Das vermarktete Genie
Schloss zeigt Sammlung von Watteau

Watteaus Meisterwerk: "Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint".  | Foto: SPSG/Wolfgang Pfauder
  • Watteaus Meisterwerk: "Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint".
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In diesem Jahr jährt sich der Todestag des französischen Malers Antoine Watteau zum 300. Mal. Das Schloss Charlottenburg zeigt deshalb noch bis zum 9. Januar eine große Ausstellung.

Watteau gilt neben Giovanni Battista Tiepolo als einer der größten Maler des 18. Jahrhunderts. Nach dem Louvre in Paris besitzt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) die bedeutendste und berühmteste Sammlung seiner Werke. Die präsentiert die Stiftung nun im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg.

Meisterwerk der Malerei

"Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe" heißt die Ausstellung. Sie rückt eines der Hauptwerke des Künstlers in den Mittelpunkt: das "Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint". Friedrich der Große hatte es 1746 für seine königliche Sammlung erworben. Es gilt als ein zentrales Meisterwerk der Malerei des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich als Medium der Geschäftswerbung und als Aushängeschild des Pariser Kunsthandels entstanden, fasziniert das Gemälde bis heute und regt zu Fragen an: über den kommerziellen Handel mit Kunst, deren Vermarktung, aber auch über das Sammeln von Kunst schlechthin und die intellektuelle Auseinandersetzung mit ihr.

Neue Bildgattung

Antoine Watteau war einer der großen Erneuerer der europäischen Kunst im 18. Jahrhundert. Mit den "Fêtes galantes" entwickelte er eine neue Bildgattung mit an sich unspektakulären, genau deshalb aber unmittelbar berührenden Themen: Zeitgenössische Frauen und Männer verbringen gemeinsam freie Zeit, unterhalten sich oder musizieren. Als aktuelle, ironisch gebrochene Träume von Arkadien trafen seine Werke den Nerv der Zeit.

Nach Watteaus Tod ließen der Kunsthändler Gersaint und der Pariser Sammler Jean de Jullienne die Zeichnungen und Gemälde des Künstlers druckgrafisch reproduzieren. Julliennes Projekt, die Drucke in einer vierbändigen Edition herauszugeben, dem sogenannten Recueil Jullienne, verbreitete die Werke Watteaus europaweit.

Inspiration für Künstler und Kunsthandwerker

Die in hoher Auflage reproduzierten und auch einzeln vertriebenen Stiche lösten im 18. Jahrhundert eine internationale Modewelle aus. In ganz Europa erwarben Sammler, Manufakturbesitzer und Gewerbetreibende die nach den Werken Watteaus entstandenen Druckgrafiken. Watteaus neue, zeitgenössische Themen, sein Einfallsreichtum und sein zeichnerisches sowie malerisches Ausnahmetalent machten seine Bilderfindungen populär. Sie inspirierten nicht nur Künstler, sondern auch Kunsthandwerker. Motive Watteaus finden sich auf Tapisserien, Wanddekorationen, Fächern, Kaminschirmen und Porzellanen wieder. Auch Preußen lieferte vor allem im Kunstgewerbe unter dem Einfluss Friedrichs des Großen einen wichtigen Beitrag zu dieser „Watteau-Mode“. Besonders deutlich lässt sich dies an den Erzeugnissen der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) ablesen, in der sich die „Watteaumalerei“ zu einer eigenen Dekorart entwickelte.

Strahlkraft bis in die heutige Zeit

Dass Watteaus Strahlkraft bis ins Heute reicht, beweisen zeitgenössische Künstler wie der Schweizer Maler Thomas Huber und die britische Modedesignerin Vivienne Westwood, die jeweils mit einem Werk in der Ausstellung vertreten sind.

Die Ausstellung "Antoine Watteau. Kunst – Markt – Gewerbe" läuft bis zum 9. Januar 2022 im Neuen Flügel vom Schloss Charlottenburg, Spandauer Damm 10-22. Öffnungszeiten: im Oktober Di-So 9-17.30 Uhr, ab November Di-So 9-16.30 Uhr. Der Eintritt kostet 14, ermäßigt zehn Euro. Kuratorenführungen (Eintritt 18, ermäßigt 14 Euro) durch die Ausstellung gibt es am 23. Oktober, 6. und 20. November, 4. und 18. Dezember, 15 Uhr. Infos auf www.spsg.de/watteauinberlin.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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