Kinder aus der Schinkel-Schule entwerfen Museumskoffer
Charlottenburg. Feine Handschuhe, Zylinder, ein Globus – und ganz wichtig: die Lupe. Alles, was Kinder zum Erforschen alter Schätze brauchen könnten, hält das Bröhan-Museum jetzt in einem Koffer bereit. Und den zimmerte ein Team von kleinen Tüftlern selbst.
Ein Glück, dass ihn niemand tragen muss. Denn der Koffer gleicht in Wahrheit einer voll bepackten Schatzkiste. Und diese Truhe – himmelblau, geräumig, proppevoll mit nützlichen Utensilien – fährt auf Rädern, ist agil wie ein Elefant auf Rollschuhen.
„Am besten gefällt mir der Globus und der Hut“, ruft Baumeister Friedrich auf die Frage, welche Gegenstände in diesem Werkzeukasten der Wissenschaft am wichtigsten sind. Mit seinen Klassenkameraden aus der Schinkel-Schule leistete der Neunjährige dem Bröhan-Museum einen Dienst, der die pädagogische Arbeit an diesem Ort ein für allemal verändert.
Alt und trotzdem neu
Alles, was es zur Erfassung von Jugendstil-Kunstwerken braucht, steckt von nun an in einer Box, wie gemacht für Kinder – und gebaut von Kindern. Ein Design-Workshop für die Tüftler der Klasse 4a sorgte dafür, dass aus einer Skizze etwas entstand, das Form und Funktion verbindet. Als Vorbild diente ein Art Deco-Damensekretär, wie ihn das Bröhan-Museum in seinen Beständen hat. Aber das junge Blut bewirkte ein kreatives Neudenken des Nostalgischen. Und man lehrte die Kleinen nicht nur den Umgang mit Museumsgegenständen, sondern auch mit Hammer, Säge und Feile.
Auch der junge Emi hält das Runde im Eckigen für den Schlüssel zum Ganzen. „Der kleine Globus, den wir reingepackt haben, erinnert mich an Fußball. Und ich liebe diesen Sport.“ Freie Assoziation, der Vergleich des Fremden mit dem Vertrauten, es scheint zu helfen, wenn Kinder alte Schätze lieben lernen sollen. „Die einen waren für das Innere des Koffers zuständig, andere für den Bau“, erklärt Emi die Arbeitsteilung.
Museumspädagogin Stefanie Köhler, die das Kofferprojekt, gefördert vom Projektfonds Kulturelle Bildung und dem Verein Freunde des Bröhan-Museums, gemeinsam mit dem Künstler Johannes Weiss auf den Weg brachte, sieht sich mit der Fertigstellung am Ziel: „Diesen Koffer wird uns für die pädagogische Arbeit mit Kindern wichtige Dienste leisten“, freut sich Köhler. Will heißen: Die Box wird keinen Staub ansetzen. Sie dient als Besteckkasten der kindlichen Fantasie, durchdacht bis in die Räder. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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