Eine Stadt zum Vernaschen: Bürger sollen ihren Bezirk bald essen können

Kleingärtner machen es vor: Obst und Gemüse muss nicht unbedingt aus Supermärkten stammen. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Kleingärtner machen es vor: Obst und Gemüse muss nicht unbedingt aus Supermärkten stammen.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Beeren pflücken und Gemüse züchten - solche Vorzüge des Landlebens könnte auch die City West gut vertragen, meinen die Grünen. Ihr Antrag auf einen "essbaren Bezirk" fand nach einiger Verhandlung Zuspruch. Aber wäre der Appetit überhaupt gesund?

Auch Heimatgefühle gehen durch den Magen. Und manch einer hat Charlottenburg-Wilmersdorf so zum Fressen gern, dass er hier gärtnert - auf dem Balkon, am Wegesrand, als Laubenpieper. All diesen Zeitgenossen möchte die Grünen-Fraktion jetzt auch politisch entgegenkommen. Und stößt unter dem Schlagwort "Essbarer Bezirk" ein Pilotprojekt an, das dem Trend zum städtischen Gärtnern nicht einfach blind hinterherläuft, sondern ihn fundiert untersucht - mit intensiver Einbeziehung der Bürger.

"Dahinter steht die Idee, bei Neupflanzungen von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen im öffentlichen Raum bewusst auch essbare Arten, wie zum Beispiel Obstbäume und Beerensträucher, einzusetzen", heißt es im Antragsschreiben. Doch nicht alle denken dabei gleich an eine schmackhafte, bekömmliche Ernte. "Nutzpflanzen führen auch zu Fallobst", gibt Stefan Häntsch (CDU) zu bedenken, dessen Fraktion sich bei der Abstimmung enthielt. "Das kann Straßen schmierig und rutschig machen." Er selber sei als Stadtkind skeptisch, was den Verzehr von wilden Beeren anbelangt, wegen möglicher Schadstoffbelastung.

"Wir müssten Pflanzen auswählen, die möglichst wenig Schwermetalle aufnehmen. Zum Beispiel Nüsse", hält Ideengeberin Jenny Wieland (Grüne) dagegen. Wie die Beispiele des Ziegenhofs an der Danckelmannstraße oder des Gerhart-Hauptmann-Parks zeigen, seien Bürger auch bereit, für das großstädtische Bauerntum Zeit und Liebe zu investieren. Somit sei das Gärtnern nicht nur ökologisch interessant, sondern auch sozial. Der Bürgerdeputierte Matthias Reich sieht sogar einen christlichen Gedanken darin, wenn man das Erblühen und Vergehen des Lebens immer vor Augen hat.

Seitens der SPD-Fraktion, der Piraten und Linken sowie vom Bezirksamt hört man keine Einwände. "Entsprechende Ansätze gibt es ja schon im Klausenerplatz-Kiez und auf einigen Schulhöfen", verweist Umweltstadträtin Elfi Jantzen (Grüne) auf das Vorhandene. "Und wir haben die Gartenarbeitsschule in Schmargendorf, wo Kinder die Natur verstehen lernen." Chancen und Risiken, sagt Jantzen, müssen eben ausgelotet werden. Gerade deshalb das Projekt.

Thomas Schubert / tsc
Kleingärtner machen es vor: Obst und Gemüse muss nicht unbedingt aus Supermärkten stammen. | Foto: Schubert
Optische Schmankerl und Leckereien am Wegesrand - in Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es dafür grünes Licht. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 274× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 909× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 254× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.