Holland wirbt in der deutschen Hauptstadt für eine Visite
Radfahren - man hätte es sich denken können. Die Tourismuswerber aus den Niederlanden empfehlen tatsächlich Beinarbeit im weiten Umland Brabants. Dass für die Felder links und rechts der Strecke wenig Aufmerksamkeit übrig bleibt, liegt am Untergrund. Wie ein Ornament saust hier Van Goghs "Sternennacht" unter der Lenkstange hindurch. Verheißungsvoll leuchtend, nutzt diese im November eröffnete Attraktion die Schummrigkeit der trübenden Tage, verbindet die typisch niederländische Fortbewegungsart mit dem Geist des melancholischen Schöpfers.
Van Gogh ist derjenige, der 2015 genau 125 Jahre nach seinem Tode zu etlichen Anlässen Touristen ins Land des Käses locken soll. Auch wenn das unglückselige Genie die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich weilte, gilt es doch als niederländische Ikone.
Einen Großteil der Werke präsentiert bekanntlich das Van Gogh Museum Amsterdam. Bei einer Konferenz am Breitscheidplatz sprach dessen Direktor Axel Rüger unbescheiden vom "berühmtesten Künstler unseres Planeten". Und wenn sein Schützling allein noch keinen Sog entwickeln kann, dann hilft Edward Munch. Werke der beiden Meister präsentiert das Van Gogh Museum vom 26. September 2015 bis zum Januar 17. Januar 2016. Etwas, dass man im Leben nur einmal erlebt, so nennt es Axel Rüger.
Genau das reklamiert für sich auch das benachbarte Rijkmuseum unter Direktor Wim Pijbes. Hier wird vom 12. Februar bis zum 17. Mai der späte Rembrandt für lange Schlangen sorgen. Schon deshalb, weil nicht weniger als 40 "Topstücke" der letzten Schaffensphase an einem Ort vereint sind. Ein Umstand, der schon organisatorisch und versicherungstechnisch enorme Anstrengungen erfordert. Möglich ist dies nur dank einer Partnerschaft mit der National Gallery London, wobei für die Spezialisten des Rijkmuseums klar ist, dass Rembrandt noch mehr Ruhm verdient als Van Gogh. Amsterdam kann eine solche Glaubensfrage egal sein. Die Stadt hat sie ja beide.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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