Neuer Glanz für Kapelle der Gedächtniskirche

Kirchenbau mit Karies: Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung begutachtet schadhafte Betonwaben an der Kapelle. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Kirchenbau mit Karies: Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung begutachtet schadhafte Betonwaben an der Kapelle.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Den alten Turm und die "blaue Grotte?" Es gibt keinen Berliner, der sie nicht kennt. Aber der kleine Nebenbau vor dem Weltkugelbrunnen? An ihm ging die Aufmerksamkeit meist vorüber. Nach Abschluss der Sanierung Ende 2015 kann das anders werden.

In der öffentlichen Wahrnehmung war sie praktisch unsichtbar - für Pfarrer Martin Germer aber ist sie im Ensemble Egon Eiermanns "das Kleinod". Die Kapelle der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wirkt derzeit neben dem als "Puderdose" titulierten Neubau wie eine abgenutzte Schatulle. Die Betonwaben mit Glasfüllung bröckeln, Holzeinfassungen splittern, die Lüftung funktioniert nicht mehr. Als Veranstaltungsstätte für Gottesdienste, Konzerte und Hochzeiten war der 60er-Jahre-Bau kaum noch vorzeigbar. Zeit zum Handeln.

Und gerade als die evangelische Kirchengemeinde begann, sich um die Finanzierung dieser neuen Baustelle zu sorgen, bekam sie die erleichternde Nachricht. 1,4 Millionen Euro will die Wüstenrot Stiftung ab sofort verfügbar machen. Und wie deren Sprecher Philip Kurz wissen ließ, dürfte damit der gesamte Aufwand gedeckt sein.

Wo so viel Geld fließt, braucht es solide Planung. Daumendick ist die zum Heft gebundene Machbarkeitsstudie, welche die Stiftung zugrunde legt. "Wir schieben hier nicht nur Geld durch die Gegend. Wir wollen ein kulturelles Erbe erhalt", erklärt Kurz das Ziel der Stiftung. Spezialisiert auf Kirchenbauten der Nachkriegszeit, kennen sich ihre Experten aus mit der oft empfindlichen Bauweise und dem bunten Mix aus verwendeten Materialien.

"Es soll unser Erfolg sein, das man hinterher nichts von den Arbeiten sieht", verrät Steffen Obermann, der die denkmalgerechte Sanierung als Architekt verantwortet. Allenfalls mit der Verzierung durch Rosenstöcke und Efeu kommt ein verlorener optischer Reiz zurück ins Spiel. Als Verbeugung vor Egon Eiermann, der dieses Detail ursprünglich ersonnen hatte.

Nun, da der Erhalt der Kapelle gesichert scheint, sorgt sich Pfarrer Germer um den Glockenturm. In seiner Hand: ein abgeplatztes Stück Beton, herausgesprengt vom rostenden Stahlskelett darunter. Auch der Turm braucht also eine umfassende Sanierung. Und hier ist die Finanzierung noch nicht gänzlich sicher. Als gewiss gilt aber, dass schützende Gerüste im Mai emporwachsen werden, während die alte Turmruine noch nicht wieder freiliegt. Statt Blick auf das ganze Ensemble gibt es also eine doppelte Verhüllung. Grund für die Verzögerung am Altbau: "Der Schadensgrad war im unteren Teil des Turms größer als vermutet", sagt Germer. Erst wenn man vor kalten Temperaturen sicher ist, können auch die letzten Natursteinarbeiten gelingen.

Während die massive Alt-Kirche dann halbwegs zukunftsfest wird, gelten die filigranen Neunbauten als chronische Patienten. Alle 15 Jahre wieder müssen hier Spezialisten ran. Pfarrer Germer weiß, dass die gerüstlose Zeit wohl immer ein Ausnahmefall bleiben wird. "Die Gedächtniskirche", sagt er, "ist eine Dauerbaustelle wie der Kölner Dom. Nur mit kürzeren Intervallen."

Thomas Schubert / tsc
Kirchenbau mit Karies: Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung begutachtet schadhafte Betonwaben an der Kapelle. | Foto: Schubert
Nicht noch mehr Trümmer: Pfarrer Martin Germer zeigt ein abgesprengtes Stück Beton vom Glockenturm. Auch der wird eingerüstet. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 411× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.018× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 614× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.