C/O Berlin im Amerikahaus feiert vierfache Premiere

Angesichts von vier parallel stattfindenden Shows müssen Gäste ihre Aufmerksamkeit gut dosieren. | Foto: Schubert
6Bilder
  • Angesichts von vier parallel stattfindenden Shows müssen Gäste ihre Aufmerksamkeit gut dosieren.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Mit einer rauschenden Eröffnungsfeier der Fotostiftung C/O Berlin im sanierten Amerikahaus erhält die Aufstiegsgeschichte der City West ein weiteres glanzvolles Kapitel. Diese Neuansiedlung macht den Zoo endgültig zum deutschlandweit bedeutendsten Ort des Lichtbildes.

Will Mc Bride kennt den Westen. Er musste sich in den 50ern Kriegsschutt von der Linse reiben, er erspürte mit seinem Fotografeninstinkt den Geist der vom Osten eingemauerten Stadt. Jetzt steht Mc Bride wieder dort, wo in den 50ern sein Leben als Bildreporter begann. Mit ihm im Rampenlicht des Amerikahauses: C/O Berlin-Kurator Felix Hoffmann, Stiftungschef Stefan Erfurt und der legendäre Elliott Erwitt. Jener Mann, der Marilyn Monroe über das Abluftgitter der New Yorker U-Bahn laufen ließ und den Sekundenbruchteil erhaschte, als Richard Nixon Chruschtschow den Finger auf die Brust setzte als sei es eine Pistole.

"Wir haben uns in diesen Standort verliebt", versichert Erfurt der Menge. Müdigkeit und Anspannung am Ende des Sanierungsmarathons stehen ihm noch ein wenig ins Gesicht geschrieben. Ganz offen spricht er über die Härten der monatelangen Odyssee. Vom unfreiwilligen Auszug aus dem Postfuhramt in Mitte bis zum Auffinden des neuen Domizils am Zoo - "einem Dornröschen, das wir wachküssen mussten."

Den Neustart im Amerikahaus begeht man mit vier Präsentationen vom höchsten Kaliber. So darf Luise Schröder als gefördertes Talent der Stiftung ihre Serie "Arbeit am Mythos" im Kreise ganz großer Namen zu Geltung bringen. Will Mc Bride zeigt in der Reihe "Ich war verliebt in diese Stadt" seine Berliner Streetphotography-Klassiker - eine Hommage an den richtigen Moment.

Und Elliott Erwitt bringt als Vizepräsident der Fotoagentur Magnum eine Bildauswahl seiner bekanntesten Kollegen mit ein. Natürlich erblickt man Erwitt auch selbst, zum Beispiel mit seiner Marilyn Monroe-Serie und sensationellen Schnappschüssen von Hunden.

Nebenan erlauben es vier "Photobooth"-Maschinen dem C/O-Besucher, Platz zu nehmen in einem scheinbar normalen Fotoautomaten. Und sich auf Knopfdruck hineinzukopieren in die Fotowelten der Magnum-Männer. So posiert man wahlweise neben ulkigen Tieren aus Erwitts Bildfundus oder wird zum Schnappschuss-Opfer des Bruce Gilden in den Straßenschluchten New Yorks. Das Motto: "Picture yourself". Unten im Erdgeschoss liefert Magnum Fotokunst vom alten Schlag. "Contact Sheets" sollen dem Betrachter ins Bewusstsein rufen, dass die Arbeit des Fotografen einmal ein echtes Handwerk war, kein Job am Computer.

Neben Bildern der Zeitgeschichte wie René Burris Bildnis von Che Guevara findet man tatsächlich die besagten Index-Bögen, also ganze Serien von kleinen Vorschaubildern, anhand derer ein Analog-Fotograf seine Auswahl zu treffen hat. Und es wird für jeden nachvollziehbar, was der Künstler mit einem Stift als Ausschuss tilgte und welche Variante des Bildes Weltruhm erlangte.

In Nachbarschaft der Helmut-Newton-Foundation und dem Museum für Fotografie wird es im Westen an fotografischen Legenden so schnell nicht mangeln. Hotels und Shopping-Attraktionen hat Charlottenburg zu genüge angezogen. Spätestens jetzt steht es gleichermaßen für Hochkultur am Puls der Zeit.

C/O Berlin im Amerikahaus, Hardenbergstraße 22-24, ist täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 10, ermäßigt 5 Euro.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 209× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 525× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 501× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 926× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.