Olympia bis Currywurst: Neue Bücher über Charlottenburger Geschichte

Foto: © Verlag für Berlin-Brandenburg
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Charlottenburg. Seit 1694 die Kurfürstin Sophie Charlotte das Dorf Lützow nebst dem Vorwerk Ruhleben als Sommersitz erkor, entwickelte sich Charlottenburg zu einem Wirtschaftsstandort. Auch Künstler und Wissenschaftler prägten den Bezirk. Nach 1945 entwickelte sich die Gegend um Bahnhof Zoo, Breitscheidplatz und Kurfürstendamm zur City West. Das ist jetzt nachzulesen in drei druckfrischen Büchern über Charlottenburg.

Handel, Handwerk und Gewerbe

Der Politologe Christian Hopfe hat für seinem im Sutton Verlag erschienenen Bildband „Berlin-Charlottenburg – Handel, Handwerk und Gewerbe in alten Bildern“ rund 160 Aufnahmen aus öffentlichen Archiven und privaten Sammlungen ausgegraben. Die feinen Geschäfte im edlen Berliner Stadtteil Charlottenburg waren zur Kaiserzeit Anlaufpunkt zahlreicher Flaneure. Aber auch die Königliche Porzellanmanufakatur KPM und viele Handwerker hatten hier ihr Domizil. Die Fotografien zeigen die Zeit um 1900 bis 1970 und bieten einzigartige Einblicke in den wechselvollen Lebens- und Arbeitsalltag der Menschen.

Kantstraße im Fokus

Die zweite Neuerscheinung widmet sich der Kantstraße. Die Historikerin und frühere Leiterin des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf, Birgit Jochens, lässt in dem Buch „Die Kantstraße – Vom preußischen Charlottenburg zur Berliner City West“ im Zeitraffer die Entwicklung der Straße Revue passieren.

Trude Hesterberg, Rudolf Diesel, Else Ury, Carl von Ossietzky und Herta Heuwer, die Erfinderin der Currywurst: Wer würde vermuten, dass die Kantstraße in ihrem Leben eine mehr oder weniger wichtige Rolle gespielt hat? Die große Charlottenburger Hauptverkehrsstraße hat allerdings noch mehr zu bieten als »nur« ein paar Erinnerungen an prominente frühere Bewohner. Sie kann mit architektonischen und gastronomischen Superlativen aufwarten, wie der ältesten Hochgarage Europas und dem ersten Chinarestaurant Deutschlands. Zunächst war die Kantstraße bevorzugte Wohngegend des gehobenen Bürgertums, vor allem aber eine Straße der Maler, Bildhauer, Schauspieler, Musiker und Schriftsteller. Integration von Migranten hat hier seit Beginn des 20. Jahrhunderts, seit dem Zuzug osteuropäischer Juden, russischer Einwanderer und chinesischer Studenten eine lange Tradition. Von den Verheerungen, die das nationalsozialistische Regime im reichen jüdischen Leben der Straße anrichtete, hat sich die Kantstraße nur mühsam erholt. Mittlerweile markieren das KapHag-Hochhaus, das Design-Center stilwerk und die Hochhäuser Zoofenster und Upper West einen Wandel im zuvor ein wenig ramponierten Image der Straße. Mit ihrem Mix aus Internationalität und Kiez-Atmosphäre und als interessanteste asiatische Foodmeile Berlins heimst die Kantstraße heute "Coolness"-Punkte in Straßen-Contests ein.

Olympischen Spiele 1936

Das dritte Buch beleuchtet die Olympischen Spiele 1936 von einer ganz unbekannten Seite. Die meisten denken da an Leni Riefenstahl mit ihren pathetischen Fotos. Emanuel Hübner zeigt in „Olympia in Berlin“ Bilder von Amateurfotografen, also Olympiatouristen, die eine ganz persönliche Sicht auf das Großereignis haben. Nur zufällig mit auf das Bild gekommene, mutmaßliche Nebensächlichkeiten und Details treten in den Vordergrund und dokumentieren die damalige Lebenswelt. Ergänzt werden die Fotos durch ausführliche Texte über Planung und Durchführung der Spiele sowie Berichte von Zeitzeugen. ReF

Christian Hopfe: "Berlin-Charlottenburg. Handel, Handwerk und Gewerbe in alten Bildern", Sutton Verlag, ISBN-13: 978-3-95400-782-0, 20 Euro. Birgit Jochens: "Die Kantstraße. Vom preußischen Charlottenburg zur Berliner City West", verlag für berlin-brandenburg (vbb), ISBN: 978-3-945256-83-1, 26 Euro. Emanuel Hübner: "Olympia in Berlin. Amateurfotografen sehen die Olympischen Spiele 1936", morisel Verlag, ISBN: 978-3-943915-29-7, 24,90 Euro.

Autor:

Regina Friedrich aus Wilmersdorf

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