregelung der Immobilien- und Standortgemeinschaften Strukturen zu schaffen, die langfristig die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung ermöglichen“, kündigt Kirstin Bauch an. Leider stehe es für diese Weihnachten nicht rechtzeitig zur Verfügung. Dieses Gesetz ermögliche auch die (Wieder)Einführung des BID, erklärt die Rathauschefin weiter. „Der Bezirk hat sich sogar bereit erklärt, diese regionalisierte Aufgabe für alle Bezirke zu übernehmen.“
In einem BID tun sich Unternehmer zusammen und zahlen gemeinsam in einen Topf, um Dienstleistungen wie die Straßenreinigung oder die Pflege der Grünflächen zu finanzieren. Die Unternehmer verbessern damit die Standortqualität für ihre Kunden und entlasten damit gleichzeitig die öffentliche Hand. In der City West lief der letzte BID im Juni 2023 aus. Ein Konzept für die Weihnachtsbeleuchtung war darin nicht enthalten. Grund für das Auslaufen des BID ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das das Gesetz 2018 für verfassungswidrig erklärt hatte. Der Senat kündigte daraufhin eine Novellierung des Gesetzes an, auf die die AG City bis heute wartet, um sich für den BID bewerben zu können.
Ende dieses Jahres könnte es mit der Verabschiedung des neuen Gesetzes soweit sein. Ob das jährliche Bangen um die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung dann endlich ein Ende hat, wird sich 2025 zeigen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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