Schluss mit den Mythen!
Ausstellung im Bröhan-Museum ordnet Bauhaus-Design ein

Das Buffet aus lackiertem Holz und versilberten Metallbeschlägen des englischen Designers Edward William Godwin, ein Entwurf aus dem Jahre 1867. | Foto: Martin Adam, Berlin
2Bilder
  • Das Buffet aus lackiertem Holz und versilberten Metallbeschlägen des englischen Designers Edward William Godwin, ein Entwurf aus dem Jahre 1867.
  • Foto: Martin Adam, Berlin
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Das ist eine Ausstellung, die sowohl gefallen als auch mit Mythen aufräumen soll: „Von Arts and Crafts zum Bauhaus. Kunst und Design – eine neue Einheit!“ eröffnet am Donnerstag, 24. Januar, im Bröhan-Museum.

Um das Bauhaus ranken sich viele Märchen und Mythen. Begriffe wie „Bauhausstil“ oder „Die Bauhausidee“ sind in den Wortschatz der Kultur- und Kunstfreunde übergegangen. Das Bauhaus selbst wurde zum Mythos, zur Ikone der Moderne. Doch fälschlicherweise werde es nach Meinung der Kuratoren Tobias Hoffmann und Anna Grosskopf sowohl zum Höhepunkt der Moderne gemacht als auch als Ausgangspunkt der Moderne missverstanden.

Mit Mythen aufräumen

Die Ausstellung „Von Arts and Crafts zum Bauhaus“ will mit vielen dieser Mythen aufräumen und anlässlich des Jubiläumsprogramms „100 jahre bauhaus“ einen Beitrag zu einer designgeschichtlichen Einordnung des Bauhauses leisten.

Wie frei darf die Form sein? Wie viel Rücksicht muss sie auf die Funktion nehmen? Ist Design Kunst? Und sollten Gestalter eher mit dem Handwerk oder der Industrie zusammenarbeiten? Braucht die Moderne einen Stil? Diese Fragen, die man heute sofort mit dem Bauhaus in Verbindung bringt, wurden schon 50 Jahre zuvor in der englischen Arts and Crafts-Bewegung entwickelt. Die Ideen und Konzepte des Bauhauses und auch seine gestalterische Sprache waren keine Geniestreiche ohne Vorläufer. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs waren sie eine logische Fortsetzung der Entwicklungen, die von der Arts and Crafts-Bewegung angestoßen wurden – davon soll sich der Besucher überzeugen können.

Erste Ansätze aus England

Mit englischen Designern wie Dresser, Godwin und Morris sei eine neue Gestaltung entstanden, so die Veranstalter, die in ihren Entwürfen und Theorien das Abhängigkeitsverhältnis von Kunst, Handwerk, Gestaltung und Industrie diskutiert und den Weg zum modernen Design ebnen würde. Das Bauhaus sei bei seiner Gründung 1919 und die ersten Jahre in Weimar also kein Meilenstein der Designgeschichte, sondern der vorläufige Zwischenschritt dieser für das Design in Europa prägenden Diskussion.

Die Ausstellung zeigt die entscheidenden Schritte der Designentwicklung von Arts and Crafts in England über die Glasgow School, den Wiener Jugendstil, den Deutschen Werkbund, die holländische Gruppe De Stijl bis zum Weimarer und Dessauer Bauhaus. Anhand von rund 300 Exponaten – Möbel, Grafikdesign, Metallkunst, Keramiken und Gemälde – aus einem halben Jahrhundert Kunst- und Designgeschichte wird dieser europäische Diskurs über das Design erläutert. Die Ausstellung zeigt, wie das Bauhaus von den verschiedenen Entwicklungen beeinflusst wurde und wie schwer es sich zunächst tat, aus der Fülle dieser Positionen eine eigenständige Formensprache zu entwickeln.

Die Ausstellung im Bröhan-Museum, Schloßstraße 1a, ist vom 24. Januar bis 5. Mai geöffnet: Di-So 10-18 Uhr und an allen Feiertagen. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt fünf Euro. Jeden 1. Mittwoch im Monat ist der Eintritt frei. Jeden Sonntag um 15 Uhr finden kostenlose Führungen statt und es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm. Infos auf www.broehan-museum.de.

Das Buffet aus lackiertem Holz und versilberten Metallbeschlägen des englischen Designers Edward William Godwin, ein Entwurf aus dem Jahre 1867. | Foto: Martin Adam, Berlin
Unter anderem war es der Engländer Christopher Dresser, der mit Gegenständen wie dieser Teekanne mit Stövchen, lange vor der Bauhaus-Gründung den Weg zum modernen Design ebnete. Die Kanne aus versilbertem Alpacca und dunklem Holz entstand um 1878 und befindet sich im Besitz des Bröhan-Museums.  | Foto: Martin Adam, Berlin
Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 273× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 909× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 254× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.