Osttrakt des Schlosses entfaltet seine mondäne Pracht
Als die Tür zum Goldenen Saal aufschwingt, lässt der Prunk einen Moment lang jeden verstummen. Das Zusammenspiel aus Ornamenten, kristallbehängten Leuchtern und verschnörkelten Spiegeln - so und nicht anders dürfte es sich dem Hofstaat im 18. Jahrhundert dargeboten haben. Nun ist in einer ganz anderen Rolle Hartmut Dorgerloh Herr des Hauses. Und im fertig sanierten Neuen Flügel von Schloss Charlottenburg empfängt der Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einen, der lange genug als "Kronprinz" galt. Nun aber ist Michael Müller nicht nur Regierender Bürgermeister, sondern auch Kultursenator und die Besichtigung der restaurierten Flügels gilt als Premiere in dieser Funktion. "Ein besonderer Moment" sei das, lässt er den Gastgeber wissen.
"Sie haben es hier wirklich krachen lassen", bestätigt Dorgerloh die Vermutung, dass Friedrich der Große und sein Hofstaat an dieser Stelle rauschende Feste schmissen. Für 4,5 Millionen Euro wurde der Ostteil des Prachtbaus nicht nur detailgetreu rekonstruiert, sondern auch zeitgemäß gedämmt. Er ist auch im Lot, was Zeitplan und Kosten anbelangt. Und bei den nächsten Bauabschnitten soll es laut Dorgerloh nicht weniger detailverliebt und effizient zugehen: "Der Neue Flügel gibt die Linie vor."
Als Vertreterin des Bundes nimmt auch Staatsministerin Monika Grütters das Ergebnis der Investitionen in Augenschein. Immerhin fließen 40 Prozent des Kulturjahresetats nach Berlin. "Diese Sonderrolle der Stadt werden wir verteidigen." Umso löblicher scheint ihr im Fall des Charlottenburger Schlosses der disziplinierte Umgang mit dem anvertrauten Geld.
Dass es gut angelegt ist, beweist eine verblüffende Tatsache: Es handelt sich beim Schloss laut Dorgerloh um die beliebteste Berliner Museumseinrichtung, wenn man den Anteil der ausländischen Touristen zugrunde legt: Er liegt bei zwei Drittel. Noch nicht einmal der Pergamonaltar oder Nofretetes Antlitz wirken so anziehend wie Charlottes Gemächer.
Weshalb dem so ist? Dorgerloh bestätigt das Offensichtliche: "Touristen begeben sich eben gerne auf Preußensuche." Nach Abschluss aller Arbeiten in den restlichen Gebäudeteilen im Jahr 2017 wird es mehr zu finden geben als je zuvor.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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