Schmelztigel europäischer Ideen
Bröhan-Museum widmet sich der tschechischen Avantgarde
„Hej rup!“: Das Bröhan-Museum feiert die tschechische Avantgarde und ihren Beitrag zur europäischen Moderne.
In seiner aktuellen Ausstellung widmet sich das Bröhan-Museum den vielfältigen Stimmen der tschechischen Avantgarde. Die Bewegung machte die neue demokratische Republik in Europa zwischen 1918 und 1938 zu einem Schmelztiegel europäischer Ideen. Der Ausruf „Hej rup!“, so der Titel der Schau, heißt übersetzt „Auf geht's!" und steht programmatisch für den Tatendrang, der den neuen Staat in dieser Periode prägte und vielen Menschen – vom Arbeiter bis hin zum Dichter – das Gefühl von Neuerung versprach. Zahlreiche Gruppierungen prägten damals die vielschichtige und keinesfalls stringente Kulturszene und entwickelten in Architektur und Bildender Kunst, Design, Fotografie, Literatur, Theater und Film visionäre Ideen.
In den Zentren Prag und Brünn, aber auch im ostmährischen Zlin kamen Künstler und Gestalter zu ganz eigenen Spitzenleistungen der Avantgarde. Die Bildende Kunst ist dabei primär von Frankreich und dem Kubismus und Surrealismus beeinflusst, während in Architektur und Design der Blick in Richtung deutsche Moderne ging. Einzigartig ist hier die besonders enge Zusammenarbeit von Literatur, Design, Architektur, Theater, Fotografie, Film und Musik. Dem Schriftsteller, Grafikdesigner, Künstler und Theoretiker Karel Teige kommt dabei die besondere Rolle des Vermittlers zu. Er prägte für die tschechische Avantgarde den Begriff Poetismus.
Mit dem Münchner Abkommen1938 zwischen Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien musste die Tschecheslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten und binnen zehn Tagen räumen. Am 1. Oktober 1938 marschierte die Wehrmacht ein und die Blütezeit der Avantgarde endete abrupt. Viele Künstler, die laute Kritik an der nationalsozialistischen Politik geübt hatten, wurden verfolgt und ermordet.
Anhand von über 300 Gemälden, Grafiken, Collagen, Skulpturen und Fotografien, darunter zahlreiche Leihgaben, zeigt die Ausstellung nun den tschechischen Beitrag zur europäischen Moderne. Zu sehen ist sie bis zum 3. März 2024 im Bröhan-Museum an der Schloßstraße 1a. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet acht Euro, ermäßigt fünf Euro. Jeden Sonnabend gibt es ab 15 Uhr kostenlose Führungen, zuzüglich zum Museumseintritt. Und jeden dritten Sonntag im Monat kommen Familien mit Kindern ab 11 Uhr gratis ins Museum. Anmeldung hierfür per E-Mail an vermittlung@broehan-museum.de oder unter ¿32 69 06 25. Außerdem begleiten Lesungen, Filmvorführungen und Vorträge die Ausstellung. Das Programm steht hier: www.broehan-museum.de.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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