Kur und Könige
Bad Kissingen ist Weltkulturerbe

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Nahezu endlos lang ist die Liste der weltbekannten Persönlichkeiten, die Bad Kissingen besuchten – meist zu einem Kuraufenthalt, oft aber auch zu fachlichen Beratungen oder politischen Gesprächen.

Die Künstler, Komponisten und Schriftsteller Leo Tolstoi, Max Liebermann, Theodor Fontane, Gioachino Rossini, Richard Strauss oder Adolph Menzel waren darunter, aber auch Erfinder und Entdecker wie Graf Zeppelin, Heinrich Schliemann und Alfred Nobel oder eben die stattliche Reihe von Politikern, die von Theodor Heuss und Heinrich Lübke bis Herbert Wehner und Franz Josef Strauß reicht.

Hinzu kommen die Herrscher und gekrönten Häupter, die an Glanz und Gloria vergangener Zeiten erinnern. Bad Kissingen ist ein prunkvoller Leuchtturm der europäischen Geschichte – an ihren Namen wird das deutlich: Kaiser Franz Joseph I., die legendäre Elisabeth „Sisi“ von Österreich, der märchenhafte Ludwig II. von Bayern und Zar Alexander II. Alles überstrahlend bis heute ist jedoch der Name des streitbaren Reichskanzlers Otto von Bismarck mit Bad Kissingen verbunden. 14 Mal war er in den Jahren 1876 bis 1893 zur Kur in dem Ort. Hier machte Bismarck bei aller Erholung auch handfeste Politik – wie etwa im Juni 1877 das „Kissinger Diktat“,das er seinem Sohn Herbert während einer Kur diktierte. Ein Dokument, das die Feindschaft zu Frankreich nach der deutschen Reichsgründung von 1871 zementierte. Denn es war Bismarcks außenpolitisches Konzept, in dem es wörtlich heißt, es beschreibe eine „politische Gesamtsituation, in welcher alle Mächte außer Frankreich unser bedürfen und von Koalitionen gegen uns durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten werden.“

Bismarck wohnte bei seinen Kuraufenthalten in der Oberen Saline im heutigen Stadtteil Hausen. In seinem damaligen Domizil befindet sich heute das „Museum Obere Saline“ mit der Abteilung „Bismarck-Museum“. Auf diese Weise ehrt der Kurort seinen Ehrenbürger, der Kissingen neben der Reichshauptstadt Berlin zu seinem „Wohnzimmer“ erkoren hatte. Auch das (missglückte) Attentat, das der Böttchergeselle Eduard Kullmann 1874 zur Zeit des „Kulturkampfes“ in der heutigen Bismarckstraße auf den Kanzler verübte, konnte ihn von seiner Zuneigung zu dem heimeligen Erholungsort nicht abhalten.

Doch es waren nicht (nur) die prominenten Namen und politischen Ereignisse, die Bad Kissingen im Sommer 2021 zum Titel einer Kultur-Welterbestätte der UNESCO verhalfen. Gemeinsam mit zehn weiteren europäischen Städten wurde Bad Kissingen ausgezeichnet. Diese elf Städte stehen für das Ziel, den kulturellen Schatz für künftige Generationen zu pflegen und zu bewahren. Die Kur in Europa wird von diesen „Great Spa Towns of Europe“ jeweils auf ganz besondere Weise verkörpert und vertreten. Dabei zählen für Bad Kissingen auch Elemente wie das Kurgartenensemble oder die Sole-Gewinnung.

Bad Kissingen feiert die internationale Auszeichnung in diesem Jahr auf seine Weise mit Führungen und Veranstaltungen. Zentraler und allseits beliebter Faktor sind dabei die Kurkonzerte, die in der Früh, am Nachmittag oder am Abend in der einzigartigen Konzertmuschel in der Wandelhalle stattfinden. Bei schönem Wetter wird die Muschel nach außen zum Kurgarten hin gedreht und die berühmte Staatsbad Philharmonie Kissingen gibt ein Freiluftkonzert.
www.badkissingen.de/kultur/staatsbad-philharmonie-kissingen

Die Staatsbad Philharmonie Kissingen hält mit einigem Stolz an der Tradition der aussterbenden Gattung der großen Berliner Salon-Orchester-Besetzung fest. Daraus ergibt sich, dass Werke von Paul Lincke, Hans Zander oder des Kissinger Komponisten Cyrill Kistler das Repertoire beherrschen. Nach etlichen Auslandsaufenthalten leitet Burghard Toelke (1.Violine) die Staatsbad Philharmonie. Die Orchestermitglieder vom Klarinettisten Federico Kurtz de Grinó bis zu Shoko Tanaka (Kontrabass) und Hazar Birkan (Flöte) versetzen die Konzertbesucher immer wieder in Begeisterungsstürme.

Wer all das erleben und genießen will, hat wegen der großen Auswahl an Unterkünften bei der Suche nach einem Hotel zunächst ein kleines Problem, was die Übersicht angeht. Ins Auge springt – wegen der Attraktivität und der Tradition – stets das „Hotel Victoria und Kaiserhof“ – gegenüber dem Rossini-Saal der Kurkonzerte -, wo schon Kaiserin Sisi residierte. Das Hotel – heute "Grand Hotel Kaiserhof und Victoria" ein Hort modernen Komforts – ist eng verbunden mit Kissingens sogenannter „Kaiserkur“ von 1864. In diesem Jahr trafen sich hier die Kaiserpaare von Österreich und Russland. Ihnen gesellten sich im Sommer König Karl und Königin Olga von Württemberg sowie die Königin von Neapel und der junge König Ludwig II. von Bayern hinzu. Noch heute erinnert die Fassade dieses Grand-Hotels mit all ihrer Mächtigkeit und Zierde an solch herrliche Zeiten.

Bad Kissingen – ein Traum, für Kurgäste, für Urlauber und Rekonvaleszente, für alle, die Ruhe und Erholung suchen und ein wenig in vergangenen glanzvollen Zeiten stöbern wollen.

Autor:

Nicole Borkenhagen aus Reinickendorf

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