Galerie C/O Berlin feiert Leica-Fotografie aus allen Epochen

Als Leica vor 100 Jahren die Kamera zum ständigen Begleiter schrumpfte, war die Zeit reif für eine eigene Art der Fotografie, zu sehen im Amerika Haus. | Foto: Thomas Schubert
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  • Als Leica vor 100 Jahren die Kamera zum ständigen Begleiter schrumpfte, war die Zeit reif für eine eigene Art der Fotografie, zu sehen im Amerika Haus.
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Charlottenburg. „Liliput-Kamera“ nannte man sie anfangs. Dann entstanden mit Hilfe der kleinen Leica große Bilder der Zeitgeschichte. Sie alle sind Teil der neuen Jahrhundert-Schau „Augen auf!“ bei C/O Berlin. Und als Ergänzung dazu findet man Rudi Meisels „Landsleute 1977-1987“ – Deutsche in zwei Ländern.

Der fallende Soldat im Augenblick, da eine Gewehrkugel ihn aus dem Leben reißt. Eine sowjetische Flagge am Reichstag über den brennenden Dächern Berlins. Die Heimkehrszene: ein Matrose auf dem Times Square in New York, als er seine Geliebte zum Kriegsende in die Arme schließt. Che Guevaras Porträt, bekannt wie das Antlitz der Mona Lisa.

Immer war es die gleiche Maschine, bedient von verschiedenen Menschen, die etwas Augenblickliches bezeugen wollten. Cartier-Bresson nutzte sie ebenso wie René Burri, Barbara Klemm und Robert Lebeck: die Leica. „Augen auf!“, die neue Schau bei C/O Berlin, vereint zum 100. Geburtstag dieser Kamera die Allzeit-Klassiker mit unbekannteren Spielarten der historischen Kleinbild-Fotografie. Etwa die Werke spanischer Meister der 50er und die amerikanische „Street-Photography“.

Ein Jahrhundert ist es nun her, da gute Beobachter begannen, „ihr Auge zu verlängern“, wie es Henri Cartier-Bresson formulierte. Das kleine Gerät ans Gesicht gepresst, die Mine vor Konzentration verkniffen. So fotografiert man vergängliche Situationen bis heute. Was ab 1914 Schule machte, war eine neue Art des Sehens. Eine „Revolution in Stil und Kultur“, nennt es C/O Berlin-Sprecher Mirko Nowak. Von der „Leica-Ästhetik“ spricht Hans-Michael Koetzle. Er verfasste das nun erhältliche Buch zur Ausstellung, eine „Bibel“.

Hier geht Koetzle auf die Spuren des Entwicklers Oskar Barnak, zeichnet nach, wie er ab 1914 die „Liliput-Kamera“, nur 400 Gramm leicht, zum ständigen Begleiter perfektionierte. „Sie war die Kamera, mit der man für das Unvorhergesehene gerüstet war“, nennt der Autor einen entscheidenden Vorzug. Günstiges Filmmaterial verleitete zum Experimentieren. „Fotografieren sie drauf los“, hieß die Empfehlung in den frühen Tagen.

Und das beherzigte auch Rudi Meisel, ein Künstler, dem C/O Berlin eine eigene Ausstellung widmet. „Landsleute“ ist eine Reihe von Schwarz-Weiß-Schnappschüssen, aufgenommen in DDR und BRD. Piefige Rituale in der DDR, betonierter Alltag im deutschen Westen – und manchmal Szenen, bei denen man ohne die Erläuterung nicht wüsste, um welches Deutschland es sich handelt.

Auch Meisel kommt nicht vorbei an der Leica-Ästhetik. „Wir alle gucken voneinander ab, wir lassen uns beeinflussen“, beschreibt er das „kollektive Werk“, an dem er mitwirkt, aber mit eigenem Standpunkt. A propos Standpunkt. Der befindet sich, wenn man echte Könner fragt, sehr dicht am Motiv. Das Herangehen gehört bis heute zu den ersten Empfehlung für den Reportagefotografen, egal welches Fabrikat er sich vors Auge führt. Früher war es ein technischer Zwang. Heute gehört es zum Kult. tsc

Die neuen Ausstellungen in der C/O-Galerie im Amerika Haus, Hardenbergstraße 22, laufen noch bis zum 1. November. Öffnungszeiten: täglich 11-20 Uhr; Eintritt 10, ermäßigt 5 Euro.
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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