Rumänien auf der 73. Berlinale
Revolutionen und Liebe
Der rumänische Film hat eine in Deutschland kaum wahrgenommene lange Tradition. Die Gründe dafür liegen in dem am Ende des 19. Jahrhunderts besonders engen kulturellen Austausch zwischen Bukarest und Paris. Ende Mai 1896 gastierten die Brüder Lumière mit einer Filmvorführung in Bukarest und begeisterten ihr Publikum. Schon im folgendem Jahr wurden die ersten rumänischen Filme produziert.
Über Krisen und Kriege bliebt die Begeisterung für den Film bis heute in Rumänien erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg zu Zeiten der kommunistischen Herrschaft unter Nicolae Ceaucescu gehörte das Filmstudio in Buftea bei Bukarest zu den erfolgreichsten und modernsten Europas. Nach dem Sturz des Diktators im Dezember 1989 hat das rumänische Filmschaffen trotz knapper Budgets bei den Festivals in Cannes und Berlin beachtliche Erfolge erzielt.
Bei der 73. Berlinale geht Rumänien mit zwei Filmen in den Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Bären - mit dem Mystery-Streifen "Mammalia" und dem als preisverdächtig beschriebenen Dokuspiel "Between Revolutions" des erfolgverwöhnten Regisseurs Vlad Petri. Er beschreibt zwei Revolutionen - die beim Niedergang des Schah-Regimes im Iran und den Umsturz in Rumänien 1989/90. Der halbfiktionale Briefwechsel zwischen zwei Frauen au dem Iran und Rumänien sowie die Problematik von Revolutionen, die ihre Kinder fressen. garantieren die Aufmerksamkeit von Jury und Publikum für die hochaktuelle Thematik dieses Streifens. In einem Punkt gleichen sich beide Revolutionen: Sowohl beim Sturz der Schah-Diktatur 1979 als auch zehn Jahre später beim Ende des Ceaucescu-Regimes machte eine neue Kamarilla mit der alten Herrschaftsklasse kurzen, brutalen Prozess, ohne dass Freiheit und Menschenrechte ihren Platz fanden. Im Iran gilt das bis heute. In Rumänien fügt sich auch das Filmschaffen in den mühevollen demokratischen Prozess - mit psychologisch scharfsinnigen und sozialkritischen Werken, die ihre Wirkung auch international nicht verfehlen.
Der Direktor des Rumänischen Kulturinstituts, Cristian Niculescu, hatte am Rande der Berlinale zu einer "Romanian Film Lounge" eingeladen, bei der unter Schauspielerinnen und Regisseuren - darunter auch Vlad Petri - intensiv über Chancen und Möglichkeiten der rmänischen Wettbewerbsbeiträge diskutiert wurde.
Autor:Alexander Kulpok aus Charlottenburg |
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