Große Werkschau zum 85. Geburtstag Horst Hirsigs
Sie hat kein Gesicht, sie hat auch keinen Namen. Und wie sollte es anders sein? Die Bösartigkeit des Menschen, so wie sie Horst Hirsig versteht, wohnt versteckt in ihm selbst, überwältigt bisweilen die friedlichen Persönlichkeitsteile, bricht sich ihren Weg, tobt in Aggressionen und Kriegen, um dann wieder zu ruhen.
Eindeutige Bildnisse dieser Wirkung darf der Betrachter seiner Werkschau in der Kommunalen Galerie nicht erwarten. Nur Innerlichkeiten, übersetzt in abstrakte Zeichen. Das ist es, was hier auf großformatigen Leinwänden "als Konzentrat seines Schaffens" - so nennt es Leiterin Elke von der Lieth - Einkehr hielt.
Mehrere Jahre brauchte es, bis die Ausstellung unter dem Titel "Momente. Augenblicke" ihrer Präsentation entgegenreifte. Was man hier nun vorfindet? Für Kurator Dr. Eckhart Gillen ist es eine "Realität des Unsichtbaren". Eine Übersetzung von Emotionen in Zeichen. Sichtbar werde Hirsigs "Interesse für Täter, die ohne ihr Gesicht zu zeigen, Gewalt ausüben". Hirsig, 1929 in Pommern geboren und bis zum Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden aufgestiegen, war sein Leben lang Zeuge von Kampf und Befriedung, verschlüsselt seine Eindrücke von Regimen und Terroristen bis heute immer wieder neu - Jahrzehnte nach dem Ereignis.
Zum Glück zeigt er auch seinen Glauben an eine menschliche Güte, das Gegengewicht, dargestellt durch rote Elemente im Widerspruch zu den schwarzen. Das eine nicht ohne das andere. "Seine Hoffnung ist, dass die Betrachtung der Kunst reinigend wirken kann auf den Betrachter", sagt Gillen. Die neue Schau ist an leichten, schwebenden, befreienden Zeichen besonders reich. Nicht wenige symbolisieren den Mauerfall, alle suchen die Balance. Erst wo sie abhanden kommt, da droht die Katastrophe.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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