Musiktheater feiert Premiere
Varieté erinnert an "Carows Lachbühne"
Das Spandauer „Metrum Musik-Theater“ feiert am 18. Januar Premiere mit seinem Kabarett-Varieté-Programm „Haus Carow am See“. Veranstaltungsort ist das „Charlottchen“ in Charlottenburg.
Ein Conférencier und eine Conférencieuse führen durch das Programm und erzählen die Geschichte von Erich und Lucie Carow und Fredy Sieg. Von Letzterem stammt das Lied „Hochzeit bei Zickenschulze aus Bernau“. Zwischendurch tragen Sänger Couplets aus den 1920er Jahren vor. Sketche, Tanzakrobatik, eine Pantomime und ein Zauberkünstler gehören ebenfalls zum Programm. Dazu gibt es alte Berliner Lieder wie „Das Lied von der Panke“ oder „Die Berliner Luft“ zu hören. So erfährt der Zuschauer die Geschichte von „Carows Lachbühne“, die im Jahr 1927 beginnt und 1970 mit der Schließung vom „Haus Carow am See“ endet. Die Darsteller tragen Kostüme aus der damaligen Zeit. Der Vorhang für die Premiere hebt sich am 18. Januar um 19.30 Uhr im „Charlottchen“ an der Droysenstraße 1. Die Karten kosten 15, ermäßigt 11 Euro und sind im Gotischen Haus an der Breite Straße 32 erhältlich. Sie können auch unter 89 63 95 99 bestellt werden. Nächster Vorstellungstermin ist am 8. Februar. Weitere Aufführungen gibt es unter www.metrum-musik-theater.de.
Charlie Chaplin trat auf,
Kurt Tucholsky gehörte zu den Gästen
Der Verein „Metrum Musik-Theater“ sitzt an der Charlottenburger Chaussee 111 in Spandau. Zum Ensemble gehören Amateure ebenso wie professionelle Künstler im Alter von 18 bis 65 Jahren. Der Verein will Talente fördern und ihnen eine öffentliche Bühne geben. So wie einst bei Erich Carow, der sein Talent auf der Bühne einer Berliner Brauerei zeigen durfte. Das Vereinsprojekt „Haus Carow am See“ ist eine Hommage an diesen Kleinkünstler und seine berühmte „Lachbühne“. Die Kleinkunstbühne befand sich im ehemaligen Biertunnel des Walhalla-Theaters in Mitte. Erich Carow und seiner Frau Lucie eröffneten sie 1927. Lucie sorgte für das leibliche Wohl der Gäste und war Erichs Bühnenpartnerin. Bekannte Künstler wie Fredy Sieg und Charlie Chaplin traten dort auf. Carows Volkskabarett zog aber nicht nur die kleinen Leute an. Zu den Stammgästen gehörten auch Kurt Tucholsky, Heinrich Mann, Max Pallenberg und Henny Porten.
Bei einem Bombenangriff im November 1943 wurde Carows Lachbühne völlig zerstört. Danach wurde es still um Erich und Lucie Carow. 1955, zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau übernahm Erich Carow das Ausflugsrestaurant „Haus Gatow am See“ in Gatow, nahe der kleinen Badewiese. Erich ließ eine neue Gartenhalle anbauen und nannte seine „Lachbühne“ fortan „Haus Carow am See“. Mit der Zeit wurde das Kabarett-Varieté weit über die Grenzen Gatows hinaus berühmt. Dort traten die Volksschauspielerin und Kabarettistin Brigitte Mira und der Schauspieler Harald Juhnke auf. Auch Fredy Sieg war wieder mit von der Partie, allerdings nur bis zum Mauerbau. Fredy Sieg lebte bis zu seinem Tod im heutigen Pankower Ortsteil Prenzlauer Berg.
Am Stadtrand später keine Chance mehr
Erich Carow wiederum starb 1956 im Alter von 62 Jahren an einem Herzinfarkt. Unter der Leitung seiner Nichte, Ursula Storch, erfreute sich das Varieté zwar noch lange enormen Zuspruchs, scheiterte aber schließlich an seiner ungünstigen Stadtrandlage und dem sich gewandelten Publikumsgeschmack. Mitte der 1970er Jahre wurde das „Haus Carow am See“ nebst Gaststätte abgerissen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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